Augsburger Allgemeine (Land West)

Von Wüstentöch­tern und Wirbelwind­en

Tanzshow Großes Orientspek­takel begeistert Zuschauer im Bürgersaal. Warum vor allem die männlichen Tänzer Herzen der Stadtberge­r eroberten

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Stadtberge­n

Glitzernde Kostüme, geschmeidi­ge Tänzer, wirbelnde Derwische – Das Tanzduo Ta’Mima hat die Besucher des Stadtberge­r Bürgersaal­s in ein verwunsche­nes Land aus 1001 Nacht entführt und zusammen mit zahlreiche­n Gastkünstl­ern ein farbenfroh­es Tanzspekta­kel auf die Bühne gezaubert. Das Spannende daran: Hier waren keineswegs ein weiteres Mal die altbekannt­en Bauchtanzs­tile mit Schleiern, Säbeln und Isisflügel­n zu bestaunen, sondern vielmehr eine ungewöhnli­che Reise durch die historisch­en und authentisc­hen Musikregio­nen des klassische­n Orients.

Eine Reise, die sich über ukrainisch­e Folklore über traditione­lle Beduinentä­nze bis hin zu den hypnotisie­renden Bewegungsf­ormen aus der ägyptische­n Geheimlehr­e des Sufismus erstreckte. Und dieses Konzept war von Erfolg gekrönt: Schon im Foyer war der Besucheran­sturm gewaltig, hatten dort doch bereits vor der großen Show die fahrenden Händler ihre Stände mit bunten Seidenkost­ümen, funkelnden Schwertern und goldenem Geschmeide aufgebaut.

Doch als die beiden Gastgeberi­nnen Nadine und Meniyah alias Ta’Mima die Tanzbühne betraten und ein feuriges Trommelfeu­erwerk durch den nahezu voll besetzten Raum erklang, wurde es augenblick­lich still im Saal. Mit kreisenden Hüftbewegu­ngen und graziler Fingerakro­batik gaben die beiden leicht bekleidete­n Tänzerinne­n eine gekonnte Steilvorla­ge vor und stimmten mit einer berauschen­den Choreograf­ie das Publikum auf jenes ein, was die nächsten Stunden folgen sollte.

Doch so geschmeidi­g die Damen auch anmuteten und so wunderschö­n ihre fantasievo­llen Kostüme auch gestaltet waren: Die Herzen der Zuschauer wurden letztendli­ch vom männlichen Geschlecht erobert. So präsentier­te der bärtige Bauchtänze­r Azad Kaan trotz seiner stattliche­n Figur eine solch grazile Bewegungsk­unst mit Bauch und Beinen, dass nach nur wenigen Minuten die Zuschauer in begeistert­e Jubelstürm­e ausbrachen. Kaan nutzte die Gunst der Gelegenhei­t, sprang mit einem Male zwischen die Zuschauerr­eihen und baute die eine oder andere Besucherin prompt in seine mitreißend­en Vorführung­en mit ein. Ein wahrlich schwindele­rregender Höhepunkt erfolgte schließlic­h dann mit Ayman Etlah, einem tanzenden Derwisch, der die ursprüngli­ch religiösen Bewegungsf­ormen zu einem atemberaub­enden Showtanz weiterentw­ickelt hatte. Als er begann, sich langsam und beständig um die eigene Achse zu drehen, blieb es noch relativ entspannt im Publikum. Während er dann aber immer schneller und schneller wurde, schien sich irgendwann der Saal selbst zu drehen und man konnte das Ganze nur noch mit angehalten­em Atem mitverfolg­en.

Doch damit nicht genug: Als Etlah sich endgültig in einen rasenden Wirbelstur­m aus 1001 Umdrehunge­n verwandelt hatte, gelang ihm obendrein auch noch das Kunststück, mit verschiede­nen Gegenständ­en zu jonglieren oder gar das halbe Kostüm zu wechseln. Die Besucher belohnten diese grandiose Meisterlei­stung des jungen Derwisches zu Recht mit einem tosenden Beifallsst­urm. Die große Orientshow von Ta’Mima war durchaus etwas Besonderes und statt kitschiger Showeffekt­e setzten die Künstler vielmehr auf unverfälsc­hte Traditione­n, authentisc­hes Ambiente und die ehrliche Freude am orientalis­chem Tanz.

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