Augsburger Allgemeine (Land West)
Architekten wollen wegen Kita klagen
Neubau Das Büro Petri Tanislar soll den Kindergarten in Hausen planen. Doch die Kosten steigen, es kommt zum Bruch mit der Gemeinde Diedorf. Warum eine Einigung nicht klappt
Der Gemeinde Diedorf droht ein Rechtsstreit mit dem Architekturbüro Petri Tanislar. Das Büro war im Jahr 2016 ursprünglich beauftragt worden, den neuen kommunalen Kindergarten im Ortsteil Hausen zu planen. Als die Kosten bis auf geschätzte 3,7 Millionen Euro stiegen, stoppte der Gemeinderat jedoch Ende vorigen Jahres die Planungen. Jetzt wollen die Architekten die nach ihrer Ansicht noch ausstehenden Teile ihres Honorars einklagen. Das Pikante dabei: Bis heute hat Bürgermeister Peter Högg den Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses, in dem steht, wann, wo und warum es zu der Kostensteigerung gekommen ist, nicht veröffentlicht. Diese Details könnten nun vor Gericht öffentlich zur Sprache kommen.
Dennoch sieht der Bürgermeister einer gerichtlichen Auseinandersetzung um das Honorar des Büros gelassen entgegen: „Nach meiner Einschätzung sind wir quitt“, so der Bürgermeister im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen. Etwa 110000 Euro hat die Gemeinde als „Planungskosten“an alle zunächst Beteiligten bereits gezahlt. Mit den Fachplanern wie Statikern oder Heizungs- und Sanitärfachleuten habe man sich inzwischen über die Abrechnung der entstandenen Kosten geeinigt, die Verträge sind aufgelöst, hier seien insgesamt rund 40000 Euro gezahlt worden, nennt Högg eine Summe. Mit den Architekten sei solch ein abschließender Vergleich jedoch nicht möglich gewesen. Immer wieder habe es geänderte Schlussrechnungen gegeben, was mit dem Vertrag zwischen den beiden Parteien nicht vereinbart gewesen sei, so Högg.
Architekt Sebastian Petri sieht das anders. Ihm geht es dabei nicht allein ums Geld – etwa ein Drittel des dem Büro Petri Tanislar zustehenden Honorars stünden noch aus –, sondern auch um das zwischenmenschliche Miteinander. Dass der Bürgermeister inzwischen in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung gesagt hat, mit dem Planungsbüro sei eine gütliche Einigung nicht möglich, will er nicht auf sich sitzen lassen. Aus seiner Sicht stellt sich die Situation genau andersherum dar. Seit März 2017 versuche er, über seine Anwälte einen Schlichtungstermin mit Bürgermeister Högg zu vereinbaren. Zunächst habe es wochenlang keine Reaktion aus Diedorf gegeben, so Petri. Dann sollte nur über einen minimalen Teil der dem Büro entstandenen Kosten gesprochen werden, nicht über das Honorar selbst.
Sebastian Petri erläutert auch, wie sich die Zusammenarbeit seiner Meinung nach im Laufe der Zeit entwickelt hat. Zunächst sollte ein fünfgruppiger Kindergarten mit der Kostenobergrenze von rund 2,3 Millionen Euro geplant werden. „Bei dem geforderten Raumprogramm war diese Summe schon zu diesem Zeitpunkt unrealistisch.“Dies habe das Büro bereits im Zuge der Bewerbung kommuniziert. Auch der Bauzeitenplan, damals sollte der neue Kindergarten noch im September 2017 bezugsfertig sein, war von Anfang an zu straff. „Man geht üblicherweise von einer Planungszeit von etwa zwei Jahren ab Projektstart aus“, erläutert Petri.
Aus seiner Sicht sei im Laufe des Verfahrens auch dem Bürgermeister klar geworden, dass hier sowohl zeitlich als auch finanziell zu knapp geplant worden sei. „Dabei haben wir im Laufe des Verfahrens immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass der gewünschte Kostenrahmen weiterhin nicht realisierbar ist und auch so schnell wie ge- wünscht nicht gebaut werden kann. Nur wahrhaben wollte das der Bürgermeister nicht.“Für Petri ist nun zudem fraglich, ob die jetzt nach einer EU-weiten Ausschreibung neu geplante Kita mit vier Gruppen den Bedarf decken kann – immerhin waren ja mal fünf Gruppen geplant.
Alles in allem eine Situation, die hätte vermieden werden sollen, sagt der ehemalige Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrat, Max Strehle. Er war auf Anfrage der Architektenkammer als Vermittler in den Fall eingeschaltet worden, wegen der verhärteten Fronten sei eine gütliche Einigung aber nicht möglich gewesen. Sein Eindruck: „Ich glaube, da hat jede Seite Abstriche zu machen.“