Augsburger Allgemeine (Land West)
Keine „Obergrenze“
Zum Artikel „Wie andere Städte mit Stol persteinen umgehen“vom 13. Okt.: Leider geht der Artikel sehr einseitig mit dem Thema des vom Künstler initiierten Projekts „Stolpersteine“um. Europaweit gibt es nicht nur drei Städte mit entsprechenden Initiativen, die einen ähnlichen Opferbegriff wie Augsburg benützen. Unberücksichtigt bleibt, dass alle Initiativen sich aus Bürgern zusammensetzen und jeweils eigene Vorstellungen der Erinnerung im Rahmen des Projekts Stolpersteine umsetzen. Wenn diese den Vorstellungen des Künstlers widersprechen, ist es jedem überlassen, andere Formen der Erinnerung anzuwenden.
Es stellt sich die Frage, warum sich Augsburg so schwertut mit Opfern des NS-Regimes, die dieses überlebten. Handelt es sich hierbei doch um ehemalige Mitbürger, deren Angehörige Lebensverläufe berichten, die oft von traumatisierten Menschen handeln. Diesen Menschen, zusammen mit dem/der durch das NS-Regime umgekommenen Partner, Partnerin, Vater oder Mutter einen Stolperstein zu widmen, wäre auch in Augsburg möglich, besonders wenn der Wunsch von Angehörigen ausgeht. Das gleiche würde auch für die Nennung der Namen Überlebender auf den Erinnerungsbändern gelten. Es waren nicht isolierte Menschen, die durch das NS-Regime um ihr Leben gebracht wurden, ganze Sozialstrukturen wurden zerstört. Warum soll dies nicht mit – unterm Strich – wenigen Erinnerungszeichen verdeutlicht werden. Damit würde auch gezeigt werden, dass die NS-Ideologie eine nachhaltige Wirkung auf die überlebenden Opfer hatte und leider auch heute nicht aus der Welt ist. Eine nüchterne „Obergrenze“der Opfererinnerung kann keine Lösung sein.
VVN BdA Kreis
Dr. Harald Munding,
vereinigung Augsburg