Augsburger Allgemeine (Land West)

Baum reicht Stafylidis die Hand

FCA Nachdem der Wechsel des Griechen zum Hamburger SV scheiterte, hat der Trainer kein Problem damit, den Außenverte­idiger wieder in die Mannschaft zu integriere­n

- VON ROBERT GÖTZ

Manuel Baum, 38, zögerte keine Sekunde, Konstantin­os Stafylidis wieder in den 18er-Kader für das Spiel gegen den 1. FC Köln aufzunehme­n, als feststand, dass der griechisch­e Nationalsp­ieler nicht zum Hamburger SV wechseln würde. Ein kurzes Gespräch nach Stafylidis’ Rückkehr von den WM-Qualifikat­ionsspiele­n reichte dem Trainer des FC Augsburg. „Er hat gesagt, der HSV ist vorbei, jetzt bin ich wieder in Augsburg. Das sieht man in jedem Training und das kauft man ihm auch ab. Das ist nicht nur dahergered­et“, war sich Baum sicher. Und so saß der 23-jährige Linksverte­idiger beim 3:0-Heimsieg gegen die Rheinlände­r wieder auf der Bank.

Dabei hätte es einige Punkte gegeben, die gegen eine Blitz-Resozialis­ierung gesprochen hätten. Stafylidis hatte von Beginn an deutlich gemacht, dass er gerne wechseln würde. „Es war eine große Ehre für mich, dass Hamburg mich wollte“, erklärte er gestern bei einer Medienrund­e. Erstmals nach dem Ende des Transfer-Hickhacks stellte er den Fragen der Journalist­en. Der HSV sei ein großer Klub. „Wenn du eine gute Offerte hast, geht es nicht nur um das Team. Natürlich spielen wir mit unseren Herzen Fußball. Ich liebe Augsburg, das Team und die Fans, die mich immer unterstütz­t haben. Aber es geht natürlich auch um Geld. Ich habe Familie, wie wir alle.“

Die hätte sich nach einem Wechsel an die Elbe schon die eine oder andere Frühstücks­semmel mehr leisten können. „Wenn einer das Vier- bis Fünffache bekommen kann, was er hier verdient, dann ist ein junger Spieler im Kopf nicht frei“, verdeutlic­hte Baum die Dimensione­n. Beim FCA wird das Gehalt von Stafylidis zwischen 500 000 und 700 000 Euro taxiert.

Und da gab es dann auch einen Instagram-Post, wenige Sekunden vor dem Anpfiff des Pokal-Erstrunden­spiels in Magdeburg (0:1). Der FCA hatte das Fehlen von Stafylidis Mitte August damit erklärt, dass er verletzt gewesen sei. Stafylidis postete aber, dass er „gesund“sei und seinem Team vor dem Fernseher die Daumen drücke. „Ich war nicht verletzt, das ist 100 Prozent wahr. Vielleicht war es keine gute Konversati­on zwischen mir, den Physios und dem Trainer. Vielleicht haben sie gedacht, ich wäre verletzt, aber ich war es nicht“, erklärte Stafylidis und fügte an: „Für mich war es wichtig, den Fans mitzuteile­n, dass ich nicht verletzt bin. Sie sollten nicht denken, dass ich verletzt spiele, weil ich wechseln will.“

Bei der Frage nach Dembélé musste er lachen. Stafylidis ist keiner, der seinen Wechsel mit einem Streik erzwingen will. Im Gegenteil. Als er sich im März die Hand brach, ließ er sich nicht operieren, um im Abstiegska­mpf nicht zu fehlen. Auch Rückenprob­leme ignorierte er, als der FCA ihn brauchte.

Gerade darum schätzt auch FCAGeschäf­tsführer Stefan Reuter den Griechen. Und darum waren die Augsburger auch gar nicht wild darauf, Stafylidis zu verkaufen. Und darum rückten sie auch keinen Cent von ihrem Zehn-Millionen-EuroKaufpr­eis ab, als der dem HSV doch zu hoch war. Auch Interessen­ten aus England bissen sich die Zähne aus.

Jetzt haben der FCA und Stafylisic­h dis die Reset-Taste gedrückt. Doch noch ist nicht klar, wo Platz für den 23-Jährigen ist. Als Linksverte­idiger ist der gleichaltr­ige Philipp Max gesetzt. Dessen Vertrag hat der FCA zudem bis 2022 verlängert. Stafylidis ist Max nicht böse: „Wir sind Freunde, unser Verhältnis ist super. Aber wenn ich nicht spiele, fühle ich mich natürlich nicht gut. Aber das hat nichts mit Philipp zu tun.“

Stafylidis ist ehrgeizig, will und muss spielen, um seinen Platz in der Nationalma­nnschaft nicht zu verlieren. Baum freut sich auf den Konkurrenz­kampf: „Ich bin froh, dass Kosta geblieben ist. Wir haben da schon verschiede­ne Möglichkei­ten. So kann Philipp offensiv spielen und Kosta dahinter. Da gibt es zwei, drei Varianten, und die werden wir die Saison über auch brauchen.“

Auch Stafylidis will sich wieder voll auf den Fußball konzentrie­ren. „Das Wichtigste ist jetzt, dass ich hier bin und hier wieder alles für den FCA geben will. Ich denke im Moment nicht an andere Klubs.“Er könne jetzt nur hart arbeiten und „wenn der Trainer sagt, Kosta, du spielst, bin ich bereit“.

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Konstantin­os Stafylidis (links) ist wieder zurück. Trainer Manuel Baum nominierte ihn nach dem gescheiter­ten Wechsel zum Hamburger SV wieder für den 18er Kader gegen Köln. Eingewechs­elt wurde der Grieche allerdings nicht.
Foto: Christian Kolbert Konstantin­os Stafylidis (links) ist wieder zurück. Trainer Manuel Baum nominierte ihn nach dem gescheiter­ten Wechsel zum Hamburger SV wieder für den 18er Kader gegen Köln. Eingewechs­elt wurde der Grieche allerdings nicht.

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