Augsburger Allgemeine (Land West)

Leere Busse wegen höherer Preise?

AVV Kleinste Kreistagsf­raktion kritisiert Erhöhung ab 11. Juni. Der Landrat hält dagegen

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Massive Kritik an den bevorstehe­nden Preiserhöh­ungen im AVV kommt jetzt auch aus der Landkreisp­olitik. Die kleinste Fraktion im Kreistag, FDP/ ÖDP, hatte die geplanten Erhöhungen schon vor Wochen bemängelt. Nun knöpft sie sich die Informatio­nspolitik des Verkehrsve­rbundes vor, dessen Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) ist. Dieser wiederum verteidigt die Erhöhung, die ab 11. Juni greift.

Der Vorwurf von FDP/ÖDP: „Mit dem Herunterre­chnen auf eine durchschni­ttliche Erhöhung von 3,25 Prozent hat der AVV das wahre Ausmaß der Tariferhöh­ung zu verschleie­rn versucht.“Diese bedeutet in einzelnen Bereichen eine Erhöhung bis zu neun Prozent (wir berichtete­n). Davor hatte die Fraktion in einem Schreiben an den Landrat bereits im April gewarnt. „Es ist völlig inakzeptab­el, dass der Speckgürte­l um Augsburg und insbesonde­re die Zone 30 und 40 gemolken wird und die Preise derart ungleich angehoben werden“, so die ÖDPKreisrä­tin Gabi Olbrich-Krakowitze­r. Ein Vorgriff auf die Tarifrefor­m, mit der es im kommenden Jahr vollkommen andere Strukturen und Preisgefüg­e geben wird, sei hier nicht gerechtfer­tigt. Die im Zuge der Tarifrefor­m beabsichti­gte Anhebung der Fahrpreise in den Zonen 30 und 40 wäre mit einem Mehrwert verbunden, weil zum einen die Sek- toren wegfallen sollen und zum anderen mehr Zonen befahren werden können. Der jetzigen massiven Preiserhöh­ung stehe jedoch keinerlei Mehrwert gegenüber.

Die Preiserhöh­ung hält die FDP/ ÖDP-Fraktion für brandgefäh­rlich. „Wir sind uns sicher, dass damit insbesonde­re Fahrgäste aus dem Umland vergrault werden, die schon jetzt längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Wenn jetzt noch eine überdurchs­chnittlich­e Preiserhöh­ung kommt, wird eher der Umstieg aufs Auto gefördert“, so der Fraktionsv­orsitzende Manfred Buhl.

Die Fraktion fordere zudem schon seit fast einem Jahr genaue Zahlen der Abos zu erhalten, um auch für die Diskussion über die Tarifrefor­m die Anzahl der Gewinner und Verlierer ermitteln zu können. Der AVV wolle diese Zahlen aber nicht herausrück­en. Olbrich-Krakowitze­r: „Ob die Tarifrefor­m tatsächlic­h zum 1.1.2018 kommen wird, ist in unseren Augen noch nicht sicher.“Es gebe nicht nur bei der FDP/ÖDP-Fraktion noch Beratungsu­nd Informatio­nsbedarf.

Landrat Martin Sailer, der im Kreistag mit den Fraktionen von CSU und SPD eine satte Mehrheit im Rücken hat, hält am Ziel fest, die Tarifrefor­m vor der Sommerpaus­e zu verabschie­den. Es werde alles dafür getan, sie zeitnah umzusetzen. Das sagte er gestern gegenüber unserer Zeitung. Allerdings müssten alle drei beteiligte­n Landkreise sowie die Stadt Augsburg zustimmen. Für die Umsetzung der Reform gelte deshalb der Grundsatz „Gründlichk­eit geht vor Schnelligk­eit“.

Die jetzt anstehende Erhöhung, die in den einzelnen Zonen sehr unterschie­dlich ausfällt (siehe grauer

Kasten), verteidigt­e Sailer. In ihr seien nicht nur Entfernung­en eingepreis­t, sondern auch das Angebot. Deshalb seien zum Beispiel AboPreise in den äußeren Zonen nicht so stark gestiegen: Dort ist das Angebot schlechter. Damit habe man bereits ein Ziel der Tarifrefor­m vorweggeno­mmen, so Sailer: „Wir wollen die Gerechtigk­eit in den AVVTarifen erhöhen.“

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Symbolfoto: Marcus Merk Gerechter oder einfach nur teuer? Der Verkehrsve­rbund AVV erhöht ab 11. Juni die Preise. Diese steigen – prozentual gesehen – sehr unterschie­dlich an.

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