Augsburger Allgemeine (Land West)
Wer ist der „Blumen Raffael“?
Flachbildschirme. Fangen wir an mit dem „Blumen-Raffael“. Nie gehört, obwohl der Blumen-Breughel in Abgrenzung zum Bauern-Breughel ein Begriff ist? Macht nichts, das ist keine gravierende Wissenslücke. Obwohl der „Blumen-Raffael“, wie ihn seine Freunde in Rom zu Beginn des 19. Jahrhunderts nannten, exquisit aquarellieren konnte. Schauen Sie sich das nebenstehende Pflanzenstillleben mit u.a. Mimosen, Granatapfelblüten und Buschwinden an: schön komponiert, wunderbar detailliert ausgeführt, staunenswert farbfrisch. Bürgerlich hieß dieser Raffael: Adolf Senff. Und er lernte einst sein Handwerk – wie Caspar David Friedrich – u. a. bei Gerhard von Kügelgen in Dresden, wo er als Hauslehrer seinerseits die Kinder unterrichtete. Gut 50 Zentimeter ist das BlumenAquarell hoch – und kostet bei Teeuwisse/Berlin 38000 Euro.
Eine vortrefflich aquarellierte blaue Iris findet sich auch im Handschriften-Antiquariat Tenschert/ Schweiz. Aber jetzt wird es richtig teuer. Denn diese Naturansicht ist mit rund 750 weiteren akribischen
Naturstudien Bestandteil von zwölf Folianten, die der kunstsinnige Habsburger-Kaiser Rudolf II. an seinem Hof in Prag für ein „Papiermuseum“anfertigen ließ. Und wer malte darin um 1600 die Iris sowie viele weitere Illustrationen? Sein Leibarzt Anselmus de Boodt. Für die zwölf Folianten muss man was übrig haben: fünf Millionen.
Nun sind wir in einem Bereich, da
Tresor zweckdienlich ist. Als begehbare, eisenbewehrte Schatztruhe hat der Münchner KunstkammerHändler Laue seinen Stand auf den „Champs-Élysées“der Messe gestaltet – da, wo die Platzhirsche der Branche Hof halten –, darinnen eine über lange Zeit zusammengetragene Sammlung von Steinschneidearbeiten. Auch in dieser Kunst war Augsburg, neben Mailand und Prag, im
17. Jahrhundert wieder einmal führend. Johann Daniel Mayer hieß ein bedeutender Augsburger Meister seinerzeit, und von ihm bietet Laue u. a. einen kleinen Jade- und JaspisHumpen mit Emaille-Silbermontierungen für 220000 Euro an – wie er ähnlich auch im Metropolitan Museum New York zu finden ist. Das Augsburger Maximilianmuseum war übrigens schon einmal Empfänein