Augsburger Allgemeine (Land West)
Zicken, Superhelden und ein Känguru
Theaterklasse Ein Jahr haben Realschüler in Neusäß eine Aufführung einstudiert. Es geht um Zickenkrieg und Superhelden
Neusäß
Ein ganzes Schuljahr ist in der Klasse 6a der Realschule Neusäß vergangen, und was kam dabei heraus? Nichts als Zickenterror, gestrandete Superhelden, ein Känguru und jede Menge Theater. Denn diese Klasse ist eine Theaterklasse und hat fächerübergreifend in Deutsch und Kunst ein Jahr lang die Aufführungen vorbereitet. In der letzten Woche vor den großen Ferien war es nun endlich so weit, und die Kinder präsentierten vor den unterschiedlichsten Jahrgangsstufen ihrer Schule und natürlich auch separat für die Eltern ihre Darbietungen und ernteten gigantischen Applaus. Unterstützt wurde die Klasse bei ihren Aufführungen ganz professionell von der Technikgruppe der Schule.
Ursprünglich dachte sich die Klassenleiterin Ulrike Bausch, dass die Schüler Szenen aus der Klassenlektüre „Broccoli Boy“von Frank Cotrell Boyce spielen. Darin geht es um einen schwächlichen streberhaften Jungen namens Rory, der Kleinste in der Klasse, der permanent mit Attacken zu kämpfen hat und später auf mysteriöse Weise zum knallgrünen Superhelden mutiert. Jedoch brachten sich die Schüler enorm ein und formten die Szenen nach ihren Vorstellungen. Die am Projekt beteiligten Lehrerinnen Theresa Frank, Miriam Pireux, Andrea Bauer und Maria Dehner waren erstaunt, mit wie viel Begeisterung die jungen Darsteller probten und was sie sich alles für die Kulisse und an Kostümen einfallen ließen.
Logisch, das Thema Superhelden sprach die Jungen der 6 a sofort an, und es war beeindruckend zu sehen, wie viel Text sich die Buben merken konnten und mit wie viel Humor und auch Charme sie mimten und spielten. Doch auch die Mädchen waren nicht zu bremsen, erklärte Bausch freudig. „Sie wollten dem Thema Mobbing auf ihre eigene Art begegnen.“In der Tat zeigten sie Szenen aus dem Alltag angehender Pubertierender, wie sie tatsächlich stattfinden könnten und brachten alles unter einen Hut – von Lästern und Ausgrenzen bis hin zur Schlägerei und andere Gemeinheiten. Inspiriert wurden sie von ihren eigenen Erfahrungen und Beobachtungen in Schule, Freizeit und Verein. Sie spielten ihre Rollen sehr überzeugend. Das entstandene Stück soll künftig als Aufhänger für Workshops in der Schulsozialarbeit genutzt werden, da es den Dauerbrenner Mobbing von vielen Seiten durchleuchtet und Fragen nachgeht wie etwa: Schweißt es Mädchen zusammen, wenn sie die gleichen Klamotten kaufen? Und wie wirkt das auf die Außenstehenden? Wer tanzt in der ersten Reihe? Wie sehr grenzen wir uns in der Schule aus?
Abseits des Broccoli Boys ließ es sich eine kleine Gruppe nicht nehmen, gekonnt und unterhaltsam ein Stück aus „Die Känguru-Chroniken“von Marc-Uwe Kling zu präsentieren. Ein tolles abwechslungsreiches Programm, das zeigt, wie viel Spaß und Sinn das Konzept der Theaterklasse macht.