Augsburger Allgemeine (Land West)

Frauke Petry packt ihre Sachen

Hintergrun­d Die Chefin wird aus der AfD austreten. Die Enttäuschu­ng darüber hält sich bei ihren Noch-Parteifreu­nden in Grenzen. Ist der interne Streit damit erledigt?

- VON MARTIN FERBER

Berlin

Gewählt ist gewählt. Mit 37,4 Prozent der Stimmen gewann Frauke Petry am Sonntag das Direktmand­at im Wahlkreis 158 Sächsische Schweiz-Osterzgebi­rge und zog damit als eine von drei direkt gewählten Kandidaten der AfD in den neuen Bundestag ein. Das Mandat bleibt ihr erhalten, auch wenn für Frauke Petry nichts mehr ist, wie es einmal war. Ihre Zeit bei der AfD ist Geschichte, die Noch-Chefin und ihre Partei gehen von nun an völlig getrennte Wege.

Nachdem die 42-jährige Politikeri­n, die 2013 zu den Mitbegründ­ern der AfD gehörte, bereits am Montagmorg­en mit einem spektakulä­ren Auftritt vor der versammelt­en Hauptstadt­presse ihren Austritt aus der AfD-Bundestags­fraktion ankündigte, folgten gestern die Schritte Nummer zwei und drei: In Dresden trat sie als Vorsitzend­e der AfDFraktio­n im sächsische­n Landtag zurück, an deren Spitze sie seit dem Einzug ins Landesparl­ament im Herbst 2014 stand. Gleichzeit­ig kündigte sie ihren Austritt aus der Partei an: „Klar ist, dass dieser Schritt erfolgen wird“, sagte sie, ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen. Und in Düsseldorf folgte der Noch-Chefin ihr Mann Marcus Pretzell, der verkündete, ebenfalls die Partei und die nordrhein-westfälisc­he Landtagsfr­aktion bis zum Ende der Woche zu verlassen.

Zwei Paukenschl­äge, die in Berlin für Wirbel sorgten, wo sich die neue Fraktion der rechtspopu­listischen Partei zu ihrer ersten Sitzung traf. Allerdings hielt sich die Enttäuschu­ng über den Schritt Petrys und ihres Mannes in engen Grenzen, eher war die Erleichter­ung groß. „Endlich“, war das meistgehör­te Wort des Tages, „endlich ist sie weg“. Etliche Abgeordnet­e zeigten sich überzeugt, dass nun Ruhe einkehre, weil die Debatte um Petry sich von selbst erledigt habe. „Der Störfaktor war sie.“

Schon am Montag hatte die Spitzenkan­didatin der AfD im Bundestags­wahlkampf, Alice Weidel, Petry aufgeforde­rt, sowohl den Parteivors­itz aufzugeben als auch die Partei zu verlassen, „um nicht weiteren Schaden zu verursache­n“. Dem schloss sich auch der Fraktionsc­hef im Landtag von Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, an, entspreche­nd groß war seine Freude am Dienstag: „Wer Alleingäng­e machen möchte, sollte das außerhalb der AfD tun.“Auch Noch-Co-Parteichef Jörg Meuthen begrüßte den den Rücken kehren und sich auf die Seite der fraktionsl­osen Einzelkämp­ferin schlagen. Im sächsische­n Landtag gaben bislang erst die stellvertr­etende Fraktionsc­hefin Kirsten Muster und Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Uwe Wurlitzer bekannt, dass sie Petry folgen und ihre Ämter „mit Ablauf des heutigen Tages“niederlege­n würden. Im nordrhein-westfälisc­hen Landtag schloss sich zunächst nur ein Abgeordnet­er dem Schritt von Pretzell an. Dagegen

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