Augsburger Allgemeine (Land West)
Raus ins Freie und ran an die Geräte
Serie (5) Die Zeit für Bewegung an der frischen Luft ist gekommen. In Gersthofen gibt es einen Fitness-Parcours zur Stärkung aller wintermüden Muskeln. Warum sich ein Besuch für alle lohnt
Es ist Fastenzeit, der Frühling kommt, und sie ist wieder da: unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstversuch testen wir in den kommenden Wochen verschiedene Möglichkeiten, sich fit zu halten, und geben anhand unserer dabei gesammelten Erfahrungen Tipps.
Gersthofen Jetzt schlägt die Stunde für alle, die nicht so gerne in Fitnessstudios oder Turnhallen Sport machen. Das schöne Wetter lockt wieder nach draußen. Wer seine im Winter schlaff gewordenen Muskeln auf Vordermann bringen möchte, hat dazu auf dem Fitness-Parcours in Gersthofen viele Möglichkeiten.
Die Geräte sind so konzipiert, dass sich jeder für die Übungen seinen Schwierigkeitsgrad aussuchen kann. Die Kategorien sind auf Hinweistafeln farblich in Leicht, Mittel und Schwer untergliedert. Peinliche Situationen wie früher auf dem Trimm-Dich-Pfad, in denen man schwerfällig an der Klimmzugstange hing, gibt es hier nicht mehr.
Vor zwei Jahren wurde in Gersthofen der Parcours an der Via Claudia eröffnet. 400 Quadratmeter für 30 000 Euro – das war der Rahmen, den die Stadt für die Gestaltung vorgegeben hatte. Nein, es sei kein Seniorenspielplatz, betont Sportwissenschaftler Oliver Seitz, der die Anlage entworfen hat. „Jeder, der denkt, das ist doch nur was für Senioren, soll hier mal zehn Minuten trainieren“, sagt er. Schon nach wenigen Übungen wird klar, was er meint. Gerade berufliche Schreibtischtäter spüren schon nach mehreren Wiederholungen, dass Arme und Beine zittrig werden und es höchste Zeit ist, wieder etwas zu tun.
Los geht es mit dem Training der Geschicklichkeit. An der Station zum Balancieren lässt sich das Prinzip des Parcours gut verstehen. Es gibt drei Möglichkeiten: einen festen Holzbalken mit Handläufen, einen wackeligen Holzbalken und ein dünnes Seil. Wenn die Schritte auf dem festen Balken sicherer werden, kann man die wippende Variante ausprobieren. Das Laufen klappt schnell, schwieriger ist es, nur auf einem Bein zu stehen. Damit sich niemand verletzt, landen alle Abgänge von den Geräten in aufgeschüttetem Kies.
Für wen ist der Parcours geeignet? „Für Dicke, Dünne, Sportliche, Unsportliche“, antwortet Seitz wie aus der Pistole geschossen. Er beobachtet, dass Sportler grundsätzlich weniger Hemmung ha- ben, die Geräte auszuprobieren. Gerade Fußballspieler nutzen die Stationen gerne für ein Zirkeltraining an der frischen Luft. Das Ziel von Seitz ist, dass der Parcours nicht nur von Sportlern, sondern von möglichst vielen Menschen genutzt wird. Er schult daher auch Übungsleiter von Vereinen, die ihren Gruppen wiederum alles erklären. Aber auch der Opa, der mit seinem Enkel spazieren geht, kann an der Anlage stoppen. Es gibt viel auszuprobieren. Menschen, die ihre Arme und Schultern kräftigen wollen, können dies an den Stationen Liegestütz und Armbeuge tun. Das Prinzip: Je weiter oben die Metallstangen gefasst werden, umso leichter geht es. So gehen Liegestützen und Klimmzüge auf sanfte Art. Auch Besucher von Fitnessstudios sollen auf dem Parcours etwas Bekanntes finden, erklärt Seitz. Ein Beispiel sei der Rückenstrecker.
Damit auch Leute mit Rollator oder Rollstuhl mitmachen können, sind vorne direkt am Fuß- und Radweg drei geeignete Geräte aufgebaut. Das Thema Barrierefreiheit spielt bei dem Parcours eine große Rolle. Am Oberkörper-Ergometer lassen sich mit variabel einzustellendem Widerstand die Arme trainieren. Direkt daneben steht eine Wackelplatte zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur. Während es für Senioren schon reichen kann, darauf zu stehen, gibt es auch Steigerungsmöglichkeiten, wie Kniebeugen. Rollstuhlfahrer können sich ein Theraband mitbringen und Oberkörperübungen an den Metallstangen machen.
Entscheidend für die Akzeptanz eines solchen Parcours sei der Standort, weiß Seitz, der viele solche Einrichtungen in Deutschland betreut. Bombig angenommen werde zum Beispiel der Parcours in Hamburg direkt an der Alster. In Gersthofen sei bei der Nutzung noch eine Steigerung wünschenswert, so Seitz. Er ist mit dem Standort direkt neben dem Fuß- und Radweg und in Stadtnähe allerdings sehr zufrieden.
Die guten alten Trimm-DichPfade seien von den Leuten nicht mehr so gut angenommen worden, weil sie oft abgelegen im Wald lagen. Auch die fehlende Differenzierbarkeit bei der Schwere der Übungen sei ein Manko gewesen, weiß Seitz, der eine Diplomarbeit über das Thema geschrieben hat. Viele Sportler hätten es nicht gemocht, beim Laufen immer wieder durch Stationen unterbrochen zu werden. Der Fitness-Parcours kann am Stück absolviert werden.
Also auf geht’s, liebe Frischluftfans: Das Wetter am Wochenende passt!