Augsburger Allgemeine (Land West)
Uni Juristen besuchen die Kanzlerin
Merkel interessiert an Flüchtlingshilfe
Einen Brief aus dem Bundeskanzleramt bekommt man nicht alle Tage. Umso größer war die Überraschung an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Angela Merkel wollte ein Flüchtlingshilfsprojekt der Juristen, die Law Clinic, würdigen. Sie lud Beteiligte ins Kanzleramt nach Berlin ein, gemeinsam mit rund 140 weiteren Initiativen aus ganz Deutschland.
Die Law Clinic ist 2015 gestartet und hat inzwischen einen festen Platz unter den ehrenamtlichen Hilfsprojekten für Geflüchtete in Augsburg. Rund 50 Studenten verfassen juristische Gutachten für Kooperationspartner, etwa die Stadt Augsburg. Sie informieren Flüchtlinge und deren Helfer über Rechtsfragen. Und sie bereiten Asylbewerber auf die große Anhörung vor dem Bundesamt für Migration vor. Außerdem übernehmen sie ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete Minderjährige.
„Vorher müssen die Studierenden allerdings eine einjährige Ausbildung im Ausländer- und Asylrecht durchlaufen haben, damit die Qualität unserer Arbeit gesichert ist“, sagt LawClinic-Direktorin Patricia Payome Villoria. Inzwischen hat die Jurafakultät auch eine Language Clinic eingerichtet. „Damit überwinden wir Sprachbarrieren, vor allem aber erhalten die Dolmetscherinnen und Dolmetscher bei der Auseinandersetzung mit der juristischen Fachterminologie Einblick in das Asylrecht“, sagt Betreuerin Marie Horstmeier.
Als Repräsentant der Law Clinic reiste Matthias Kober, Projektleiter der Juristischen Fakultät, zur Kanzlerin nach Berlin. Sie nahm sich rund zwei Stunden Zeit für ein Gespräch. Kober freute sich sehr über den ausführlichen Austausch und sagte nach dem Treffen: „Die Offenheit, mit der sie um Verständnis für die Entscheidungen der Bundesregierung geworben hat, hat mich ebenso beeindruckt wie die ehrliche Benennung von Fehleinschätzungen und Punkten, an denen es nicht so rund läuft.“