Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein mörderisches Bühnenvergnügen
Aufführungen Theaterverein Unter Uns sorgt mit Krimiposse für Schenkelklopfer
Stadtbergen Ein Mörder ohne Mord? Ein bissiger Vampir mitten im Friseursalon? Eine Mohrrübe im Abflussrohr als einzige Zeugin einer hundsgemeinen Tat? Der Theaterverein Unter Uns hat eine gar tödliche wie auch höchst vergnügliche Posse zwischen Kriminalgeschichte und Bauernkomödie präsentiert und damit den Besuchern des Stadtberger Bürgersaals einen herrlich spaßigen Abend geschenkt.
„Ein haariger Fall“heißt der aktuelle Dreiakter, mit welchem die fröhliche Truppe die neue Spielsaison eingeläutet hat, wobei die Geschichte skurriler wohl fast nicht mehr sein könnte: Im rosarot getünchten Friseursalon schwadroniert Friseurgehilfe Franzi (Mathias Zärle) – eine verschrobene Mischung aus Bully Herbig und Harald Glööckler – mit Stammkundin Zenta (Helga Schnell) über den Sittenverfall und die Großstadtgigolos der Fuggerstadt, bis die beiden aus einer Zeitschrift von einem Stadtberger Frauenmörder erfahren.
Die forsche Zenta wittert ihre große Chance als Detektivin und ist mittels einer gesunden Portion Augschburger Spürsinn restlos überzeugt: Der Mörder hat irgendetwas mit diesem Barbiersalon zu tun. Handelt es sich etwa um die Besitzerin Christa Wellner (Lisa Burkhart), ist es vielleicht der kernige Klempner August Adler (Martin Maisch) oder am Ende gar der turtelnde Gehilfe mit seinen überzogen femininen Friseurallüren? Dumm nur, dass es nicht annähernd irgendein Exemplar von toter Leiche gibt.
Doch dann taucht mit einem Male noch jemand im Laden auf: ein charmanter Vampir namens Wolfgang Dauer (Jürgen Koller). Und bald schon wird hier alles blutverschmiert sein ... Was sich zunächst nach einer dramatischen Boulevardtragödie anhören mag, entpuppt sich schnell als urkomisches Mundartstück, das in bester Manier den unverfälschten Charme eines echten Bauerntheaters ins Publikum transportiert. Der herrlich g’scherte Dialekt von Urgestein Helga Schnell in Verbindung mit dem zuckersüßen Gehabe des affektierten Friseurgesellen sorgt alleine schon für Schenkelklopfer, doch mit den Gestalten des gemütlichen Blutsaugers und dem „ausg’schamten Ausguss-August“wird die groteske Verschwörergemeinde auf der Theaterbühne schließlich vervollständigt.
Harmlose Besuche werden zu bissigen Heimsuchungen, eine Möhre im Abflussrohr zum Corpus Delicti und eine Cognacflasche enthält auch nicht nur das, was man gemeinhin zum heimatlichen Schnapseln in der guten Stube braucht.
Der „haarige Fall“lebt in erster Linie jedoch durch die grandiose Spielfreude der Darsteller, die originellen Actionszenen und eine gesunde Portion Lokalkolorit, das die skurrile Geschichte ständig in neue Richtungen lenkt. Sogar Souffleuse Uschi Nebel wird spontan in das mörderische Geschehen auf der Bühne mit eingebaut.
Und auch wenn tatsächlich noch eine furchterregende Kettensäge ihren großen Auftritt hat und Sätze fallen wie „Ich bitte jetzt, die Hälse freizumachen“– nichts ist so, wie es scheint, und so manche der Figuren spielt insgeheim ein perfides Doppelspiel. Ein mörderischer Spaß für Jung und Alt. (hath) O
Termine Weitere Spieltermine von „Ein haariger Fall“im Stadtberger Bür gersaal sind am Freitag, 28., und Sams tag, 29. April, jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es bei Uschi Nebel unter Tele fonnummer 0176/57683733.