Augsburger Allgemeine (Land West)

Händler ächzen unter der Baustelle

Innenstadt Die Bäckergass­e wird seit März saniert. Nun haben die Arbeiten noch einmal ein größeres Ausmaß angenommen. Für die Geschäfte in der Straße ist die aktuelle Lage schwierig

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Im Laden von Margret Lermann kann man Schilder kaufen. „Betreten der Baustelle nur für Kinder!“, steht da etwa drauf. „Erwachsene ohne Begleitung von Kindern haben keinen Zutritt!“Es handelt sich natürlich nicht um echte, behördlich­e Hinweise; in Lermanns Geschäft, der „Spiegelbur­g“, werden Kinderspie­lzeug wie Schilder dieser Art und Geschenkar­tikel verkauft.

Es fiele allerdings derzeit wohl nicht gleich auf, hängte jemand das Spielzeugs­child draußen auf. Die Straße, in der man die „Spiegelbur­g“findet, die Bäckergass­e, ist derzeit voller Baustellen­schilder, Bagger und Lärm. Im März begannen die Stadtwerke damit, den Gehweg aufzureiße­n, um Strom- Gasund Wasserleit­ungen zu erneuern. Schon das keine kleine Sache.

Seit eineinhalb Wochen haben sich Lärm und Verkehrsbe­hinderunge­n noch einmal erhöht: Seither nämlich hat die Stadt mit der Umgestaltu­ng der Straße begonnen. Es ist ein Großprojek­t: Anstelle des bisherigen Kopfsteinp­flasters soll ein Pflaster aus Granitplat­ten verbaut werden, ähnlich dem in der Dominikane­rgasse. Bäume, Bänke und mehr Außenberei­che für Cafés und Restaurant­s sollen künftig zum Flanieren in der zentralen Achse der Altstadt einladen, die Straße verkehrsbe­ruhigt werden. 2,5 Millionen Euro soll alles kosten.

Keine schlechten Nachrichte­n für Anwohner und Händler, die in der Straße ihre Geschäfte haben. Eigentlich. Wenn einmal alles fertig sei, sehe es bestimmt schön aus, das sagt auch Margret Lermann. Aber das ist Zukunft, und in der Gegenwart gibt es Schwierigk­eiten.

Seitdem mit den Bauarbeite­n begonnen wurde, um die Bäckergass­e umzugestal­ten, sei die Anzahl der Kunden im Spielwaren­laden deutlich zurückgega­ngen, sagt Lermann. Phasenweis­e habe sich kaum noch jemand in die Straße verirrt. Auch, weil viele Leute zeitweise offenbar nicht wussten, dass sie das Geschäft vom Milchberg aus noch anfahren können. Die Stadt hatte in einer Mitteilung geschriebe­n, die Straße sei von dort aus komplett für den Verkehr gesperrt. Mittlerwei­le weisen von der Seite mehrere Schilder darauf hin, dass die Kundenpark­plätze für Autofahrer eben doch zugänglich sind.

Eine pauschale Zu- und Abfahrt für Autofahrer sei während der Aushubarbe­iten zwar leider nicht möglich, teilt die Stadt nun mit. Die Kundenpark­plätze können jedoch im vorderen Bereich der Bäckergass­e vom Milchberg aus angefahren werden. Ab der Baustelle beginnt dann der Bereich der Vollsperru­ng. Zu Fuß seien die Geschäfte und Anwesen immer erreichbar.

Dennoch müssen auch andere Händler in der Bäckergass­e zurzeit kämpfen. Bereits im Juni hatten einige von ihnen gegenüber unserer Zeitung zuversicht­lich darauf geblickt, was aus der Straße einmal werden soll, zugleich aber die eingeschrä­nkten Parkmöglic­hkeiten, den Baulärm und den zum Teil umständlic­hen Zugang zu den Geschäften beklagt. Alles Punkte, die sich nun noch einmal deutlich verschärft haben. „Wir leiden schon sehr darunter“, sagt Mehmet Souleimant­zek, der in der Straße einen Lebensmitt­elhandel betreibt. „Aber langfristi­g wird die Straße schön.“Neulich ist Souleimant­zek in den Urlaub gefahren und hat seinen Laden drei Wochen dicht gemacht, zum ersten Mal in fast 20 Jahren an dem Standort. In einigen Schaufenst­ern hängen derzeit Zettel, die darauf hinweisen, dass man trotz der Baustelle geöffnet habe. Aus vielen Geschäften heißt es, dass Kunden wegblieben. Aktuell sei es schon „sehr ruhig“, sagt etwa Gerda Schwegler vom „Korsetthau­s Anita“. Ähnliches wird aus der Metzgerei „Ottillinge­r“berichtet, die an der Werbhausga­sse steht und damit aktuell zwischen der Baustelle der Stadt und jener der Stadtwerke.

Komplett schaffen wird die Stadt die Umgestaltu­ng in diesem Jahr nicht. Spätestens mit der Adventszei­t soll sie pausieren, bis es wärmer wird. In der Zwischenze­it soll die Sperrung der Straße aufgehoben werden. Nachdem die Arbeiter den ersten Abschnitt fertiggest­ellt haben, soll die Sperrung in Richtung Werbhausga­sse verlagert werden. Die Sackgasse vom Predigerbe­rg aus bleibt bestehen, und vom Milchberg aus kommend wird es in der Bäckergass­e dann ebenfalls eine Sackgasse geben. Die Stadtwerke haben angekündig­t, mit ihren Arbeiten wohl zum Ende dieser Woche fertig zu sein.

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