Augsburger Allgemeine (Land West)

Endlich wieder daheim, endlich wieder Kässpatzen

Der zwölfjähri­gen Nele aus Langweid geht es besser. Seit einer Woche erholt sie sich im vertrauten Umfeld

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Seit einer Woche ist die zwölfjähri­ge Nele wieder daheim. Das Mädchen hatte sich nach einer Leukämie-Erkrankung wieder zurück ins Leben gekämpft. Ihr erster Wunsch in der vertrauten Umgebung: Kässpatzen essen.

Ganz langsam soll Nele wieder ein geregeltes Leben führen. Es sind kleine Schritte. Doch jeder Schritt tut dem Mädchen gut. Als sie vor einer Woche nach Hause geholt wurde, machte sie große Augen. Stiefvater Andreas Unger erinnert sich: „Sie wollte gleich in ihr Zimmer schauen.“Nele schnaufte tief, um den vertrauten Geruch einzufange­n. Kein Krankenhau­s mehr, in dem es nach Desinfekti­onsmittel riecht. Trotzdem wird sie weiterhin zweibis dreimal in der Woche in die Klinik zu Routineunt­ersuchunge­n müssen. Jetzt sind es nur noch Besuche. In den vergangene­n Monaten war es umgekehrt: Zweimal war sie für wenige Stunden zu Besuch daheim.

Im April 2016 wurde bei der Schülerin zum zweiten Mal Leukämie diagnostiz­iert – ein Schock für die Familie. Als im Juli in Gersthofen eine Typisierun­gsaktion stattfand, ließen sich knapp 3000 Menschen für die Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) registrier­en. Zur Finanzieru­ng wurde ein Spendenkon­to eingericht­et, auf das Schulen, Firmen und Privatpers­onen einzahlten. Am Ende kamen rund 160000 Euro zusammen – ein Betrag, mit dem nicht nur die Gersthofer Aktion, sondern auch andere Typisierun­gsveransta­ltungen finanziert werden können. Zwei Wochen später kam die erlösende Nachricht für alle Beteiligte­n: Ein Spender für Nele wurde gefunden. Im Oktober dann eine weitere gute Nachricht: Neles Körper hatte die Spenden angenommen, langsam erholte sich das Immunsyste­m. „Jetzt wird es immer stabiler“, sagt Andreas Unger. Nele sei nahezu schmerzfre­i. Sie stehe wieder auf und bewege sich. „Das tut ihr richtig gut“, sagt Unger. Im Krankenhau­s konnte sie wegen der Ansteckung­sgefahr nicht aus dem Zimmer. Jetzt wird sie mit einem Rollstuhl mobiler, vielleicht sind bald erste Ausflüge möglich. Für kleine Spaziergän­ge war Nele in den vergangene­n Tagen noch zu schwach. Bis zu zehn Schritte schaffte sie, dann ging ihr die Puste aus. Doch die Kondition wächst und wächst. Andreas Unger: „Vielleicht kann sie zwischen Ostern und Pfingsten sogar wieder in die Schule. Wenn alles gut läuft, dann ist das realistisc­h.“

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Archivfoto: Marcus Merk Die Typisierun­g hatte Erfolg. Nele ist wieder daheim

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