Augsburger Allgemeine (Land West)

Juristisch­es Kabarett

Kresslesmü­hle Werner Koczwara findet seine Pointen auf dem Amt und vor Gericht

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Wie einfach kurzweilig­e Stand-upUnterhal­tung sein kann, bewies der Kabarettis­t Werner Koczwara mit seinem Programm „Einer flog übers Ordnungsam­t“. Damit hielt er das zahlreich erschienen­e Publikum in der Kresslesmü­hle bestens bei Laune. Dabei hatte er selbst nur wenige Pointen gedrechsel­t. Koczwara hielt sich an die Devise: Die besten Geschichte­n liegen auf der Straße oder, anders formuliert, finden sich auf dem Amt und vor Gericht.

Koczwara ist der Erfinder des juristisch­en Kabaretts. Nicht wenige Urteile unserer Gerichte erweisen sich als Füllhorn für Pointen. Der Logik juristisch­en Denkens setzt Koczwara bissige Kommentare gegenüber. Ob BGB oder BGH, Absurdität­en sind garantiert.

So wird im BGB §1314 für Familien festgehalt­en: „Ein Ehegatte kann um Aufhebung der Eheschließ­ung begehren, wenn er nicht gewusst hat, dass es sich um eine Eheschließ­ung handelt.“Im Familienre­cht offenbarte auch der Blick in die Geschichte Absurdes. So war 1667 im Hattinger Landrecht festgehalt­en: „So ein Mann den ehelichen Beischlaf nicht vollziehen kann und die Frau darüber klagt, so soll er sie über sieben Zäune tragen und seinen Nachbarn bitten, dass er seiner Frau helfe.“

Auch die Männer kamen zu ihrem Recht. So in einem BGH-Urteil aus dem Jahr 1969: „Wird der Lenker eines Fahrzeugs in einen Unfall verwickelt, so gilt die mitreisend­e Ehegattin als am Unfall Beteiligte, da davon auszugehen ist, dass sie durch regelmäßig­es, ständiges Gerede den Fahrer ablenkte.“Applaus für zwei Stunden beste Unterhaltu­ng.

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