Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Wortführer
CSU Landesgruppe Dobrindt mit neuer Rolle
Augsburg Unter den vielen Ämtern, die die CSU zu vergeben hat, ist das des Landesgruppenvorsitzenden eines der wichtigsten – und eines mit einer klangvollen Liste an Vorgängern. Als neuer Wortführer seiner Partei in Berlin steht Alexander Dobrindt nun in der Tradition eines Franz Josef Strauß, eines Friedrich Zimmermann oder eines Theo Waigel. Der 47-Jährige soll die bayerische Eigenständigkeit in der Bundespolitik wahren, ohne es dabei mit dem Eigensinn zu übertreiben.
„Die CSU ist nicht der 16. Landesverband der CDU“, warnt Dobrindt bereits. Auch wenn er als Verkehrsminister mit der Maut, dem Diesel-Skandal und dem schleppenden Ausbau des schnellen Internets mehr Probleme hatte, als es seinem Mentor lieb sein konnte, hält Horst Seehofer doch große Stücke auf den Abgeordneten aus Peißenberg.
Als Nachfolger von Gerda Hasselfeldt, die nicht mehr für den Bundestag kandidiert hat, wird Dobrindt in den Gesprächen über eine Jamaika-Koalition allerdings viel Misstrauen entgegenschlagen. Wurde seine Vorgängerin für ihre ruhige, diplomatische Art auch in den anderen Fraktionen geschätzt, so ist er für viele Grüne und viele Liberale eine Reizfigur – unvergessen der Streit des damaligen CSU-Generals mit dem heutigen FDP-Chef Christian Lindner, dessen Partei er als „Gurkentruppe“verhöhnte.
Sein Ministerium wird Dobrindt trotzdem nicht vermissen. Dazu ist die neue Aufgabe für ihn zu reizvoll und die Chance, später noch weiter in den CSU-Olymp aufzusteigen, zu groß. Und überhaupt: Das Amt des Landesgruppenvorsitzenden, hat Theo Waigel einmal gesagt, sei schöner als jeder Ministerposten.