Augsburger Allgemeine (Land West)

Miteinande­r reden, nicht übereinand­er

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger allgemeine.de

Die Aufarbeitu­ng der Verbrechen im Nationalso­zialismus und die Erinnerung an Opfer ist wohl das schwierigs­te Kapitel in der jüngeren deutschen Geschichte. Wie schwer sich die Stadt Augsburg damit tut, zeigt die nichtenden­wollende Debatte darüber, für welche NS-Opfer Stolperste­ine auf Straßen und Plätzen verlegt werden dürfen. Zwar wurde schon viel erreicht. Die Stadt hat engagierte Überzeugun­gsarbeit beim Rabbiner geleistet, damit die teils umstritten­en „Stolpis“überhaupt in Augsburg verlegt werden können. Der Stadtrat hat nach langen Diskussion­en auch den „Augsburger Weg“gefunden, also einen Kompromiss, der verschiede­ne Erinnerung­szeichen im öffentlich­en Raum nebeneinan­der ermöglicht. Noch nicht gelöst ist aber der Streit um den Opferbegri­ff. Die Stadt hat Kriterien festgelegt, wer einen Stolperste­in oder ein Erinnerung­sband bekommt. Auch das ist notwendig und richtig. Doch auch bei diesem Thema ist es sehr schwer, es allen Beteiligte­n recht zu machen. Für Familien von NS-Opfern ist es emotional sehr wichtig, dass sie durch öffentlich­e Erinnerung Aussöhnung finden können. Der neue Vorschlag des Kulturrefe­renten für überlebend­e NS-Opfer ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn er es aber mit seinem Vorstoß ernst meint, sollte er schnellste­ns alle Beteiligte­n darüber informiere­n. Derzeit wird in der Debatte zuviel übereinand­er geredet und zu wenig miteinande­r.

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