Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Thema der Woche: Theater im Kühlhaus
Das Umstrittenste an der Brechtfestival-Inszenierung von „Die Maßnahme“waren die Rahmenbedingungen. Das fing bei uns in der Redaktion am Montag an, als ein Kollege sagte, dass es eine Zumutung gewesen sei, diese Kälte.
Am Donnerstag rief Herr Pein aus Öhringen in der Redaktion an. Er hatte unsere Besprechung der „Maßnahme“gelesen, am Samstag in Augsburg. Herr Pein erzählte, dass er diese Inszenierung unbedingt habe sehen wollen, weil er vergangenes Jahr das Buch von Regisseur Selcuk Cara „Türke, aber trotzdem intelligent“gelesen habe – „ein toller Typ“. Zwei Mal hatte Pein in Augsburg mit dem Brechtbüro telefoniert, hatte Karten für die Premiere bekommen, freute sich. Das erste Mal Augsburg, das erste Mal eine Cara-Inszenierung, dazu die Eröffnung des Brechtfestivals.
Anlassgerecht theaterfein gekleidet haben Herr Pein und seine Begleitung schon bei der Eröffnungsrede im Scheibengasbehälter gemerkt, dass das hart wird. Vor allem: Es wurde im Apparatehaus nicht wärmer. Konzentration auf den Inhalt? So gut wie unmöglich. Sie froren erbärmlich. Am Telefon fragte Herr Pein nun: „Was habe ich falsch gemacht?“Ja, das erinnerte an die Diskussionen, die Schauspieler in der „Maßnahme“mit dem Publikum anzetteln sollten. Pein fragte weiter: „Muss ich mir eine Grippe holen, wenn ich Theater in Augsburg schaue?“Und Herr Pein fällte sein Urteil: „Die Organisation hat das an die Wand gefahren.“
So hat es der Abend doch geschafft, ein Gesprächsthema die Woche über zu bleiben, nur leider nicht aus künstlerischen, sondern aus kühltechnischen Gründen.
*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.