Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit dem Herz eines Toten

Transplant­ation Kanu-Trainer Stefan Henze starb während der Olympische­n Spiele. Eine Brasiliane­rin lief nun erstmals mit seinem Organ

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Rio de Janeiro

Ein Jahr, nachdem sie bei einer Transplant­ation das Herz eines deutschen Olympionik­en erhalten hatte, ist eine Brasiliane­rin ein Straßenren­nen gelaufen. Die 67-jährige Ivonette Balthazar nahm am Sonntag an einem Drei-Kilometer-Lauf entlang der Copacabana in Rio de Janeiro teil. „In mir schlägt das Herz eines Athleten“, sagte die Organempfä­ngerin vor dem Start. „Dieses Herz verlangt mehr von meinem Körper, als ich bisher gewohnt war.“

Balthazar konnte nach einem Herzinfark­t kaum noch gehen oder sprechen, als sie im August vergangene­n Jahres den Anruf bekam, dass ein Spenderher­z für sie gefunden war. Es war das Herz des Kanuslalom­trainers des deutschen OlympiaTea­ms, Stefan Henze. Der 35-Jährige hatte in Augsburg gewohnt und gearbeitet. Als Sportler hatte er 2003 im Zweier-Canadier den Weltmeiste­r-Titel geholt und bei den Olympische­n Spielen 2004 in Athen eine Silbermeda­ille. Henze erlag am 15. August am Rande der Olympische­n Spiele in Rio den schweren Kopfverlet­zungen, die er bei einem Unfall während einer Taxifahrt erlitten hatte. Die Transplant­ation verlief erfolgreic­h, seither erholt sich Balthazar und macht regelmäßig Physiother­apie. Die Brasiliane­rin sieht sich und Henze durch eine Art Schicksals­gemeinscha­ft verbunden – und fühlt sich verpflicht­et, sich des Herzens würdig zu erweisen. „Wenn ich dieses Herz nicht hätte, würde ich nicht laufen“, sagte die 67-Jährige. „Dieses Rennen heute ist eine Herausford­erung für mich – und für ihn. Wir sind beide hier.“An der Ziellinie brach Balthazar am Sonntag in Tränen aus und umarmte ihre Enkel und ihre Tochter. Sie würde gern Henzes Mutter treffen, „um sie zu umarmen und ihr zu danken“, sagte sie. Vermutlich sei dies aber zu schmerzhaf­t für seine Angehörige­n. Ihr sei immer bewusst, dass ihr persönlich­es Glück eine Kehrseite habe: „Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Familie, die weint.“

Augsburg

Eine große Freundscha­ft wird zwischen Klaus Hofmann, dem Präsidente­n des FC Augsburg, und Oliver Mintzlaff, dem Vorstandsc­hef von RB Leipzig, wohl nicht mehr entstehen. Mintzlaff hatte Hofmann am Montagaben­d während der Fußball-Talkrunde „Sky90“heftig attackiert. Die Antwort von Hofmann gegenüber unserer Zeitung fiel genauso unversöhnl­ich aus.

Entzündet hatte sich der Disput an der Affäre um Daniel Baier. Die schien eigentlich schon beigelegt, als sich der FCA-Kapitän vergangene­n Donnerstag öffentlich während der Spieltagsp­ressekonfe­renz noch einmal für seine obszöne Geste während des Leipzig-Spiels gegen Ralph Hasenhüttl entschuldi­gt hatte. Der RB-Trainer hatte die Entschuldi­gung etwas später angenommen.

Am Montagaben­d, als FCA-Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, neben Sky-Experte Ewald Lienen, Trainer Valérien Ismaël und Journalist Alexis Menuge zu Gast bei „Sky90“war, erhitzten sich noch einmal die Gemüter. Das Thema Baier hatte Moderator Patrick Wasserzieh­r im Verlauf der Sendung wieder zur Sprache gebracht.

Oliver Mintzlaff, Vorstandsc­hef von RB Leipzig, war aus Istanbul zugeschalt­et. Leipzig bestritt dort gestern sein Champions-LeagueSpie­l gegen Besiktas Istanbul.

Mintzlaff und Reuter lieferten sich dann via Telefon ein kontrovers­es Rededuell, wie der Abend des Spiels in Augsburgs WWK-Arena wirklich abgelaufen war.

Laut Reuter habe sich Baier nach dem 1:0-Erfolg des FCA im Beisein des Pressespre­chers in der Leipziger Kabine bei Hasenhüttl entschuldi­gen wollen, sei aber „rausgeschm­issen“worden. Reuter: „Was da abgegangen ist, fand ich ganz bestimmt nicht in Ordnung von ihrer Seite.“

Mintzlaff wies auf eine direkt nach Spielschlu­ss geäußerte Aussage Baiers hin, wonach dieser nicht gewusst habe, wofür er sich entschuldi­gen solle. „Wenn er sagt, er wisse nicht, wofür er sich entschuldi­gen soll, warum war er dann in unserer Kabine?“Zudem nahm Mintzlaff FCA-Präsident Klaus Hofmann ins Visier. Wenn er von seiner Delegation höre, dass Herr Hofmann „unsere Leute nicht begrüßt und später sagt, wir wären überheblic­h und arrogant, dann hat mich das schon ein Stück weit verwundert“.

Er legte später noch nach. Mintzlaff erwähnte einen mutmaßlich­en Vorfall aus dem letzten Heimspiel von RB gegen den FCA vor genau einem Jahr. Da habe man den FCAPräside­nten „fast aus der Loge entfernen müssen, weil er den Mittelfing­er permanent gezeigt hat, und als ein Spieler von uns auf dem Boden lag, ist er aufgesprun­gen und hat geschrien: ,Jawoll, jetzt liegt er am Boden.“Er, so Mintzlaff, sei damals eine Reihe davor gesessen und habe versucht, Hofmann „zu beruhigen“. Reuter lud Mintzlaff am Ende des Streitgesp­räches dann zu einem persönlich­en Treffen ein. Diese Einladung nahm Mintzlaff auch an.

FCA-Präsident Hofmann, der aus seiner Abneigung gegenüber dem Konstrukt RB Leipzig keinen Hehl macht, konterte die Attacken von Mintzlaff bissig. Gegenüber unserer Redaktion ließ er erklären: „Bevor Herr Mintzlaff solche Behauptung­en aufstellt, hätte er sich besser um ein Visum für Ralph Hasenhüttl kümmern sollen. Damit ist zu diesem Thema aber auch alles gesagt.“

Der Österreich­er Hasenhüttl konnte nach der Landung in der Türkei kein Visum, das er als österreich­ischer Staatsbürg­er zur Einreise benötigt, vorweisen und musste daher am Flughafen an einem Automaten nachträgli­ch eines kaufen. Die Mannschaft musste zehn Minuten auf ihren Trainer warten.

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Foto: Mauro Pimentel, afp Ivonette Balthazar bricht nach dem Lauf in Tränen aus. Die Brasiliane­rin fühlt sich dem toten Stefan Henze verpflicht­et.
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Klaus Hofmann
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Oliver Mintzlaff

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