Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Organisationstalent
Serie (1) Verzögerungen durch Bauarbeiten, mal eben den Probenplan verschieben? Für Daniel Herzog, den neuen Opernchef, ist das kein Problem. Früher war das sein täglich Brot
Der Intendantenwechsel am Theater Augsburg hat nicht nur an der Spitze des Hauses, sondern auch im Ensemble für Wechsel gesorgt. In der Serie „Neu am Theater“präsentieren wir bis Ende Dezember jeweils dienstags einige der „Neuen“. Heute starten wir mit Daniel Herzog, dem Operndirektor und stellvertretenden Intendanten. Die Lautsprecher stehen noch in einer Ecke des Büros, auf dem Drucker findet sich ein Namensschild: Daniel Herzog – Operndirektor. Es war bei der Spielplanpräsentation des Theaters Augsburg im Einsatz, als der neue Intendant André Bücker nicht nur die Premieren der Spielzeit 2017/18 vorstellte, sondern auch sein künftiges Leitungsteam. Dass Herzog seine Arbeit am Haus gerade erst aufnimmt, sieht man beim ersten Blick in dieses Büro.
Und man spürt, dass dort ein Theatervollblut einzieht, einer, der in seinem Leben nie eine andere Wahl hatte, für den schon immer feststand, wo er einmal arbeiten müsste. Seine Mutter war Opernsängerin, sein Vater Cellist – Herzog verbrachte seine Kindheit in Theatern. „Und es war auch schnell klar, dass ich hinter der Bühne arbeiten würde“, erzählt der 49-Jährige.
Hinter ihm an der Wand hängen drei Plakate – in Weiß-Grün, GrünWeiß und Weiß-Grün: „In dieser Nacht?“, „Etwas Unvernunft bitte!“und „Tanz ist träumen mit den Beinen“steht auf ihnen, die neue Werbekampagne des Theaters. Herzog spricht davon, dass die neue Spielzeit erst einmal mit einem logistischen Problem begann: Wegen der Bauarbeiten am Martini-Park mussten die Proben zum Teil verlegt werden. Da war Herzog in seinem Element. Denn mit ihm, dem künstlerischen Chef des Musiktheaters, hat Bücker eine Doppelbegabung an Bord geholt. Mehr als zwölf Jahre hat Herzog als Chefdisponent gearbeitet, das ist der Posten in einem Theater, an dem alle Fäden zusammenlaufen: die Programmplanung, die Spielpläne, die Probenpläne. „Ich wollte da arbeiten, wo es wesentlich ist, mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen“, sagt Herzog. Da hat die Planung des Disponenten riesigen Einfluss auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter: Wenn ein Bühnenbild innerhalb von wenigen Tagen zigmal auf- und abgebaut werden muss, fallen wegen schlechter Planung schnell Überstunden an. Da kann ein Disponent viel bewirken.
Mit dem Augsburger Engagement schließt sich für Herzog nun ein weiter Bogen zu seiner ersten festen Anstellung, damals als Regieassistent am Musiktheater in Dortmund. Im Schauspiel hieß der Assistent zu dieser Zeit André Bücker. Während Bücker danach als freier Regisseur weitermachte und schnell zu Leitungsfunktionen an Häusern kam, entschied sich Herzog anders. „Als Musiktheater-Regisseur geht das alles nicht so schnell. Ich habe mich damals für eine feste Anstellung entschieden – als Disponent.“
Und nun kehrt Herzog wieder zur künstlerischen Arbeit zurück. Erst einmal als Leiter des Musiktheaters, möglicherweise auch als Regisseur. Sein Hauptaugenmerk richtete Herzog anfangs allerdings darauf, ein Sängerensemble zusammenstellen, sich Gedanken über den Spielplan zu machen, Regisseure, Bühnenbildner und Stücke zusammenzubringen. „Ich war im vergangenen Jahr mehr als 40 Mal in Augsburg“, sagt Herzog. „Jeder, den wir engagiert haben, musste vorsingen.“Möglich war das Herzog, weil er sich in der vergangenen Spielzeit ein Sabbatical genommen hatte, eine Auszeit, um sich beruflich neu aufzustellen.
Nun ist er mit seiner Frau, einer Sängerin, die Herzog in seiner Zeit in Dortmund kennengelernt hatte, von Kaiserslautern nach Augsburg gezogen. In Kriegshaber haben beide eine Wohnung gefunden. Als Stadt sei Augsburg deutlich größer als seine letzte Station. An Kaiserslautern habe er geschätzt, dass er sehr viel Rückmeldungen auf der Straße bekommen habe. Er hofft, dass es auch in Augsburg noch dazu komme. Die Kommentare aus erster Hand seien wichtig, um die Belange des Publikums richtig einschätzen zu können. Markant genug, um auf der Straße wiedererkannt zu werden, ist Herzog – mit seinem Zopf, der Brille mit dem ausgeprägten Gestell und der Krawatte, die er fast immer trägt.