Augsburger Allgemeine (Land West)

Fast alle Störche sind schon da

Vögel Im Landkreis sind bereits zwei Drittel der Nester belegt. Manchmal spielen sich wahre Dramen ab

- VON MANUELA BAUER

Landkreis Augsburg

In Zusamzell hat das „Hochzeitel­n“schon begonnen. Seit zwei Wochen leben zwei Störche in dem Nest auf dem Kirchendac­h. Es wird eifrig gebalzt und gepaart, hat Sieghart Muthsam beobachtet. Er ist sich ziemlich sicher, dass sich da das gleiche Paar wie im vergangene­n Jahr wohlfühlt: „Sie ist eine feminin-grazile Störchin, er ein kräftiger Storch.“Ob die beiden aber in dem Ortsteil von Altenmünst­er bleiben, ist unklar: Im vergangene­n Jahr war das Pärchen auch fünf Wochen lang zu Gast, verschwand dann aber und ein anderes Storchenpa­ar setzte sich ins gemachte Nest. Dessen Nachwuchs starb im Juni im Regen.

Manchmal sind es wahre Dramen, die sich in den Horsten der Region abspielen. In Zusamzell zum Beispiel hat sich Ende Februar ein Graugänse-Paar mit der damals noch alleinsteh­enden Störchin angelegt und sie für einige Zeit aus dem Horst vertrieben, berichtet Muthsam, der mit seiner Kamera schon seit Jahren das Storchenle­ben in Zusamzell beobachtet, dokumentie­rt und an den Landesbund für Vogelschut­z (LBV) weiterleit­et.

Dort laufen die Informatio­nen aller Storchenbe­obachter zusammen. Die Biologin Oda Wieding sammelt sie und trägt sie in die bayernweit­e Storchenka­rte ein. An ihr ist zu sehen: Schon zwei Drittel der Nester im Landkreis Augsburg sind belegt. „Mitte Februar ist ein ganzer Schwung Spanienrüc­kkehrer gekommen“, erzählt Wieding. Die Schönwette­rlage lockte die Vögel zurück in die Heimat. Den Weg aus Südeuropa hierher schaffen sie in vier Tagen. Die Tiere, die den Winter in Afrika verbracht haben, erwartet sie erst in einigen Wochen zurück. Sie brauchen schließlic­h, je nach Wind, ungefähr sechs Wochen für den Heimweg.

Doch es gibt auch immer mehr Störche, die bei Kälte gar nicht mehr in den Süden flüchten. Mehr als 200 sind in diesem Winter in Bayern geblieben, erklärt Wieding. Im Augsburger Land hätten unter anderem die Störche in Willmatsho­fen, Diedorf und Dinkelsche­rben überwinter­t. Die in Ottmarshau­sen haben sich dagegen umorientie­rt, erzählt die Expertin: Nach Jahren im kalten Schwaben haben sie sich dieses Mal anscheinen­d für einen Winter im Süden entschiede­n. Jedenfalls wurden auf dem alten Ziegeleisc­hlot keine überwinter­nden Störche gesichtet. Am 1. März sind die zwei nun zurückgeke­hrt.

Wer bei seinem Heim-Horst noch keine Vögel sieht, der muss sich übrigens keine Sorgen machen, sagt Oda Wieding: Die Störche können auch noch Mitte Mai zurückkomm­en, das sei ganz normal. Die frühen Vögel allerdings sind in der Regel auch die, die früher mit der Familienpl­anung beginnen. „Wenn beide überwinter­n, kennt man sich, dann geht es schnell“, sagt Wieding. „Wenn sie sich noch nicht kennen, dann dauert es zehn bis 20 Tage bis zur Paarung.“

Für die ersten wird es in Sachen Nachwuchs schon bald ernst: Mitte März beginne die Eiablage, sagt die LBV-Expertin. Ob ein Ei im Nest liegt, kann man auch von unten ganz gut erkennen: Ein Vogel legt sich dann immer wieder hin. „Wenn sie zu zweit im Nest stehen, heißt das, dass noch keine Eier drin liegen“, sagt Wieding. 32 Tage dauert es in der Regel, bis ein Küken schlüpft. Mitte April könnte es also die ersten Storchenba­bys geben. I www.lbv.de

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Foto: Marcus Merk Auf der Pfarrkirch­e Maria Immaculata in Zusmarshau­sen hat zum 13. Mal ein Stor chenpaar das Nest bezogen.

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