Augsburger Allgemeine (Land West)
Dichtung mit Folgen
Auf den Spuren von Friedrich Hölderlin
Hölderlin und die Folgen: Was sich nach einer Wirkungsgeschichte anhört, wird hier zu einer intensiven Begegnung mit einem der sprachmächtigsten Geister genutzt. Der Germanist Rüdiger Görner nimmt den Leser mit auf eine anspruchsvolle, aber immer luzide beschriebene Expedition. Er führt uns mitten hinein in die Zeitgeschichte, die der politisch denkende Hölderlin (1770 – 1843) gespiegelt hat, aber auch auf die Höhen seiner Reflexionen und griechisch inspirierten Dichtung. Querschnitte der Biografie werden mit interpretierenden Einblicken in die großen Gedichte verknüpft, ohne dass das Dichterische schlicht heruntergebrochen würde.
Und doch öffnet Görner den Blick auf Hölderlins komplexe Schichtungen von „Heimat“, auf das Schwäbische und auf das Griechische, den Mythos und die Migration. Es ist dann, im zweiten Teil, der Kulturkritiker Hölderlin, zwischen Zorn und Prophetie stehend und Utopisches verkündend, den Görner durch die zweifellos beunruhigende Wirkungsgeschichte verfolgt. Auf diese Weise wird Hölderlin-Lektüre zu einem Teil unserer Standortbestimmung.
Wer also über diesen Großen, vielfach Unbekannten sich kundig machen möchte, wer Biografie, Zeitgeschichte und Rezeption als einen fortlaufenden Kommentar lesen will, der greife zu diesem Buch, das ohne Fußnoten auskommt und zugleich auf der Höhe wissenschaftlicher Diskussion ist.