Augsburger Allgemeine (Land West)
Mutti ist die Beste
Mother’s Finest im Spectrum
Das hat schon was von Dinosauriern, wenn eine Band seit über 45 Jahren den gleichen Sound vom Stapel lässt. So walzten denn auch im Spectrum die Songs des amerikanischen Sextetts Mother’s Finest kraftvoll tönend wie die ausgestorbenen Urtiere aus den Boxen. 1972 hatten Mother’s Finest ihr Debütalbum veröffentlicht. Schon damals waren es Joyce „Baby Jean“Kennedy und Glenn „Doc“Murdock, die der Band zu vokalem Laut verhalfen. Und damals schon waren die beiden ein Paar. Ebenfalls mit von der Partie waren von Anbeginn Jerry „Wyzard“Seay am funky-slappenden E-Bass und Gary „Moses Mo“Moore an der Gitarre. Letzterer ist auch heute noch der heimliche „Star“der Konzerte, dem sehr viel Freiraum für seine an Hendrix angelehnten Eskapaden gegeben wird. 1992 kam als zweiter Gitarrist John „Red Devil“Hayes dazu. Das treibende Schlagzeug wird derweil von Dion Derek Murdock, dem Spross des singenden Ehepaares, bedient.
Nach wie vor ist diese raue, unverblümte und auf ihre Art einzigartige Fusion aus 70ies Funk und Hard Rock einzigartig. Nach wie vor heizen die unvergesslichen Ohrwürmer „Mickey’s Monkey“, „Truth’ll Set You Free“oder „Piece Of The Rock“mit pumpender Energie ein. Und nach wie vor prägt die eindringliche Stimme von Joyce Kennedy das Geschehen.
Da nehmen sich die neueren Stücke aus dem 2015 erschienenen Album „Goody 2 Shoes & The Filthy Beasts“fast schon aus wie Ruhepole. Aber was sind „Cling To The Cross“oder „My Badd“schon gegen das unvergleichliche „Baby Love“, das im Repertoire natürlich nicht fehlte. Mag sein, dass Mother’s Finest Ideen für Neues schwerfallen. Das Alte aber ist unvergessen. Und diese Band live zu erleben, kommt ohne Übertreibung einer Urgewalt recht nahe.