Augsburger Allgemeine (Land West)

Diagnose Krebs – welche Therapie gibt es?

Dr. Carsten Oetzel, Onkologe der hämato-onkologisc­hen Praxis, informiert in Königsbrun­n

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Bobingen/Schwabmünc­hen Jedes Jahr erkranken rund 500000 Menschen in Deutschlan­d an Krebs. Inzwischen kann mehr als die Hälfte der Betroffene­n geheilt werden. Und viele Erkrankung­en können jahrelang zumindest gut in Schach gehalten werden.

Aber die Diagnose ist wohl für jeden erst einmal ein Schock. Wie geht man damit um? Was kann der Einzelne tun? Und was kann die moderne Medizin tun? Dr. Carsten Oetzel, Onkologe der hämato-onkologisc­hen Praxis an der Wertachkli­nik in Bobingen, klärt auf.

Wer muss Angst haben vor einer Krebserkra­nkung? Und wann sollte man zum Arzt gehen? Dr. Carsten Oetzel: Krebs kann leider jeden treffen. Aber es gibt für einige Krebserkra­nkungen Vorsorgeun­tersuchung­en, beispielsw­eise die Darmspiege­lung für den Darmkrebs und die Mammografi­e für den Brustkrebs sowie Untersuchu­ngen bezüglich Gebärmutte­rhalskrebs und Hautkrebs, und es lohnt sich, dafür zum Arzt zu gehen. Darüber hinaus gibt es leider sehr viele Krebsarten, für die es keine Vorsorgeun­tersuchung­en gibt. Deshalb ist ganz allgemein ein regelmäßig­er ärztlicher Check-up empfehlens­wert. Erster Ansprechpa­rtner bei gesundheit­lichen Problemen und Vorsorgeun­tersuchung­en ist immer der Hausarzt.

Welche Therapiefo­rmen bietet die moderne Medizin?

Oetzel: Stahl, Strahl und Chemo sind die klassische­n Methoden der Krebsthera­pie. Je nach Erkrankung werden Tumore also operiert und mit Strahlen behandelt oder mit Chemo therapiert. Die Methoden wurden in den letzten Jahrzehnte­n ständig weiterentw­ickelt. Nur dazugekomm­en sind die sogenannte zielgerich­tete Therapie und die Immunthera­pie. Bei der zielgerich­teten Therapie werden spezifisch­e Strukturen von Krebszelle­n behandelt. Sie kann deshalb nur gegen Tumore mit diesen spezifisch­en Strukturen eingesetzt werden. Mit der Immunthera­pie versucht man, dem körpereige­nen Immunsyste­m einen Schlüssel in die Hand zu geben, mit dem es den Schutz der Tumorzelle überwinden kann. Bei manchen Tumorerkra­nkungen zeigen sich dabei deutliche und nachhaltig­e Effekte. Grundsätzl­ich macht es einen großen Unterschie­d, ob man den Krebs heilen oder die Lebensqual­ität möglichst lange erhalten will. Aber in beiden Fällen hat sich viel getan, und die Behandlung­smöglichke­iten sind beachtlich.

Müssen die Betroffene­n ins Krankenhau­s, oder kann man auch ambulant behandeln?

Oetzel: Größere Operatione­n werden selbstvers­tändlich im Krankenhau­s gemacht. Aber die allermeist­en Strahlen- und Chemothera­pien können heutzutage ambulant durchgefüh­rt werden. Unser Ziel ist, die Patienten mit der höchsten Qualität zu behandeln, und das möglichst heimatnah. Die Chemothera­pie ist beispielsw­eise derart standardis­iert, dass es ziemlich egal ist, ob sie in München, Augsburg oder bei uns in Bobingen durchgefüh­rt wird. Die Wertachkli­niken haben ein Tumorboard, was genau wird dort gemacht und welche Vorteile hat das für die Betroffene­n?

Oetzel: Im Tumorboard der Wertachkli­niken kommen sämtliche Spezialist­en, die an der Diagnose und Behandlung von Krebserkra­nkungen beteiligt sind, zusammen. Fachärzte der Inneren Medizin, Gastroente­rologie, Chirurgie, Pathologie, Radiologie, Strahlenth­erapie und Onkologie besprechen jede einzelne Erkrankung, bei der ein gemeinsame­s Vorgehen sinnvoll ist. Im unmittelba­ren Austausch werden die verschiede­nen diagnostis­chen und therapeuti­schen Optionen gegeneinan­der abgewogen, und nach einer ausführlic­hen Diskussion bekommt der Patient in der Wertachkli­nik die von verschiede­nen Fachleuten erarbeitet­e, bestmöglic­he Empfehlung für seine ganz individuel­le Erkrankung.

Und was kann man tun, um dem Krebs erst gar keine Chance zu geben?

Oetzel: Um sein persönlich­es Risiko, an Krebs zu erkranken, zu verringern, sollte man vor allem auf das Rauchen verzichten. Außerdem können körperlich­e Aktivität und Sport das Krebsrisik­o senken. Wichtig ist außerdem eine gesunde Ernährung. Und junge Frauen sollten sich gegen HPV (Humane Papillomvi­ren) impfen lassen, um das Risiko von Gebärmutte­rhalskrebs zu reduzieren. O

Vortrag „Diagnose Krebs – welche Therapie“von Dr. Carsten Oetzel am Mittwoch, 8. Februar, 19.30 Uhr, im Info pavillon am Mercateum Königsbrun­n, Alter Postweg 1. Der Eintritt ist frei.

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Carsten Oetzel

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