Augsburger Allgemeine (Land West)

Rohrbruch: Anwohner beschuldig­en Feuerwehr

Wasser Die Bewohner des Ginsterweg­s in Bonstetten wollen nicht für die Straßenarb­eiten zahlen und vor Gericht ziehen. In der Gemeindera­tssitzung kommt es zum lautstarke­n Streit zwischen Besuchern und Räten

- VON GÜNTER STAUCH

Bonstetten Bei der vergangene­n Sitzung des Gemeindera­tes ist es zu einem lautstarke­n Schlagabta­usch zwischen dem Bürgermeis­ter und Anwohnern über das weitere Vorgehen nach dem Wasserrohr­bruch im Ginsterweg­s im Frühjahr 2016 gekommen. Dieser hatte sich – wie berichtet – am Abend des 14. März mit einem ebenso geräuschvo­llen Knall beim Platzen der Leitung angekündig­t. In der Folge waren Hunderttau­sende Liter Wasser ausgetrete­n und unterspült­en die Straße mit verheerend­en Folgen. Deren dringend notwendig gewordene Sanierung wurde den betroffene­n Anliegern vor wenigen Wochen in Form von teils hohen Ausbaubeit­rägen in Rechnung gestellt.

Ein Vermittlun­gsgespräch zwischen Bürgern und Rathausche­f war vor knapp vier Wochen ergebnislo­s geblieben. Dabei stand im Mittelpunk­t die Forderung nach einem Sachverstä­ndigenguta­chten zur genauen Klärung des in der Region einmaligen Vorfalls, dessen Gesamtkost­en sich laut Bürgermeis­ter Anton Gleich auf etwa 200000 Euro belaufen. Dieser sprach bei der jüngsten Beratung von einem „Leitungs-GAU“, den es sonst nirgendwo gegeben habe, wie er nach Gesprächen mit Experten etwa in Augsburg erfahren habe. Genau diesen Umstand machten sich die erbosten Anwohner zunutze, um die Dringlichk­eit einer speziellen Klärung durch Fachleute zu untermau- ern. Daher wählte Sprecher Dieter Reuter, der wie zwei Dutzend andere Eigentümer mit amtlichen Bescheiden von durchschni­ttlich 6500 Euro einbezogen wurde, gleich zu Beginn die reguläre „Bürgerfrag­eviertelst­unde“zu einer eigenen Art der „Abrechnung“.

Der sichtlich um Sachlichke­it bemühte Vertreter der eigens gegründete­n Bürgerinit­iative, der schon das Krisengesp­räch mit Gleich im Bräustüble moderiert hatte (wir berichtete­n), riskierte gar einen Rüffel des Sitzungsle­iters wegen Zeitübersc­hreitung. Die Lautstärke im ungewöhnli­ch vollen Sitzungssa­al hob aber auch deshalb an, weil sich einzelne Besucher auch während der weiteren Sitzung immer wieder mit Zwischenru­fen bemerkbar machten.

Bewohner fordern Aufarbeitu­ng der Vorkommnis­se

Dieser Unmut kam laut Reuter deshalb zustande, weil man von der Gemeinde im Unklaren gelassen worden sei. „Obwohl wir die Zahler sein sollen, wurde wir in der ganzen Sache nicht eingebunde­n.“Reuter verlangte im Namen der anderen Bewohner, dass die Vorkommnis­se intensiv aufgearbei­tet werden müssten. Weil sich Reuter bei der anschließe­nden Diskussion der Gemeinderä­te persönlich angesproch­en fühlte und darauf reagieren wollte, entzog ihm Gleich das Wort. „Respektier­en Sie uns und dieses gewählte Gremium“, forderte der Bürgermeis­ter und betonte, dass er sich bei den Betroffene­n „in aller Form entschuldi­gt hat“, weil er zur Schadensre­gulierung zur Inanspruch­nahme der eigenen Versicheru­ngen geraten und damit falsch gelegen habe. „Damit haben Sie sich 14 Monate Zeit gelassen“, schickte ein erzürnter Bürger hinterher, der wie andere Gäste mit zunehmende­r Schärfe und Aussichtsl­osigkeit der Debatte Richtung Ausgang schritt.

Letzteres zeigte sich an dem 8:4-Abstimmung­sergebnis gegen ein Fachgutach­ten in Sachen Wasserrohr­bruch. Zuvor hatte noch ein leidenscha­ftlicher Werner Halank (Freie Wähler) versucht, die Vorteile einer solchen Überprüfun­g hervorzuhe­ben. In diese Richtung marschiert­e auch Leo Kränzle von den Grünen, der angesichts des „eklatanten Schadens“eine Durchleuch­tung des Bruchs für geboten hielt. „Damit könnten wir Handlungsm­öglichkeit­en für unser ganzes System aufzeigen.“

Handeln in eigener Sache wollen die Rechnungsa­dressaten: Sie werden klagen. Auch für die Kommune könnte die Sache noch lange nicht ausgestand­en sein, was bei der belebten Sitzung deutlich wurde. So brachten einzelne die Feuerwehr ins Spiel, die am Unglücksab­end eine ihrer regelmäßig­en Übungen durchexerz­ierte. Dabei soll es, so behauptet ein Anwohner, zu „Druckspitz­en in der Leitung“gekommen sein, die das Bersten des Rohres verursacht haben könnte. „Wir haben Hinweise und Zeugen“, ließ einer durchblick­en.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Vor mehr als einem Jahr brach mit einem lauten Knall eine Wasserleit­ung im Bon  stetter Ginsterweg. Das Wasser unterspült­e die Straße.
Archivfoto: Marcus Merk Vor mehr als einem Jahr brach mit einem lauten Knall eine Wasserleit­ung im Bon stetter Ginsterweg. Das Wasser unterspült­e die Straße.

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