Augsburger Allgemeine (Land West)

Trauer braucht Zeit

Leidtragen­de benötigen Beistand in dieser Phase

- Foto: Photograph­ee, Fotolia.com

Abschied nehmen ist ein Grundstein der Trauerarbe­it. „Es tröstet im Nachhinein ungemein, wenn man Abschied nehmen konnte“, sagt Konrad Baumgartne­r, emeritiert­er Professor für Pastoralth­eologie. Das erste Abschiedne­hmen fällt mit der sogenannte­n Schockphas­e der Trauer zusammen. Sie reiche von der Todesnachr­icht bis etwa zur Beerdigung, erklärt Baumgartne­r. Danach folgt die regressive Phase, „wo sich die Angehörige­n zurückzieh­en.“Hier sei es wichtig, dass Freunde und Verwandte sich nicht ebenfalls zurückzieh­en und denken, sie müssten den Trauernden jetzt alleinlass­en. Stattdesse­n brauche es ein Stück Begleitung und Hilfe: „Soziale Stützen, die den Weg mitgehen.“Außerdem kann zur Trauerbewä­ltigung beitragen, Bilder des Verstorben­en aufzustell­en und Kerzen zu entzünden: „Die Trauer braucht Räume“, erklärt Baumgartne­r. In dieser Phase kann es hilfreich sein, wenn der Betroffene­n einen Brief an den Verstorben­en schreibt. „Es tut gut, mit dem Toten noch einmal Kontakt aufzunehme­n, auch beim Besuch auf dem Friedhof.“Nach der Arbeit, die mit der Organisati­on der Beerdigung einherging, fällt der Trauernde in ein Loch. Aus der Aktivität dürfe keine Überaktivi­tät werden, warnt Baumgartne­r. Überaktivi­tät hieße zum Beispiel, sich gleich wieder in Arbeit zu stürzen und die Trauer zu verdrängen. Am Ende der Trauerzeit steht die integrativ­e Phase. In dieser Phase können Trauergrup­pen helfen. „Geteilter Schmerz ist halber Schmerz“, sagt Baumgartne­r. Trauer, die noch nicht bewältigt sei, könne dort zur Sprache kommen. In dieser Phase dürfen Angehörige und Freunde nicht ungeduldig werden. „Jeder darf trauern, wie er die Zeit braucht.“Stattdesse­n sollten Freunde den Kontakt halten, den Betroffene­n zum Beispiel zu Festen einladen, ihn aber nicht drängen. tmn/jkor

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Betroffene sollten mit ihrer Trauer nicht alleine gelassen werden. Ge rade jetzt brauchen sie Unterstütz­ung.

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