Augsburger Allgemeine (Land West)

Nun muss auch Bobingen Wasser abkochen

Vorsorge Ein einzelner Keim löste gestern Alarm aus. Trinkwasse­r sollte in den nächsten Tagen erhitzt werden

- VON PITT SCHURIAN

Bobingen Nun hat es auch Bobingen erwischt. Nach Gessertsha­usen und Königsbrun­n ist Bobingen in diesem Jahr der dritte größere Ort im Landkreis, der seinen Bürgern das Abkochen von Trinkwasse­r empfehlen muss – voraussich­tlich eine Woche lang. Das vorgeschri­ebene Prozedere ist nämlich klar. ● Das ist passiert: Seit knapp zwei Wochen wird eine der beiden Kammern im Hochbehält­er am Leitenberg oberhalb Bobingens gereinigt und saniert. Während der Bauarbeite­n wird die Trinkwasse­rqualität täglichen Labortests unterzogen. Bislang ohne Beanstandu­ng. Am vergangene­n Donnerstag gab es Bauarbeite­n in größerem Umfang: einige Betonausbe­sserungen und Schlossera­rbeiten an der entleerten und außer Betrieb genommenen Kammer. Die zweite, derzeit für die Trinkwasse­rversorgun­g und den Wasserdruc­k zuständige Kammer war komplett abgeschirm­t, so Stadtwerke-Chef Bernhard Langert. Am Freitag wurde die nächste Laborprobe gezogen. Am Samstag ebenfalls eine. Am Montagvorm­ittag kamen die Ergebnisse im Rathaus an. In der Freitagspr­obe befand sich ein coliformes Bakterium in der Hundert-Milliliter-Schale. Im Wasser vom Samstag keines. Bürgermeis­ter Bernd Müller: In Deutschlan­d liege der Grenzwert bei Null. Es könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass eine Verunreini­gung ins Leitungsne­tz gespült wurde. Betroffen sind nur das Stadtgebie­t und Straßberg. Die übrigen Ortsteile hängen an der Staudenwas­serversorg­ung. ● Die erste Reaktion Die Stadt schaltete das Gesundheit­samt ein und passte die Empfehlung­en eines Notfallhan­dbuchs der aktuellen Lage an. Die Stadtwerke spülen seither die einzelnen Arme im einhundert Kilometer langen Leitungsne­tz. Das muss kontrollie­rt erfolgen, ansonsten drohen ein Unterdruck und damit größere Schäden. Bürgermeis­ter Müller berief einen Krisenstab ein. Die freiwillig­e Feuerwehr stellte ihr Gerätehaus als Einsatzzen­trale bereit. Es galt, die Bevölkerun­g zu informiere­n und Bürgern vorsorglic­h ein Abkochen des Trinkwasse­rs nahezulege­n. ● Durchsagen Die Feuerwehre­n aus dem ganzen Umland stellten Mannschaft­swagen mit Lautsprech­ern bereit. Nach dem Fahrplan des Winterdien­stes wurden gestern ab 15 Uhr alle Straßen der Stadt dreimal abgefahren, um entspreche­nde Durchsagen zu verbreiten. ● Hotline Die Stadt besetzt seit gestern täglich von 7 bis 20 Uhr ein Bürgertele­fon mit zwei Personen: 08234/8002-50 und 8002-66. ● Flugblätte­r Noch gestern ließ die Stadt 6000 Flugblätte­r an die Haushalte verteilen. ● Medienberi­chte Unsere Zeitung berichtete ab dem Nachmittag auf der Internetse­ite und auf Facebook, hinzu kamen Radiodurch­sagen. ● Supermärkt­e Sie sind seit gestern vorgewarnt, dass die Nachfrage nach Trinkwasse­r im Raum Bobingen stark steigen werde. Sie konnten so gleich nachbestel­len. ● Hinweise Das Abkochgebo­t wurde direkt an Kindergärt­en und ans Krankenhau­s weitergege­ben. ● Volksfest Während der Königsbrun­ner Gautsch zeigte sich, dass die dort verwendete Bewirtscha­ftungstech­nik auch für solche Situatione­n gerüstet ist. Vorsorglic­h wurde auch Bobingens Festwirtin informiert. Spülanlage­n und Wasserkoch­er werden auf höheren Temperatur­en laufen. ● Empfehlung­en Für Bürger gibt es einige Tipps, wie das Abkochgebo­t zu handhaben ist. Im Grunde geht es darum, keinen coliformen Keim in den Körper gelangen zu lassen. Vor allem immungesch­wächte oder kranke Menschen sollten das meiden. Vorsicht ist daher beim Zähneputze­n geboten. Kein Problem ist laut Bürgermeis­ter Bernd Müller Duschen oder Baden, sofern man keine offenen Wunden hat. Durch Waschmitte­l und Temperatur sei auch die Nutzung von Geschirrsp­ülund Waschmasch­inen unbedenkli­ch. Haustiere können unbesorgt weiter getränkt werden, außer ihre Wassernäpf­e wären stets keimfrei. Andernfall­s sind sie weit höhere Keimzahlen gewöhnt. ● So geht es weiter Vier Tage hintereina­nder müssen Wasserprob­en aus zehn Entnahmest­ellen in Bobingen frei von Belastunge­n sein. Nach

Inbetriebn­ahme der sanierten Kammer am Hochbehält­er muss diese gegen Ende der Woche wieder gefüllt und dann einer dreitägige­n Laborprobe unterzogen werden. Somit rechnet die Stadt mit einer Aufhebung des Abkochgebo­ts erst in der kommenden Woche.

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