Augsburger Allgemeine (Land West)
Trauer braucht Zeit
Leidtragende benötigen Beistand in dieser Phase
Abschied nehmen ist ein Grundstein der Trauerarbeit. „Es tröstet im Nachhinein ungemein, wenn man Abschied nehmen konnte“, sagt Konrad Baumgartner, emeritierter Professor für Pastoraltheologie. Das erste Abschiednehmen fällt mit der sogenannten Schockphase der Trauer zusammen. Sie reiche von der Todesnachricht bis etwa zur Beerdigung, erklärt Baumgartner. Danach folgt die regressive Phase, „wo sich die Angehörigen zurückziehen.“Hier sei es wichtig, dass Freunde und Verwandte sich nicht ebenfalls zurückziehen und denken, sie müssten den Trauernden jetzt alleinlassen. Stattdessen brauche es ein Stück Begleitung und Hilfe: „Soziale Stützen, die den Weg mitgehen.“Außerdem kann zur Trauerbewältigung beitragen, Bilder des Verstorbenen aufzustellen und Kerzen zu entzünden: „Die Trauer braucht Räume“, erklärt Baumgartner. In dieser Phase kann es hilfreich sein, wenn der Betroffenen einen Brief an den Verstorbenen schreibt. „Es tut gut, mit dem Toten noch einmal Kontakt aufzunehmen, auch beim Besuch auf dem Friedhof.“Nach der Arbeit, die mit der Organisation der Beerdigung einherging, fällt der Trauernde in ein Loch. Aus der Aktivität dürfe keine Überaktivität werden, warnt Baumgartner. Überaktivität hieße zum Beispiel, sich gleich wieder in Arbeit zu stürzen und die Trauer zu verdrängen. Am Ende der Trauerzeit steht die integrative Phase. In dieser Phase können Trauergruppen helfen. „Geteilter Schmerz ist halber Schmerz“, sagt Baumgartner. Trauer, die noch nicht bewältigt sei, könne dort zur Sprache kommen. In dieser Phase dürfen Angehörige und Freunde nicht ungeduldig werden. „Jeder darf trauern, wie er die Zeit braucht.“Stattdessen sollten Freunde den Kontakt halten, den Betroffenen zum Beispiel zu Festen einladen, ihn aber nicht drängen. tmn/jkor