Augsburger Allgemeine (Land West)
Große Geschichten ohne Worte
Jugend spielt Mozart und Mahler
Mit zwei schwierigen Werken setzte sich das Schwäbische Jugendsinfonieorchester auseinander. Unter Leitung von Allan Bergius und der Mitwirkung der Dozenten wurde in der Probenwoche mit Sinfonien von Wolfgang Amadé Mozart und Gustav Mahler Großartiges geleistet. In der Kongresshalle konnte man über das Ergebnis nur staunen.
Mozarts „Prager Sinfonie“erinnert durch die Hell-Dunkel-Schattierungen, den düster pochenden Grundgestus an „Don Giovanni“. Nur die ersten Takte der Einleitung waren spröde. Doch wie in den schnellen Teilen der dreisätzigen Sinfonie das Werk an klarer Durchformung Gestalt gewann, die komplizierten Themengeflechte zum Klingen gebracht wurden, war überzeugend. Stellvertretend sei die Präzision der rasanten Triolenketten der Violinen im Finale erwähnt.
In seinen ersten Sinfonien integriert Mahler den Gesang. In der 5. Sinfonie cis-Moll erzählen allein die Instrumente eine riesige Geschichte. Dazu finden enorme Aufrüstungen statt, besonders die Blechbläser mit einer monumentalen Horn-Riege, je vier Trompeten, Posaunen, mit Tuba. Die farbstarke Palette der Holzbläser und exotisches Schlagwerk mischen den Ausdruck.
In drei „Abteilungen“ist die Sinfonie angelegt; als eine Art symmetrisches Drehmoment steht im Teil II das Scherzo allein in der Mitte. Jeweils zwei Sätze bilden die Eck-Abteilungen. Wie Mahler, ausgehend vom Trompetensignal eines Trauermarsches, die Anhäufung des Themenmaterials zuspitzt, es durch alle Instrumentale laufen lässt, mal bombastisch verdichtet, mal innig aufgelichtet, vom melodischen sanften Weben bis zur harten Attacke changiert, dies ereignet sich wie ein permanenter Kampf um Erlösung. Es ist die Geschichte einer visionären Entwicklung, die man durch das Mammut-Werk ohne Worte erlebt. Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester bot hier unter der Leitung von Allan Bergius eine grandiose Leistung. Das großartige Blech ließ es trotz massiver Auftritte nicht an transparenter Präzision fehlen, das Kolorit der Holzbläser leuchtete, die Motorik des Schlagwerks passte und der Streicherkörper hatte organisch atmende Qualität. Er zauberte das berühmte Adagietto zu den Silbertönen der Harfe aufs Schönste. Die Steigerungen wurden perfekt gezündet und das diesseitige, fast ländlerisch freundliche Scherzo als Mittelpunkt pulsierte wunderbar.
Das Publikum bejubelte diese hinreißende Leistung des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters.