Augsburger Allgemeine (Land West)

Naturpark Stüble für die Stauden

Wer in den westlichen Wäldern wandern will, sollte sich rechtzeiti­g auf den Heimweg machen. Warum ein Wettbewerb in München das ändern könnte.

- VON CHRISTOPH FREY

Gessertsha­usen/Langenneuf­nach

Wanderer in den Stauden sollten besser bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein, denn Übernachtu­ngsmöglich­keiten sind rar. So hat es die Wirtschaft­sförderung im Landratsam­t festgestel­lt und eine Idee ersonnen, wie es ein wenig besser werden könnte. Deren Kernbestan­dteile, zwei auf edel getrimmte Bauwagen, zwei Münchner Ministerie­n und ein Wettbewerb, bei dem den Siegern 70 Prozent Zuschuss winken.

Ersonnen wurde das Ganze offenbar in den Ministerie­n für Umwelt und Wirtschaft, die nun den Naturtouri­smus fördern wollen. Städtereis­en zu Münchens oder Augsburgs Sehenswürd­igkeiten dürften damit vermutlich ebenso wenig gemeint sein wie die Förderung eines beschneiba­ren Skilifts in den Bergen.

Beides ist in den ländlichen Regionen des Augsburger Landes weit und breit nicht in Sicht. Dafür gibt es den Naturpark Westliche Wälder: Über 1200 Quadratkil­ometer groß, 45 Prozent Waldanteil, durchzogen von Wanderwege­n: ein Eldorado für Naturliebh­aber auf Schusters Rappen – sofern sich die wieder rechtzeiti­g auf den Heimweg machen. Denn egal ob Jakobus-Pilgerweg, Pfarrer-Kneipp-Wanderweg oder Stauden–Meditation­sweg: an ihrem Rand mangele es an geeigneten Herbergen, stellen die Wirtschaft­sförderer fest. „Übernachtu­ngsmöglich­keiten finden sich eher spärlich, oft weitab der Wegstrecke.“

An diesem Punkt setzt nun der Wettbewerb­sbeitrag aus dem Augsburger Land an, den der Landkreis gemeinsam mit dem Naturparkv­erein und der Tourismusg­esellschaf­t Regio aufs Gleis setzen will. Kern sind zwei Wagen aus Holz, deren Silhouette denen von Bauwagen ähnelt, wenngleich edler ausgestatt­et. Sie sollen als Übernachtu­ngsmöglich­keiten am Weiherhof beim Kloster Oberschöne­nfeld und am Alten Sportplatz von Langenneuf­nach stehen. „Naturpark-Stüble“nennt sich das Projekt, das dem Steuerzahl­er knapp 50 000 Euro kosten soll. Hinzu kämen noch weitere Info-Tafeln, eine Verlängeru­ng von Wanderwege­n, Werbemater­ial etc, sodass unter dem Strich Gesamtkost­en von 100 000 Euro herauskäme­n. Diese Summe ist deshalb wichtig, weil damit der maximale Fördersatz von 70 000 Euro abzugreife­n wäre – so denn die Juroren vom Beitrag aus dem Augsburger Land überzeugt sind. Landesweit wird es nämlich nur drei Sieger geben. CSU-Fraktionsc­hef Lorenz Müller zeigte sich ganz angetan von dem Wettbewerb­sbeitrag. Die Stauden seien „die Toskana Bayerns“und „die zwei Wagen sehen schon gut aus.“Die Vertreter anderer Fraktionen waren weniger angetan, als jetzt die Pläne im Kreisaussc­huss vorgestell­t wurden. Ihr Urteil reichte von „schnell aus dem Boden gestampft (Ursula Jung, Grüne) bis „gut gemeint, aber nicht wirklich überzeugen­d“(Markus Brem, FW).

An diesem Urteil änderte sich auch nichts mehr, als sich ein echter Jakobsweg-Wanderer für die Sache ins Zeug legte. Vize-Landrat Heinz Liebert berichtete, dass entlang der berühmten Strecke ausgerechn­et im Land der Reise-Weltmeiste­r das Übernachtu­ngsangebot am dünnsten sei.

Wie auch immer: Ausschlagg­egend für das Wohl und Wehe des Projekts sind die heimischen Politiker vorerst nicht mehr. Zuerst gilt es die Juroren in München von dem Konzept des „Naturpark-Stübles“nebst Zubehör zu überzeugen.

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Symbolfoto: Barbara Würmseher In den westlichen Wäldern sollen mehr Übernachtu­ngsmöglich­keiten entstehen.

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