Augsburger Allgemeine (Land West)
Beim Rucksacknähen zugeschaut
Wirtschaft Deuter Sport in Gersthofen lässt seit 1993 in Vietnam produzieren. Unsere Redaktion durfte zuschauen, wie das Outdoor-Unternehmen dort für die Arbeit von 4200 Beschäftigten sorgt
Friedrichshafen/Gersthofen
Vier Tage lang, von Sonntag 18. Juni, bis Mittwoch, 21. Juni, steht die Zeppelinstadt Friedrichshafen am Bodensee im Mittelpunkt der Outdoor-Industrie. 965 Aussteller aus 40 Nationen zeigen auf der 24. Leitmesse „Outdoor“dem Fachhandel die Neuigkeiten des nächsten Sommers. Einer dieser Aussteller ist der Rucksackund Schlafsackhersteller Deuter Sport in Gersthofen.
Erst seit 1930 hatte das 1898 von Hans Deuter in Augsburg gegründete Unternehmen den Tauernrucksack entwickelt, der 30 Jahre lang ein Verkaufsschlager war. Zuvor wurden vor allem Briefbeutel und Säcke für die königlich-bayerischen Post produziert sowie unter anderem Zelte für die Armee. Die Werkhallen der „Mechanischen Segeltuchund Leinenweberei“standen in Augsburg-Oberhausen, wo auch die ursprünglich aus den Leinenstoffen hergestellten Großzelte entstanden. Bereits seit 1920 stehen Zelthallen von Deuter auf dem Oktoberfest. 1988 war das Unternehmen aufgespalten worden, in den Zelt- und Hallenbau und die Deuter Sport & Leder GmbH (ab 2003 Deuter Sport GmbH). Im Jahr 2006 hat der Stifte- und Kosmetikhersteller Schwan-Stabilo die Firma gekauft.
In den 90er-Jahren war die Produktion in Handarbeit in Deutschland zu teuer geworden – wie bei den meisten Produzenten der Branche, die daraufhin bereits ihre Produktionsstandorte überwiegend nach Asien verlagert hatten. Deuter fand einen Partner in Vietnam, der seitdem exklusiv für ihn produziert. In Vietnam lässt Deuter in drei Fabriken mit 4200 Arbeitern Rucksäcke, Taschen und Accessoires herstellen, knapp vier Millionen Stück pro Jahr. Seit 1996 zählen auch Schlafsäcke zum Sortiment, Daunenschlafsäcke kommen aus China, synthetische Schlafsäcke aus Myanmar. Kinderarbeit und Ausbeutung sind Schlagworte, mit denen Produktion in Asien konfrontiert ist. Dass davon in den für Deuter arbeitenden Fabriken keine Spur ist, und sowohl soziale als auch Umweltstandards eingehalten werden, darüber wachen etwa die Fair Wear Foundation (FWF) und bluesign-Organisation. Die Fabrik in Myanmar ist ebenfalls bereits von der FWF auditiert.
1997 hatte Deuter Sport Augsburg verlassen und wechselte nach Gersthofen, 2013 zog es in einen Neubau an der Autobahn. Als eines von 188 Unternehmen gehört es dem Bündnis für nachhaltige Textilien an, das sich seit 2014 um soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der Textillieferkette kümmert. Außerdem ist Deuter Gründungsmitglied der European Outdoor Conservation Association (EOCA). Sie ist eine gemeinnützige Organisation der europäischen Outdoorindustrie, die Naturschutzprojekte auf der ganzen Welt unterstützt.