Augsburger Allgemeine (Land West)
Juristisches Kabarett
Kresslesmühle Werner Koczwara findet seine Pointen auf dem Amt und vor Gericht
Wie einfach kurzweilige Stand-upUnterhaltung sein kann, bewies der Kabarettist Werner Koczwara mit seinem Programm „Einer flog übers Ordnungsamt“. Damit hielt er das zahlreich erschienene Publikum in der Kresslesmühle bestens bei Laune. Dabei hatte er selbst nur wenige Pointen gedrechselt. Koczwara hielt sich an die Devise: Die besten Geschichten liegen auf der Straße oder, anders formuliert, finden sich auf dem Amt und vor Gericht.
Koczwara ist der Erfinder des juristischen Kabaretts. Nicht wenige Urteile unserer Gerichte erweisen sich als Füllhorn für Pointen. Der Logik juristischen Denkens setzt Koczwara bissige Kommentare gegenüber. Ob BGB oder BGH, Absurditäten sind garantiert.
So wird im BGB §1314 für Familien festgehalten: „Ein Ehegatte kann um Aufhebung der Eheschließung begehren, wenn er nicht gewusst hat, dass es sich um eine Eheschließung handelt.“Im Familienrecht offenbarte auch der Blick in die Geschichte Absurdes. So war 1667 im Hattinger Landrecht festgehalten: „So ein Mann den ehelichen Beischlaf nicht vollziehen kann und die Frau darüber klagt, so soll er sie über sieben Zäune tragen und seinen Nachbarn bitten, dass er seiner Frau helfe.“
Auch die Männer kamen zu ihrem Recht. So in einem BGH-Urteil aus dem Jahr 1969: „Wird der Lenker eines Fahrzeugs in einen Unfall verwickelt, so gilt die mitreisende Ehegattin als am Unfall Beteiligte, da davon auszugehen ist, dass sie durch regelmäßiges, ständiges Gerede den Fahrer ablenkte.“Applaus für zwei Stunden beste Unterhaltung.