Augsburger Allgemeine (Land West)
Dieser Aystetter schlägt gerne neue Töne an
Eine Stunde mit … Peter Eisenberger war der erste „Kindergärtner“in Augsburg. Auch bei seinen Hobbys liebt der grüne Gemeinderat das Außergewöhnliche
Er ist ein Mann, der auffällt – schon allein wegen seiner Optik: Peter Eisenberger trägt lange Haare, die bis auf die Schultern herabfallen – aber er bündelt sie in einem lockeren Pferdeschwanz. Dieser „Kopfputz“weist nur ein bisschen darauf hin, dass der Sympathie ausstrahlende Aystetter alles andere als Mainstream ist.
So groß gewachsen Eisenberger selbst ist, beruflich haben es ihm die Kleinen angetan. In seiner Generation, Peter Eisenberger ist 51 Jahre alt, war es wohl eher ungewöhnlich, dass ein männliches Wesen den Beruf des Kinderpflegers und später des Erziehers lernt und diesen bis heute ausübt. Eisenberger leitet den Kinderhort im Drei-Auen-Bildungshaus in Augsburg-Oberhausen und koordiniert die Angebote und das pädagogische Konzept in dem im Hause befindlichen Bürgertreff, der als Quartierswerkstatt fungiert. In sein berufliches und erzieherisches Engagement bindet Peter Eisenberger seine Leidenschaft für Musik ein – und auch hier setzt er Akzente: Er liebe und spiele Choro (ausgesprochen: Schoro), ein brasilianischer Musikstil, eine Art brasilianischer Jazz, erklärt Eisenberger.
Die Instrumente in seinem Aystetter Haus weisen darauf hin, dass der Musiker nicht nur zur Gitarre greift: Klavier, Cello, Schlagzeug, Xylofon sieht der Besucher auf den ersten Blick. Johann Sebas- tian Bach ist ihm ebenso wichtig wie Choro. So wichtig, dass Ehefrau Juliane und er die beiden kleinen Söhne dem berühmten Komponisten zu Ehre Johannes und Sebastian nannten ...
Ein Mann mit Herz und Humor, das spürt man auch im Aystetter Gemeinderat, dem Peter Eisenberger als einziger Grüner seit 2014 angehört. Zum 55. Geburtstag des Aystetter Bürgermeisters Peter Wendel brachte Eisenberger einfach seine Gitarre mit in die Sitzung und stimmte ein Geburtstagsständchen an. Auf der Aystetter Kunstausstellung musizierte er mit Saxofonist Marc Feierabend. Schon als Jugendlicher hat er mit Schlagzeug angefangen, oft fünf Stunden am Tag geübt, Gitarre gelernt, eigene Bands gehabt, sich während Fachoberschule und Berufsausbildung in Augsburg viel mit Musik beschäftigt, Johann Sebastian Bach und die Barockmusik entdeckt. Eisenberger spielt Schlagzeug, Gitarre, für den privaten Gebrauch auch Klavier und Cello, leitet seit 23 Jahren die Trommelgruppe Sambamania und trat und tritt mit dieser bei unzähligen örtlichen und überregionalen Veranstaltungen auf.
Im Jahr 2000 nahm Sambamania als Maracatu-Gruppe auf der Abschlussparade der Expo 2000 in Hannover teil und war voriges Jahr bei einem internationalen MaracatuTreffen in Paris. „Maracatu ist ein schwarz-afrikanischer Trommelstil“, erklärt Peter Eisenberger. In Deutschland gebe es nur etwa sechs Gruppen, die diese Musik spielen. 2003 durften er und ein Sambamania-Mitglied sogar in Recife/Brasilien beim Karneval mitmusizieren – eine große Ehre für einen Nichtbrasilianer und „ein tolles Erlebnis“.
Begeisterung und Liebe klingt mit, wenn Peter Eisenberger über Musik spricht. „Musik tut mir einfach gut“, sagt er überzeugend. „Sie macht Freude“– und diese Freude will er auch an die 85 Hortkinder im Drei-Auen-Bildungshaus weitergeben. Sie sollen erfahren, dass Musik Spaß macht und es auch Spaß macht, mit anderen Musik oder Zuhörern eine Freude zu machen.
Mit der Trommelklasse der Hortkinder ist er auf dem Aystetter Fasching ebenso präsent wie auf Festen in Oberhausen. Im mit vielen Instrumenten ausgestatteten Musikraum seiner Arbeitsstelle kann Peter Eisenberger die Oberhauser Hortkinder, die oft aus bildungsfernen Schichten stammen, in unmittelbare Erfahrung mit Musik bringen und somit einen erzieherischen Schwerpunkt setzen.
Seit 26 Jahren ist Eisenberger nun Erzieher. Als er als männlicher „Kindergärtner“seine Arbeit übernahm, „war ich der erste Mann bei der Stadt Augsburg im Erzieherbereich“; ein „Paradiesvogel“, wie damals unsere Zeitung titelte. Für seinen Beruf und seine Kollegen setzt sich Peter Eisenberger als Mitglied des Dienstpersonalrats der städtischen Kitas und als Mitglied des Gesamtpersonalrats der Stadt Augsburg ein.
Vor mehr als 20 Jahren zog er nach Aystetten. Im Wohnzimmer hängt über der selbst aus Kirschholz geschreinerten Essgruppe ein Foto seiner großen Tochter Lara zu Pferd, die Tochter aus einer früheren Beziehung. Zur Kommunalpolitik stieß Peter Eisenberger bei den Gemeinderatswahlen 2014 und kam über die Liste der SPD/Grüne in den Gemeinderat. Die Grünen sind „seine“Partei – „mit allen Untiefen“. Er versucht, grüne Ideen selbst zu leben, fährt konsequent Fahrrad („Ich habe keinen Führerschein!“) und ist seit über 30 Jahren Vegetarier.