Augsburger Allgemeine (Land West)
Hüpfen wie ein Känguru: Da fließen Schweiß und Glückshormone
Serie (2) Ein Fitnessprogramm mit enormem Spaßfaktor: Mit den Kangoo-Schuhen laufen und spielerisch abnehmen
Es ist Fastenzeit, der Frühling kommt, und sie ist wieder da: unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstversuch testen wir in den kommenden Wochen verschiedene Möglichkeiten, sich fit zu halten, und geben anhand unserer dabei gesammelten Erfahrungen Tipps.
Gersthofen
Kängurus müssen glückliche Tiere sein. Jedenfalls können sie den lieben langen Tag hüpfen. Und das macht glücklich. Wer mit Kitty Pfeifer und den Spezialschuhen hüpft, wird auch glücklich. Schon 40 Minuten mit der KangooJump-Lehrerin reichen für einen Tag aus – locker.
Der Schweiß läuft schon nach zwei Minuten. Aber von Anstrengung keine Spur – die Endorphine purzeln nur so durch den Körper. Das sind die Glückshormone, die durch das ständige Auf und Ab ausgeschüttet werden. Vergessen ist das Bild an der Spiegelwand im SanusStudio in Gersthofen, das an einen Bewegungslegastheniker erinnert. Ehrlich: Wer ein wenig motorisches Talent hat, tut sich mit den KangooSchuhen etwas leichter. Trotzdem ist es ungewohnt, am Anfang die Federbewegungen zu kontrollieren. Die Daniel-DüsentriebSchuhe, die an Inliner ohne Rollen erinnern, katapultieren die 80 Kilo Körpermasse nach oben. Fast so, als wären es kleine Minitrampoline. Sind es aber nicht. Für den Effekt sorgen zwei aufgespannte Plastikstreifen.
Wer mit etwas Kraft und der richtigen Körperspannung auftritt, kann hoch schon mal einen halben Meter steigen. Aber keinesfalls bis zur Decke – die Befürchtung gab es vor dem Termin. Und irgendwann reifte auch dann der Gedanke, Helm und Protektoren mitzunehmen. Mit den ersten Schritten in den Spezialschuhen sind alle Bedenken ausgeräumt: Ein leichtes Wippen nach vorne und nach hinten, keinesfalls zur Seite – die Balance zu halten ist kaum ein Problem.
Kitty Pfeifer fängt ganz langsam an: Erst kleine Schritte, dann Ausfallschritte links und rechts. Pfeifer erklärt: „Becken nach vorne, Schultern nach hinten und Kinn vor.“Die Knie dürfen keinesfalls federn. Auf die Körperhaltung kommt es an. Nach und nach wird klar, dass der Fokus nicht auf hohen Sprüngen liegt, sondern auf den kleinen Schritten. Und für die ist viel Kraft nötig.
Nach den ersten Übungen an der Spiegelwand mit fetziger Musik geht es abwechselnd einen Schritt zur Seite, dann nach vorne, nach hinten. Dann wird gleichzeitig mit beiden Beinen gesprungen. „Die Arme nicht vergessen“, ruft Kitty Pfeifer. Mal in die Hüfte stemmen, dann wieder in die Höh’. Puhhh. Die Kangoo-Trainerin zählt laut den nächsten Schritt an.
Es braucht seine Zeit, bis die Bewegungsabläufe klappen. Als die 34-Jährige dann eine kleine Choreografie wie aus dem Aerobic-Training vormacht, ist es vorbei. Kreuzschritt links, tipp-tipp-tipp, Kreuzschritt rechts. Wirklich kompliziert mit den Hüpfschuhen, die vier Kilo auf die Waage bringen. Trotzdem macht’s Spaß, was freilich auch am Gemüt von Kitty Pfeifer liegt. Sie reißt einen förmlich mit.
Vor Jahren sei sie in Rumänien auf die Schuhe gekommen. Dort gebe es die Schuhe schon länger, sagt sie. Kitty Pfeifer kämpfte gegen ihre Pfunde an. Sie hatte ein Gewichtsproblem, wie sie unumwunden zugibt. Um die Pfunde loszuwerden, hatte sie alles ausprobiert. Trennkost, Sportprogramme oder Spezialshakes. Kurzzeitig hatte sie damit auch Erfolg. Doch dann holte sie der Jo-Jo-Effekt wieder ein.
Die 34-Jährige zeigt auf ihrem Handy ein Bild: Zu sehen ist eine blonde Frau in einem langen schwarzen Kleid. Könnte die Sängerin Adele (Hello) sein. Ist es aber nicht. „Das war ich“, sagt Kitty Pfeifer. „Das war ich, aber mit 20 Kilo mehr.“Unglaublich – aus der kräftigen Frau in schicker Garderobe ist eine schlanke, drahtige Sportlerin geworden. Innerhalb von zwei Jahren hatte Kitty Pfeifer mit den Känguru-Schuhen Kilo um Kilo abgespeckt. „Nur die Ausdauer bringt’s“, sagt die Trainerin. Von heute auf morgen von null auf hundert abnehmen – das funktioniere leider nicht.
Mit den Spezialschuhen, die etwa 200 Euro kosten, lässt sich wie im Schlaf Fett verbrennen. Denn schon durch das Gleichgewichthalten werden viele Muskelgruppen beansprucht. „Eigentlich müsste man auch beim Kochen in der Küche die Schuhe anziehen“, meint Pfeifer. Und, tut sie es? „Nein. Ich habe doch meinen Küchenhelfer.“Aber der sorgt eher für mehr Kalorien. Apropos Kalorien: In einer Stunde Kangoo-Fitness auf einem höheren Level werden etwa 1000 Kalorien verbrannt, sagt Kitty Pfeifer. Gefühlt waren es nach der Premiere sicherlich 10 000.
Fazit: Wer kein Problem damit hat, von der Außenwelt schräg beäugt zu werden, wenn er auf den Spezialschu hen durch die Gegend hüpft, der sollte den Fitnessport unbedingt ausprobie ren. Er macht riesigen Spaß. Muskel kater gab’s übrigens nach der ersten Einheit nicht.