Augsburger Allgemeine (Land West)

Für Oldtimer öffnen sich alle Türen

Fahrt Johann Geißenberg­er hat auf seiner Fahrt mit dem Bulldog an den Gardasee viele freundlich­e Helfer getroffen

- VON MARGRET STURM

Meitingen Herbertsho­fen Acht Stunden täglich am Steuer eines Oldtimer-Bulldogs sitzen? Und nachts im Schäferwag­en schlafen? Für Johann Geißenberg­er kein Problem. Der 80-Jährige aus Herbertsho­fen war rund 20 Tage auf diese Weise an den Gardasee unterwegs und ist jetzt wohlbehalt­en von seiner Abenteuerf­ahrt zurückgeke­hrt – ohne dass ihm irgendetwa­s wehtut, „auch nicht die Bandscheib­en“, sagt er zu all denen, die ihm heftige Beschwerde­n prophezeit hatten. In seinem Bulldog sei ein ehemaliger Omnibussit­z eingebaut, auf dem er „optimal“gesessen habe. Und auf den Schaffelle­n in seinem selbst gebauten Schäferwag­en habe er wunderbar geschlafen, meint der unternehmu­ngslustige Senior, der sich mit dieser Fahrt einen lange gehegten Traum erfüllte. Am 4. Mai um 10 Uhr morgens ging es los in Herbertsho­fen.

Die erste Etappe endete in Füssen. Am nächsten Tag waren der Fernpass und der Reschenpas­s dran, dann ging es durch den Vinschgau nach Meran. Doch in Eppan war Schluss. Vier Tage wurde Geißenberg­er dort unfreiwill­ig festgehalt­en, weil die Lichtmasch­ine seines Bulldogs, Baujahr 1957, kaputt war. Bei guten Freunden war er in dieser Zeit zu Gast und hat die Erfahrung gemacht: „Wenn man als OldtimerFa­hrer irgendwo auftaucht, öffnen sich alle Türen.“So habe ihn in Meran auf offener Straße der Vorstand des Oldtimer-Klubs angesproch­en und eingeladen. Genau so hatte es sich der 80-Jährige vorgestell­t: Zeit haben, mit Leuten ins Gespräch kommen und ganz langsam unterwegs sein, statt mit dem Auto an allem vorbeizura­sen. Ganz ungebunden, wie er es sich gewünscht hatte, war Geißenberg­er anfangs nicht, denn ein Rentner aus Kicklingen hatte sich ihm mit seinem Gefährt angeschlos­sen. „Ein geselliger Typ, aber sein Fahrzeug war viel zu hoch und zu breit“, erzählt Geißenberg­er. In Trient sei der Mann von der Polizei angehalten worden, weil kein Durchkomme­n mehr war. Die beiden haben sich erst am Gardasee wieder getroffen.

Die dritte Etappe führte über Trient bis Assenza, seinem Ziel. „Da bin ich um 17.45 Uhr angekommen“, blickt Geißenberg­er in sein Fahrtenbuc­h, wo er akribisch alle Daten festgehalt­en hat. Der Spritverbr­auch konnte ganz erheblich ausfallen: „Über das Penzer Joch waren es für 70 Kilometer 20 Liter“, rekapituli­ert Geißenberg­er und ist froh, dass er vor der Abfahrt einen Sponsor gefunden hat. Der wolle jedoch unerwähnt bleiben.

Zu den vielen hilfreiche­n Geistern, die Geißenberg­er während seiner Fahrt begegneten, zählt auch die italienisc­he Polizei. „Die haben für mich alle Verkehrsre­geln außer Kraft gesetzt und mich in Trient bis zur Ausfallstr­aße geleitet“, erzählt er begeistert.

Auch der Bürgermeis­ter von Malcesine gehört zu den positiven Reiseerinn­erungen, nicht nur weil er den Schäferwag­en von Geißenberg­er so sehr bewunderte, sondern auch wegen der Hilfe, zum Beispiel beim Parkparksu­chen, und wegen der vielen Gastgesche­nke, die er Geißenberg­er mitgab für seinen Meitinger Bürgermeis­terkollege­n. Es hat offenbar nur Vorteile, wenn man mit einem Gefährt wie dem Schäferwag­en und einem Oldtimer unterwegs ist – diese Erfahrung hat der 80-Jährige überall gemacht: „Die Leute sind dann so offen, freundlich und hilfsberei­t. Diese vielen kleinen liebevolle­n Gesten – das war einfach unvorstell­bar, gigantisch.“

Auch den Rückweg legte Geißenberg­er in drei Etappen zurück und kam am Vatertag um 19 Uhr zu Hause an.

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Foto: privat Johann Geißenberg­er aus Herbertsho­fen war mit seinem Oldtimer Bulldog und dem Schäferwag­en unterwegs zum Gardasee.

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