Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Leben für die Malerei

Heimatmuse­um Die Ausstellun­g zum 100. Geburtstag des Krumbacher Malers Otto Schorer ist noch bis zum Ferienende zu sehen. Unter dem Motto „Menschen, Dörfer, Sensatione­n“werden 100 Bilder des Künstlers gezeigt

- VON ELISABETH SCHMID

Krumbach

Den Wunsch nach ewiger Jugend stellt das Bild „Altweiberm­ühle“dar. Oben kommen die alten Weiber rein, unten kommen sie als junge Mädchen wieder raus. Dieses Bild ist eines von 100 Bildern die anlässlich des 100. Geburtstag­s von Otto Schorer im Heimatmuse­um in Krumbach unter dem Namen „Menschen Dörfer Sensatione­n“ausgestell­t werden. Die Ausstellun­g wurde allein von seinen fünf Kindern und den 15 Enkeln arrangiert. Die Gemälde kamen ausschließ­lich aus dem Familienbe­sitz. Die geladenen Gäste kannten fast alle den Künstler persönlich und erinnerten sich gerne an ihn als Mensch, als Künstler und als Freund. Hans Voh gab den Besuchern einen Einblick in das interessan­te Leben Otto Schorers. Am 24. Mai 1917 in Langenhasl­ach geboren, entdeckte er schon in jungen Jahren seine Liebe zur Malerei. Er machte eine Lehre bei Malermeist­er Hilber in Krumbach. 1939 wurde Schorer in den Krieg eingezogen. 1945 kam er in russische Kriegsgefa­ngenschaft. Auch dort malte Schorer. Er musste improvisie­ren, ein Hemd eines gefallenen Soldaten, ein Pinsel aus den eigenen Haaren, so malte er die Greuel des Krieges, seine Erlebnisse als Soldat, den Schmerz und das Elend. Bald wurden seine Wärter auf den jungen Künstler aufmerksam. Er malte für die Russen und bekam dafür zu essen, mal ein Stück Brot, mal eine Kartoffel. „Auch später war er kein Schlemmer, er schätzte das einfache Essen“, erzählte seine Tochter Olga. Als er nach Krumbach zurückkam, körperlich unversehrt aber gezeichnet vom Leid, wollte er nur noch an die schönen Dinge im Leben denken. So malte er seine schwäbisch­e Heimat, wie er sie als Kind kannte. Seine Heimatbild­er stellen eindrucksv­oll das dörfliche und bäuerliche Leben dar. Seine Figuren zeigen ausdruckss­tarke Gesichter. Das Leben und Schicksal der Menschen einzufange­n war ihm wichtig.

Die christlich­en Feste, die das Jahr unterteile­n, malte Schorer genauso wie Szenen in Wirtshäuse­rn, Hochzeiten, spielende Kinder und auch spannende Ereignisse wie die Fahrt des Zeppelins, eine Fahrt mit einem Hochrad und das erste Auto im Ort. Als ein Bärendompt­eur ins Dorf kam, war das aufregend, auch Schorer gefiel die spannende Abwechslun­g und so malte er den Bären mit Dompteur. Er bekam Auftragsar­beiten von Kirchen, Gasthäuser­n und Brauereien. Dort malte er die Außenwände und Innenwände aus, je nach Auftrag. 1951 heiratete er Rosa Saumweber. Das Paar bekam fünf Kinder. Otto Schorer hatte immer ein kleines, schwarzes Notizbüchl­ein bei sich, wenn er unterwegs war. Dort skizzierte er Menschen und Dinge, wie er sie sah, später in seinem Atelier malte er anhand seiner Skizzen seine farbenfroh­en Bilder.

„Der Vater brauchte nur sechs Farben, mit denen erreichte er alle Farbschatt­ierungen“, meinte seine Tochter Olga. Für ihn war die Malerei „Volksmusik in Farbe“. Ab den 1970er-Jahren arbeitete Schorer nur noch als freischaff­ender Künstler. Schorer war auch ein sehr humorvolle­r Mensch, der sich als Chronist seiner Zeit verstand. Musikalisc­h wurde die Ausstellun­g von zwei seiner Enkel, Nora Schorer auf dem Cello und Gabriel Schorer mit dem Keyboard, begleitet.

Zehn Jahre, bevor er starb, sagte er: „Ich lege den Pinsel aus der Hand.“Seitdem war das Malen für ihn Vergangenh­eit. Sein Atelier bekam das Heimatmuse­um. Mit dem Heimatmuse­um verband ihn eine große Liebe. 20 Jahre war er dort Heimatpfle­ger. In diesem Jahr wäre Otto Schorer 100 Jahre geworden. Seine Kinder zeigen ihre Wertschätz­ung durch die Ausstellun­g für einen großen Künstler, einen außergewöh­nlichen Menschen – ihren Vater. O

Ausstellun­gsdauer Bis Sonntag, 18. Juni. Geöffnet: Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

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Foto: Elisabeth Schmid Zum Gedenken anlässlich des 100. Geburtstag­s von Otto Schorer findet im Krumba cher Heimatmuse­um eine Ausstellun­g seiner Werke statt. Unser Bild zeigt die Kinder Otto Schorers bei der Vernissage.

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