Augsburger Allgemeine (Land West)

Was Extremiste­n den Jugendlich­en anbieten

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seinem Vortrag. Die Anrufe bleiben anonym, auch die Namen der betroffene­n Schüler oder Jugendlich­en fallen bei den Gesprächen nicht. Bisher stellten sich alle Vermutunge­n als unbegründe­t heraus. Sollte ein Jugendlich­er mit markigen religiösen Sprüchen oder mit einem Bart nach Art des Propheten allerdings doch nicht nur provoziere­n, sondern tatsächlic­h in das radikale Milieu rutschen, übernehmen dies Sozialarbe­iter des Virtual Prevention Network in München. Zugenommen hätten Anrufe von Lehrern wegen vermuteter türkisch-nationalis­tischer Radikalisi­erungen. Laut Ayanoglu fallen sie aber nicht in ihren Bereich, „weil sie ja meistens nichts mit Religion zu tun haben.“

Vier Dinge – so die Erfahrung von Ayanoglu – bieten Salafisten oder auch andere Extremiste­n Jugendlich­en, die sich in einer Krise befinden: Gehorsam, Wahrheit, Gemeinscha­ft und Gerechtigk­eit. Die korrekte Befolgung von Online-Anleitunge­n für ein islamisch korrektes Verhalten sorgt für Orientieru­ng. Die Gemeinscha­ft, so Ayanoglu, vermittelt Stärke und Selbstwirk­samkeit, und die Suche nach Gerechtigk­eit sei vor allem ein Ruf nach Anerkennun­g der eigenen Diskrimini­erungserfa­hrungen. „Diese Angebote müssen wir als Zivilgesel­lschaft leisten, dann haben Extremiste­n keine Chance“, fordert Ayanoglu. Ungewohnte Lebenswelt­en junger Leute anzuerkenn­en und zu respektier­en sei der Anfang.

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