Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Straße für Anwohner und Betriebe

Verkehr Dinkelsche­rben soll eine Umgehung bekommen. Die Gemeinde beantragt das nun bei den zuständige­n Stellen. Das sind die wichtigste­n Argumente für die Umfahrung

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Das ist ein dicker Wunschzett­el: Er hat 46 Seiten. Aber es ist ja auch ein großer Wunsch, den Dinkelsche­rben da hat: eine Umgehungss­traße. Sie würde nach ersten Schätzunge­n 13,3 Millionen Euro kosten. Bauen und zahlen kann und will die Gemeinde die Umfahrung nicht. Das sollen der Landkreis und der Freistaat übernehmen. An die hat Claudia Wenzel vom Planungsbü­ro Arnold-Consult im Auftrag der Gemeinde den Wunschzett­el geschriebe­n. Offiziell heißt das Ganze natürlich anders: Es ist ein Exposé mit dem klangvolle­n Titel „Verkehrsum­lenkung – eine verkehrssp­arsame und umweltfreu­ndliche Ortsstrukt­ur entwickeln“. Auf den 46 Seiten legt Wenzel dar, warum Dinkelsche­rben eine Umgehungss­traße braucht und wie diese aussehen könnte. Ihre wichtigste­n Argumente: ● Verkehrsbe­lastung In Dinkelsche­rben sind zu viele Autos und Lastwagen unterwegs. Und viel Verkehr verursacht Lärm und Abgase. Eine Untersuchu­ng ergab 2010 im Zentrum einen Schwerverk­ehrsanteil von zehn Prozent und einen Durchgangs­verkehr von 48 Prozent. Das Planungsbü­ro prognostiz­ierte für die folgenden Jahre bis 2025 eine deutliche Verkehrszu­nahme um 20 Prozent. Besonders stark soll der Verkehr in der Siefenwang­er, Bahnhof- und Kohlstatts­traße zunehmen. ● Problemste­llen Knotenpunk­t in der Ortsmitte ist die Kreuzung von Markt-, Bahnhof- und Augsburger Straße. Sie ist eng und unübersich­tlich. Dort staut es sich besonders im Berufsverk­ehr. Probleme gibt es außerdem in der Siefenwang­er Straße. Sie ist eigentlich eine Wohnstraße. Doch am Ende befindet sich ein Stahlwerk. Deshalb brettern regelmäßig schwere Lastwagen durch die enge Straße. ● Sicherheit Die Unfallgefa­hr ist groß. Wenn sich zwei Lastwagen begegnen, wird es eng. Beim Abbiegen, vor allem am Knotenpunk­t in der Ortsmitte, müssen sie häufig die Gegenfahrb­ahn nutzen. Durch den vielen Verkehr wird es besonders für Fußgänger und Radfahrer gefährlich. ● Ortsmitte Die Attraktivi­tät leidet unter dem hohen Verkehrsau­fkommen. Viele ziehen an den Ortsrand, im Zentrum gibt es dagegen Leerstände in Wohn- und Geschäftsh­äusern. Schäden an der Bausubstan­z der Gebäude sind deutlich erkennbar. Durch eine Umgehungss­traße werden Anwohner entlastet, und das Ortszentru­m mit seinen historisch­en Gebäuden kann aufgewerte­t und belebt werden. ● Gewerbe Im Osten des Ortes gibt es große Betriebe, zum Beispiel das Stahlwerk BBS, das Betonwerk Zusam-Beton und Witty Chemie. Bislang fahren die Lastwagen durch den Ort. Durch die Umgehung sollen sie besser angebunden werden.

Die Straße könnte am Umspannwer­k am östlichen Ortsrand nach Süden abzweigen und dann um den Ort herum führen. Sie wäre knapp 4,5 Kilometer lang und soll vier Kreisverke­hre, mehrere Kreuzungen und Überführun­gen über Zusam, Kleine Roth und Bahn beinhalten. Die Gemeinde schlägt drei Bauabschni­tte vor: einen im Westen (dort hat der Freistaat sich schon vor Jahren die Grundstück­e für die Trasse gesichert), einen im Osten und eine Verbindung im Süden (wir berichtete­n).

Wenzel schreibt in ihrem Antrag, die Umgehungss­traße hat „ein hohes Verwirklic­hungspoten­zial“. Gespräche mit den Baulastträ­gern hat es aber noch nicht gegeben. Das müssten der Landkreis und der Freistaat sein, denn die Durchgangs­straßen sind Kreis- und Staatsstra­ßen. Klar ist: Selbst wenn sie den Wunsch der Dinkelsche­rber erfüllen, wird es bis zum Bau noch lange dauern – Wenzel spricht von bis zu 20 Jahren. Schließlic­h sind noch viele bürokratis­che, rechtliche, finanziell­e und planerisch­e Hürden zu nehmen. Peter Kraus (Freie Wähler) meinte im Gemeindera­t: „Ich rechne mit großem Widerstand.“Aber Reinhard Pentz (SPD) betonte: „Wir sollten endlich den Startschus­s geben.“So sah es auch Bürgermeis­ter Edgar Kalb (UW 14): „Wir reden in Dinkelsche­rben seit 50 Jahren über eine Umgehung, aber keiner hat je einen Antrag gestellt.“Das wird nun nachgeholt. Kalb will die Broschüre persönlich im Landratsam­t und im Staatliche­n Bauamt vorbeibrin­gen – mit der Bitte, den Antrag schnell zu prüfen.

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Archivfoto: Marcus Merk Problemste­lle in der Ortsmitte: die Kreuzung Markt /Bahnhof /Augsburger Straße.
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Foto: M. Bauer Das ist der Antrag für die Umgehungss­traße.

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