Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Leben für die Malerei
Heimatmuseum Die Ausstellung zum 100. Geburtstag des Krumbacher Malers Otto Schorer ist noch bis zum Ferienende zu sehen. Unter dem Motto „Menschen, Dörfer, Sensationen“werden 100 Bilder des Künstlers gezeigt
Krumbach
Den Wunsch nach ewiger Jugend stellt das Bild „Altweibermühle“dar. Oben kommen die alten Weiber rein, unten kommen sie als junge Mädchen wieder raus. Dieses Bild ist eines von 100 Bildern die anlässlich des 100. Geburtstags von Otto Schorer im Heimatmuseum in Krumbach unter dem Namen „Menschen Dörfer Sensationen“ausgestellt werden. Die Ausstellung wurde allein von seinen fünf Kindern und den 15 Enkeln arrangiert. Die Gemälde kamen ausschließlich aus dem Familienbesitz. Die geladenen Gäste kannten fast alle den Künstler persönlich und erinnerten sich gerne an ihn als Mensch, als Künstler und als Freund. Hans Voh gab den Besuchern einen Einblick in das interessante Leben Otto Schorers. Am 24. Mai 1917 in Langenhaslach geboren, entdeckte er schon in jungen Jahren seine Liebe zur Malerei. Er machte eine Lehre bei Malermeister Hilber in Krumbach. 1939 wurde Schorer in den Krieg eingezogen. 1945 kam er in russische Kriegsgefangenschaft. Auch dort malte Schorer. Er musste improvisieren, ein Hemd eines gefallenen Soldaten, ein Pinsel aus den eigenen Haaren, so malte er die Greuel des Krieges, seine Erlebnisse als Soldat, den Schmerz und das Elend. Bald wurden seine Wärter auf den jungen Künstler aufmerksam. Er malte für die Russen und bekam dafür zu essen, mal ein Stück Brot, mal eine Kartoffel. „Auch später war er kein Schlemmer, er schätzte das einfache Essen“, erzählte seine Tochter Olga. Als er nach Krumbach zurückkam, körperlich unversehrt aber gezeichnet vom Leid, wollte er nur noch an die schönen Dinge im Leben denken. So malte er seine schwäbische Heimat, wie er sie als Kind kannte. Seine Heimatbilder stellen eindrucksvoll das dörfliche und bäuerliche Leben dar. Seine Figuren zeigen ausdrucksstarke Gesichter. Das Leben und Schicksal der Menschen einzufangen war ihm wichtig.
Die christlichen Feste, die das Jahr unterteilen, malte Schorer genauso wie Szenen in Wirtshäusern, Hochzeiten, spielende Kinder und auch spannende Ereignisse wie die Fahrt des Zeppelins, eine Fahrt mit einem Hochrad und das erste Auto im Ort. Als ein Bärendompteur ins Dorf kam, war das aufregend, auch Schorer gefiel die spannende Abwechslung und so malte er den Bären mit Dompteur. Er bekam Auftragsarbeiten von Kirchen, Gasthäusern und Brauereien. Dort malte er die Außenwände und Innenwände aus, je nach Auftrag. 1951 heiratete er Rosa Saumweber. Das Paar bekam fünf Kinder. Otto Schorer hatte immer ein kleines, schwarzes Notizbüchlein bei sich, wenn er unterwegs war. Dort skizzierte er Menschen und Dinge, wie er sie sah, später in seinem Atelier malte er anhand seiner Skizzen seine farbenfrohen Bilder.
„Der Vater brauchte nur sechs Farben, mit denen erreichte er alle Farbschattierungen“, meinte seine Tochter Olga. Für ihn war die Malerei „Volksmusik in Farbe“. Ab den 1970er-Jahren arbeitete Schorer nur noch als freischaffender Künstler. Schorer war auch ein sehr humorvoller Mensch, der sich als Chronist seiner Zeit verstand. Musikalisch wurde die Ausstellung von zwei seiner Enkel, Nora Schorer auf dem Cello und Gabriel Schorer mit dem Keyboard, begleitet.
Zehn Jahre, bevor er starb, sagte er: „Ich lege den Pinsel aus der Hand.“Seitdem war das Malen für ihn Vergangenheit. Sein Atelier bekam das Heimatmuseum. Mit dem Heimatmuseum verband ihn eine große Liebe. 20 Jahre war er dort Heimatpfleger. In diesem Jahr wäre Otto Schorer 100 Jahre geworden. Seine Kinder zeigen ihre Wertschätzung durch die Ausstellung für einen großen Künstler, einen außergewöhnlichen Menschen – ihren Vater. O
Ausstellungsdauer Bis Sonntag, 18. Juni. Geöffnet: Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.