Augsburger Allgemeine (Land West)
Zwischen Kino und Kuhsee
Ehrenamt Die Wasserwacht hat den Start des Films „Baywatch“genutzt, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Doch was hält ein echter Rettungsschwimmer von der Geschichte?
Irgendwann holen die Rettungsschwimmer im Film mehrere Menschen von einer brennenden Jacht. Sie tauchen unter Flammen hindurch, der Hauptcharakter springt mit einer Frau im Arm vom explodierenden Boot. Es ist der Moment, an dem Felix Resch lacht und sagt: „Das war jetzt zum ersten Mal ein wenig übertrieben.“Ein Witz, denn „Baywatch“ist natürlich von Anfang an keine realitätsnahe Darstellung dessen, was Rettungsschwimmer so tun. Die Lebensretter im Film stemmen Kühlschränke, wenn sie sich in Wettbewerben messen; sie ermitteln in einem Kriminalfall, in dem es um Morde, Drogenhandel und dubiose Immobiliendeals geht; sie liefern sich auf Jet-Skis Verfolgungsjagden mit Bösewichten.
Immerhin, einiges stimmt dann doch halbwegs mit der Realität überein. Die roten Rettungsbojen zum Beispiel, die haben sie bei der Augsburger Wasserwacht auch. Wie im Film ist es schlecht, sollte niemand da sein, der die Station besetzt und die Lage beobachtet. Und noch etwas, das in Baywatch gezeigt wird, sei zumindest in den Grundzügen richtig, sagt Resch: Die Rettungsschwimmer müssten sich an die Aufgabe halten, die ihnen zugeteilt wird, und können im Einsatz nicht einfach aktionistisch vorgehen. Das war’s freilich weitgehend.
Resch ist Wasserretter bei der Augsburger Wasserwacht, für die er sich seit zehn Jahren ehrenamtlich engagiert. Der heute Zwanzigjährige war damals auf der Suche nach einem Sport. Bei der Wasserwacht, deren Motto „Aus Spaß am Sport und aus Freude am Helfen“lautet, blieb er. Bereut hat er das nie. Bei der Organisation hat er Freunde gefunden. „Leute, die Bock darauf haben“, sagt er. Das mache es schon auch aus. Etwa zwei Mal im Monat rückt er zu Einsätzen aus, manchmal schaut er auch einfach so am Bergheimer See vorbei und hilft. Die Wasserwacht rettet Menschen vor dem Ertrinken, das ist ihre Hauptaufgabe. Wie am vergangenen Samstag, als ein Mitglied der Wasserwacht einen 17-Jährigen aus dem See im Naturfreibad Haunstetten zog, der offenbar einen Krampf im Bein erlitten hatte und untergegangen war. Die Wasserwacht hat in der Stadt neun Stationen, zum Beispiel am Kuhsee, und daneben vier mobile Teams, die ausrücken, wenn ihr Einsatz gefordert wird. Etwa, wenn es heißt, jemand sei in einen See oder Fluss gestürzt und werde seither vermisst.
Manchmal sind es intensive, harte Einsätze, die Stunden andauern und damit enden, das eine Leiche geborgen wird. Alltag sind solche Einsätze jedoch nicht. Zum Start von Baywatch hat sich die Wasserwacht etwas einfallen lassen. Ehrenamtliche Helfer stellten sich an einem Stand am vergangenen Wochenende beim Cinemaxx-Kino vor. Außerdem läuft im Vorprogramm des Films ein professionell gemachter Werbespot. Er gefällt Resch, der ernsthaft über seine Tätigkeit spricht, aber auch über den Baywatch-Film lachen kann, den der 20-Jährige weniger ernst nimmt.
„Baywatch – Die Rettungsschwimmer von Malibu“war in den 1990ern eine seichte, aber kurzweilige und extrem erfolgreiche Serie, in der wohlgeformte Menschen in Zeitlupe am Strand entlangliefen, Leben retteten und in absurderen Plots Kriminalfälle lösten. „Baywatch“, der Film, versucht gar nicht erst, aus dieser Vorlage etwas anderes zu machen als eine Art Parodie. Auch der Film ist seicht, außerdem platt und zu lang – aber viel unterhaltsamer und lustiger, als es die miesen Kritiken vermuten lassen. Der Kinosaal ist an dem Abend nahezu voll besetzt, die Zuschauer wirken, als hätten sie Spaß.
So geht es auch Felix Resch, der im Vorfeld nicht viel erwartet hatte. Bei der Augsburger Wasserwacht mag es anders zugehen als bei Baywatch. Aber der Film, sagt er, sei doch überraschend witzig gewesen.