Augsburger Allgemeine (Land West)

Hüpfen wie ein Känguru: Da fließen Schweiß und Glückshorm­one

Serie (2) Ein Fitnesspro­gramm mit enormem Spaßfaktor: Mit den Kangoo-Schuhen laufen und spielerisc­h abnehmen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND MARCUS MERK (FOTOS)

Es ist Fastenzeit, der Frühling kommt, und sie ist wieder da: unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstvers­uch testen wir in den kommenden Wochen verschiede­ne Möglichkei­ten, sich fit zu halten, und geben anhand unserer dabei gesammelte­n Erfahrunge­n Tipps.

Gersthofen

Kängurus müssen glückliche Tiere sein. Jedenfalls können sie den lieben langen Tag hüpfen. Und das macht glücklich. Wer mit Kitty Pfeifer und den Spezialsch­uhen hüpft, wird auch glücklich. Schon 40 Minuten mit der KangooJump-Lehrerin reichen für einen Tag aus – locker.

Der Schweiß läuft schon nach zwei Minuten. Aber von Anstrengun­g keine Spur – die Endorphine purzeln nur so durch den Körper. Das sind die Glückshorm­one, die durch das ständige Auf und Ab ausgeschüt­tet werden. Vergessen ist das Bild an der Spiegelwan­d im SanusStudi­o in Gersthofen, das an einen Bewegungsl­egasthenik­er erinnert. Ehrlich: Wer ein wenig motorische­s Talent hat, tut sich mit den KangooSchu­hen etwas leichter. Trotzdem ist es ungewohnt, am Anfang die Federbeweg­ungen zu kontrollie­ren. Die Daniel-Düsentrieb­Schuhe, die an Inliner ohne Rollen erinnern, katapultie­ren die 80 Kilo Körpermass­e nach oben. Fast so, als wären es kleine Minitrampo­line. Sind es aber nicht. Für den Effekt sorgen zwei aufgespann­te Plastikstr­eifen.

Wer mit etwas Kraft und der richtigen Körperspan­nung auftritt, kann hoch schon mal einen halben Meter steigen. Aber keinesfall­s bis zur Decke – die Befürchtun­g gab es vor dem Termin. Und irgendwann reifte auch dann der Gedanke, Helm und Protektore­n mitzunehme­n. Mit den ersten Schritten in den Spezialsch­uhen sind alle Bedenken ausgeräumt: Ein leichtes Wippen nach vorne und nach hinten, keinesfall­s zur Seite – die Balance zu halten ist kaum ein Problem.

Kitty Pfeifer fängt ganz langsam an: Erst kleine Schritte, dann Ausfallsch­ritte links und rechts. Pfeifer erklärt: „Becken nach vorne, Schultern nach hinten und Kinn vor.“Die Knie dürfen keinesfall­s federn. Auf die Körperhalt­ung kommt es an. Nach und nach wird klar, dass der Fokus nicht auf hohen Sprüngen liegt, sondern auf den kleinen Schritten. Und für die ist viel Kraft nötig.

Nach den ersten Übungen an der Spiegelwan­d mit fetziger Musik geht es abwechseln­d einen Schritt zur Seite, dann nach vorne, nach hinten. Dann wird gleichzeit­ig mit beiden Beinen gesprungen. „Die Arme nicht vergessen“, ruft Kitty Pfeifer. Mal in die Hüfte stemmen, dann wieder in die Höh’. Puhhh. Die Kangoo-Trainerin zählt laut den nächsten Schritt an.

Es braucht seine Zeit, bis die Bewegungsa­bläufe klappen. Als die 34-Jährige dann eine kleine Choreograf­ie wie aus dem Aerobic-Training vormacht, ist es vorbei. Kreuzschri­tt links, tipp-tipp-tipp, Kreuzschri­tt rechts. Wirklich komplizier­t mit den Hüpfschuhe­n, die vier Kilo auf die Waage bringen. Trotzdem macht’s Spaß, was freilich auch am Gemüt von Kitty Pfeifer liegt. Sie reißt einen förmlich mit.

Vor Jahren sei sie in Rumänien auf die Schuhe gekommen. Dort gebe es die Schuhe schon länger, sagt sie. Kitty Pfeifer kämpfte gegen ihre Pfunde an. Sie hatte ein Gewichtspr­oblem, wie sie unumwunden zugibt. Um die Pfunde loszuwerde­n, hatte sie alles ausprobier­t. Trennkost, Sportprogr­amme oder Spezialsha­kes. Kurzzeitig hatte sie damit auch Erfolg. Doch dann holte sie der Jo-Jo-Effekt wieder ein.

Die 34-Jährige zeigt auf ihrem Handy ein Bild: Zu sehen ist eine blonde Frau in einem langen schwarzen Kleid. Könnte die Sängerin Adele (Hello) sein. Ist es aber nicht. „Das war ich“, sagt Kitty Pfeifer. „Das war ich, aber mit 20 Kilo mehr.“Unglaublic­h – aus der kräftigen Frau in schicker Garderobe ist eine schlanke, drahtige Sportlerin geworden. Innerhalb von zwei Jahren hatte Kitty Pfeifer mit den Känguru-Schuhen Kilo um Kilo abgespeckt. „Nur die Ausdauer bringt’s“, sagt die Trainerin. Von heute auf morgen von null auf hundert abnehmen – das funktionie­re leider nicht.

Mit den Spezialsch­uhen, die etwa 200 Euro kosten, lässt sich wie im Schlaf Fett verbrennen. Denn schon durch das Gleichgewi­chthalten werden viele Muskelgrup­pen beanspruch­t. „Eigentlich müsste man auch beim Kochen in der Küche die Schuhe anziehen“, meint Pfeifer. Und, tut sie es? „Nein. Ich habe doch meinen Küchenhelf­er.“Aber der sorgt eher für mehr Kalorien. Apropos Kalorien: In einer Stunde Kangoo-Fitness auf einem höheren Level werden etwa 1000 Kalorien verbrannt, sagt Kitty Pfeifer. Gefühlt waren es nach der Premiere sicherlich 10 000.

Fazit: Wer kein Problem damit hat, von der Außenwelt schräg beäugt zu werden, wenn er auf den Spezialsch­u hen durch die Gegend hüpft, der sollte den Fitnesspor­t unbedingt ausprobie ren. Er macht riesigen Spaß. Muskel kater gab’s übrigens nach der ersten Einheit nicht.

 ??  ?? Hüpfen wie ein Känguru: Die Sportart ist in Deutschlan­d noch relativ unbekannt. Wer es einmal angefangen hat und die relativ ho hen Kosten für die Schuhe nicht scheut, wird davon nicht mehr loskommen, meint Trainerin Kitty Pfeifer (links), die...
Hüpfen wie ein Känguru: Die Sportart ist in Deutschlan­d noch relativ unbekannt. Wer es einmal angefangen hat und die relativ ho hen Kosten für die Schuhe nicht scheut, wird davon nicht mehr loskommen, meint Trainerin Kitty Pfeifer (links), die...
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