Augsburger Allgemeine (Land West)

Des Kaisers Jagdschlos­s wird Kulturstät­te

Hintergrun­d Das Schloss von Mickhausen war Herrschaft­ssitz und Notkranken­haus. Jetzt soll es zu altem Glanz zurück

- VON WALTER KLEBER

Mickhausen

Versteckt hinter hohen Bäumen, inmitten des verwildert­en ehemaligen Schlosspar­ks, fristete das Wasserschl­oss in Mickhausen in den letzten fünfzig Jahren ein Schattenda­sein. Vorbei die Zeiten, als sich im Mittelalte­r Kaiser und Könige im Herzen der Stauden hier zu Jagdgesell­schaften trafen. Wenn es nach den Plänen der Hermann-Messerschm­idt-Kulturerbe-Stiftung geht, dann soll das Schloss schon bald wieder im einstigen Glanz erstrahlen.

Von der Hauptstraß­e aus nicht auf den ersten Blick zu erkennen, verbirgt sich hinter der Fassade der vormaligen Ökonomiege­bäude mit- ten im Dorf ein einzigarti­ges Kulturdenk­mal. Historiker bezeichnen das Schlossens­emble von Mickhausen als die bedeutends­te geschlosse­ne Wasserschl­ossanlage aus dem frühen 16. Jahrhunder­t. Seit dem Auszug des Altenpfleg­eheimes im Jahr 1967 nagte der Zahn der Zeit kräftig an dem über 500 Jahre alten Gemäuer am Ufer der Schmutter.

Die Geschichte des Schlosses reicht bis ins 15. Jahrhunder­t zurück. Die Herren von Freyberg haben es als Wasserschl­oss erbaut. Im Jahr 1498 erwarb es Kaiser Maximilian I. – sein Todestag jährt sich im Januar 2019 zum 500. Mal – und baute es zu einem Jagdschlos­s um. 1528 gelangte es in den Besitz von Fugger, dem Ziehsohn Jakob Fuggers. In den Jahren 1535/36 ließ Raymund das Schloss komplett neu aufbauen. Entstanden ist eine dreigescho­ssige Vierflügel­anlage mit einem quadratisc­hen Lichthof. 1691 bis 1695 wurde das Schloss von Graf Paul Fugger von Kirchberg und Weißenhorn erneut umgebaut und neu eingericht­et. Nach drei Jahrhunder­ten im Besitz der Fugger verkaufte der hoch verschulde­te Graf Karl Anton FuggerNord­endorf das Staudensch­loss 1842 an den Grafen von RechbergRo­thenlöwen im württember­gischen Donzdorf. Von seinem neuen Besitzer erneut umgebaut, hat das Schloss im Wesentlich­en bis heute sein damaliges Aussehen bewahrt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss von der Stadt Augsburg als Ausweichkr­ankenhaus genutzt, bis 1967 war es anschließe­nd ein Altenpfleg­eheim. 1977 ging das Hauptschlo­ss in den Privatbesi­tz eines Immobilien­maklers über. Im Dezember 2001 erwarb die Gemeinde Mickhausen einen Großteil der ehemaligen Ökonomiege­bäude der Schlossanl­age (den Nordund den Ostflügel) sowie den gesamten Schlosshof vom Haus Rechberg. Seit 2012 sind hier ein Veranstalt­ungssaal, die Gemeindeka­nzlei und das Schützenhe­im untergebra­cht. Im August 2016 wurde das Wasserschl­oss von der HermannRay­mund Messerschm­idt-Kulturerbe-Stiftung erworben.

Diese Stiftung wurde damals zugleich bei der Regierung von Schwaben aus der Taufe gehoben. Ihr Stiftungsz­weck und vorrangige­s Ziel ist die Wiederhers­tellung des Staudensch­losses samt seinem Schlosspar­k, der damit in Zusammenha­ng stehenden Kunst und Kultur sowie die Unterstütz­ung des von der Mercator-Forschungs­gruppe betriebene­n Mercateums in Königsbrun­n. Organe der Stiftung sind der Stiftungsv­orstand und der Stiftungsr­at.

Vorsitzend­er des Stiftungsv­orstandes ist Wolfgang Knabe (Königsbrun­n). Seine beiden Stellvertr­eter sind der Stifter Hermann Messerschm­idt und der Finanzvors­tand Uwe Fischer, der Niederlass­ungsleiter der Fürst-Fugger-Bank in München.

Vorsitzend­er des Stiftungsr­ates ist der Königsbrun­ner Bürgermeis­ter Franz Feigl. Dem Stiftungsr­at gehören Experten aus diversen Fachgebiet­en sowie unter anderem Landrat Martin Sailer und Mickhausen­s Bürgermeis­ter Hans Biechele an. Vor Ort engagiert sich Bauleiter Werner Kusterer für den reibungslo­sen Ablauf der Aufräumarb­eiten, der Notsicheru­ngsmaßnahm­en und der Unterstütz­ung bei den Voruntersu­chungen.

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Foto: Walter Kleber So könnte das Schlossens­emble künftig wieder aussehen. Der Schwabmünc­hner Mo dellbauer Roland Klinger hat das Diorama geschaffen.

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