Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Gators sind nicht zu halten
Aufstieg Zum 30-jährigen Bestehen gelingt den Augsburger Baseballern erstmals der Sprung in die 2. Bundesliga. Für Abteilungsleiter Markus Hörmann ging damit ein Traum in Erfüllung
Als Julius Widmann im siebten und letzten Inning den letzten Spieler der Garching Atomics mit einem gelungenen Fang aus dem Spiel nimmt, gibt es auf der Bank der Augsburg Gators kein Halten mehr. Wie Gummibälle springen die Baseballer über das Feld mit den vier roten Bases und dem Werferhügel, liegen sich in den Armen. Mit dem 5:3-Sieg haben die Augsburger in den Bayernliga-Play-Offs vorzeitig den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. Die spätere 8:13-Niederlage gegen die Atomics am Doppel-Heimspieltag und das letzte Auswärtsspiel in Gauting sind nicht mehr maßgebend, die Gators von der Tabellenspitze nicht mehr zu verdrängen.
Zum vierten Mal nach 1998, 2000 und 2003 wurden die Gators Bayernligameister und sind damit Rekordhalter, zum ersten Mal in der 30-jährigen Vereinsgeschichte gelang nun auch der Aufstieg.
1987 hatten ein paar Baseballbegeisterte die Abteilung beim FC Haunstetten gegründet. Der jetzige Abteilungsleiter Markus Hörmann war da schon mit dabei. „Es ist einfach der Wahnsinn“, bringt Hörmann zunächst kein Wort heraus. Für den 49-Jährigen ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Er gehörte mit 19 zum Team, das 1988 das erste Ligaspiel bestritt. „Ich hab’ einfach eine coole Sportart gesucht und bin beim Baseball hängen geblieben“, sagt der Lehrer, der an der Grundund Mittelschule im Augsburger Stadtteil Bärenkeller unterrichtet. „Es ist dieser Wettkampf zwischen Werfer und Schläger, zwischen Defensive und Offensive, der mich so reizt.“
Dass es diesmal mit dem Aufstieg klappen könnte, war Hörmann und seinen Kollegen schnell klar. „Wir wussten schon nach der regulären Saison, dass wir mit diesem Kader den Sprung in die 2. Bundesliga schaffen können.“Denn die Gators hatten sich mit zwei wichtigen Neuzugängen verstärkt: den Ungarn Peter Lazs und Mate Löcz, die zuvor in Landsberg spielten. Zudem leistet Ex-Bundesligaspieler Max Mommer als Spielertrainer seit einiger Zeit wertvolle Aufbauarbeit.
Ob denn bei den Verpflichtungen Geld geflossen sei? Hörmann muss bei der Frage lauthals lachen. „Nein. Die beiden sind wegen der sportlichen Perspektive gekommen. Wir sind reine Amateure.“Er ist schon froh, dass er in dieser Saison den Etat von rund 2000 Euro zusammen bekommen hat – wohlgemerkt für die gesamte Saison. Doch nach dem Aufstieg wird er damit nicht mehr zurechtkommen. „Wir werden wohl 8 000 bis 10 000 Euro brauchen“, sagt Hörmann.
Denn nun spielen die Gators unter dem Dach des Deutschen Baseball und Softball Verbands. Das heißt, die Schiedsrichterkosten wer- den höher und die Auswärtsfahrten weiter. Die 2. Bundesliga besteht aus den beiden Divisionen Nord und Süd mit jeweils drei Gruppen. Kommen die Gators in die Gruppe Südost, sind die Fahrtwege noch erträglich, kommen sie in die Gruppe Süd, drohen Fahrten bis an die Grenze zum Elsass nach Neuenburg am Rhein oder nach Karlsruhe. Doch Hörmann gibt sich kämpferisch: „Wir werden uns im Winter zusammensetzen und an einem Konzept feilen. Jetzt feiern wir aber erst einmal.“
Wie bei vielen Sportarten, auch bei denen in den Nischen, geht auch beim Baseball die Schere zwischen den Spitzenteams in der Bundesliga und der Basis immer weiter auseinander. Ganz oben wird immer mehr professionalisiert, unten hat man Probleme mitzuhalten.
So gibt es zum Beispiel in Regensburg oder Heidenheim, den Baseball-Hochburgen im Süden, an Sportinternaten auch Plätze für Baseballtalente. Oder wird die Finalserie, die zwischen den Bonn Capitals und den Heidenheim Heideköpfen derzeit läuft, in richtigen Baseball-Stadien vor mehreren hundert Zuschauern ausgetragen.
Bei den Augsburg Gators ist man davon so weit entfernt wie der FC Augsburg vom Gewinn der Champions League. Das Spielfeld, direkt neben dem Sportplatz des FC Haunstetten gelegen, haben sich die Baseballer vor fünf Jahren selbst hergerichtet. Wenn es regnet, stapft man auf dem provisorischen Parkplatz durch den Matsch, an den Dugouts, den Spielerbänken, blättert die grüne Farbe. Doch in Haunstetten haben die Gators ihr Nomadenleben beendet. Lange spielte man in der ehemaligen Reese- und Flak-Kaserne auf den Baseballfeldern der Amerikaner, ein Jahr war man sogar heimatlos. „Mit unserem eigenen Feld gelang uns dann wieder ein Neuanfang“, sagt Hörmann.
Den rund 60 Zuschauern war beim entscheidenden Aufstiegsspiel das Umfeld egal. Wichtig war, dass die selbst gemachten Burger schmeckten und die Gators gewannen. Große Veränderungen wird es eh noch nicht geben. Als Aufsteiger reichen ein paar kleinere Verbesserungen am Spielfeld. Alles andere lassen Hörmann und seine Funktionärskollegen auf sich zukommen. Die 2. Bundesliga soll aber keine Eintagsfliege bleiben. „Wir wollen uns schon langfristig etablieren“, sagt Hörmann, bevor er beim zweiten Spiel gegen Gauting selbst noch einmal den Schläger in die Hand nimmt und den Baseballhandschuh überstreift. „Ich denke, jetzt ist es dann auch mit fast fünfzig Zeit, aufzuhören“, sagt er und lächelt. Ob er das wirklich ernst meint?