Augsburger Allgemeine (Land West)
Horgau: Millionen für die Dorferneuerung
Ortsbild 2018 könnte die Verschönerung beginnen. Doch es gibt offene Fragen. Unter anderem: Wie hoch wird die Zeche für Anlieger?
Horgau/Horgauergreuth Das Projekt „Dorferneuerung“des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) soll Horgau und Horgauergreuth einen neuen und schöneren Ortskern bescheren. Seit 2011 beschäftigen sich der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft „Dorferneuerung“und der Gemeinderat mit zahlreichen Maßnahmen und Ideen, wie man diesem Ziel näherkommen könnte.
Nach vielen Sitzungen und teilweise hitzigen Diskussionen, vor allem über die angedachte Pflasterung der Hauptstraße (wir berichteten), wurden Kompromisse erarbeitet. Denn mit rund 2,4 Millionen Euro, alleine für die Maßnahmen in Horgau, ist das Projekt mittlerweile teurer geworden als ursprünglich geplant.
Mit dem Ortsteil Horgauergreuth und zusätzlichen Aufwendungen kalkuliert Andreas Pardun, Sitzungsund Projektleiter vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE), mittlerweile mit knapp 3,71 Millionen Euro. Darin enthalten sind 800 000 Euro für die Dorferneuerung in Horgauergreuth, doch Pardun und der Gemeinderat waren sich einig, dass hier mindestens mit gleich hohen Straßenerneuerungskosten zu rechnen sei wie im Hauptort. Dies seien alleine schon 1,27 Millionen Euro. Nach aktueller Rechnung bleibe ein Finanzierungsbedarf von 1,21 Millionen Euro.
Pardun und Bürgermeister Thomas Hafner wollen diesen beim ALE Schwaben nun anmelden. Bei der Dorferneuerung teilen sich das ALE und die Kommune die Kosten, was es zu einer attraktiven Förderung für die Gemeinde macht. Aufgrund der erhöhten Kosten wurde bereits der angedachte Rothenauenpark südlich der Kirche gestrichen. Projektleiter Pardun empfahl, diesen aus einem anderen Fördertopf zu realisieren.
In der vergangenen Sitzung war das Ziel, die Entwurfsplanung für die Dorferneuerung Horgau abzuschließen, damit im Januar 2018 die Ausschreibung und Vergabe und bestenfalls im Mai 2018 mit den Baumaßnahmen an der Hauptstraße begonnen werden kann. Um Kosten zu senken, entschieden die Vorstände der Teilnehmergemeinschaft die Streichung des geplanten Brunnens auf dem Martinsplatz (200 000 Euro), keinen Neubau der zwei Bushaltestellen an der Schule (28000 Euro) und nur einen überdachten Fahrradabstellplatz (22000 Euro).
Diskussion gab es erneut bezüglich der Pflasterung des Martinsplatzes und einiger Teile der Straße. Gestrichen wurden Granitpflasterungen vor privaten Hofeinfahrten. Doch die geplanten Granitplatten auf dem Martinsplatz durch Asphalt oder Betonpflaster zu ersetzen stieß auf kontroverse Meinungen. „Jetzt alles zu streichen, was schön und der Sinn der Dorferneuerung ist, ist auch nicht der richtige Weg“, meinte Josef Steinle (FW). Dem stimmten auch Anja Dördelmann (BU) und Thomas Christ (FW) zu. Durch eine Einsparung bei der Pflasterung hätten die Kosten um über 50000 Euro gesenkt werden können.
Gemeinderat Günther Steer (BU) erkundigte sich bei Bürgermeister Hafner über die Anliegerbeteiligung beim Martinsplatz. Dies solle eine eigene Verrechnungseinheit werden, bei der die Schule, also die Gemeinde, der größte Anlieger sei. Bezüglich der Anliegerbeiträge zur Erneuerung der Hauptstraße konnte Hafner auf Rückfrage unserer Zeitung leider keine Aussage machen. „Wir haben derzeit keine rechtsgültige Straßenausbaubeitragssatzung, und die endgültige Zuschusshöhe sowie die Baukosten stehen noch nicht fest“, erklärte er.
Im Spätherbst solle eine neue Satzung erlassen werden und bis dahin wisse man auch, ob der Zuschuss des ALE für die Dorferneuerung erhöht werde und wie dieser Zuschuss auf die Ortsteile Horgau und Horgauergreut aufgeteilt wird.
Damit spricht Hafner das Thema an, das einer Gruppe von Anwohnern der Hauptstraße seit Langem ein Dorn im Auge ist. Auf Initiative von Georg Bruckmeir unterschrieben 59 von 64 Anwesen gegen die umfangreichen Pflasterungen. „Leider fällt der Gemeinde Horgau nichts anderes ein, als beim Amt für Ländliche Entwicklung reflexhaft finanzielle Nachforderungen zu stellen, anstatt bei denjenigen Maßnahmen den Rotstift anzusetzen, wo die mitfinanzierenden Anwohner ohnehin dagegen sind“, so Bruckmeir. „Die Mehrkosten für Pflasterungen im Straßenbereich werden von der Gemeinde aufgefangen“, versicherte Bürgermeister Hafner auf Rückfrage und meinte weiter: „Bei allem Verständnis für die interessanteste Frage der Anlieger kann ich diese noch nicht beantworten.“