Augsburger Allgemeine (Land West)
Biotonne mit Gewichtsproblem
Entsorgung Wie sich ein Landkreis den Umtausch kaputter Behälter sparen will
Landkreis Augsburg
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul? Von wegen: Im Landkreis Augsburg sorgen Gratis-Mülltonnen für Ärger, weil sie aus dem Leim gehen. Jetzt versucht die dortige Verwaltung beim Krisenmanagement kostenbewusst zu bleiben und will den Bürgern in Kursen zeigen, wie sie ihre Tonnen selbst reparieren können.
Auf den ersten Blick hat der Müllgebührenzahler in Bayerns drittgrößtem Landkreis wenig zu maulen. Dank einer abbezahlten Müllverbrennungsanlage haben die einst rekordverdächtig hohen Müllgebühren inzwischen ein Niveau aus Vor-Euro-Zeiten erreicht, für die Entsorgung des Abfalls sorgt ein ganzes Arsenal an Säcken und Tonnen. Im Herbst 2012 kam noch eine dazu: Mit der braunen Biotonne werden Küchen- und Gartenabfälle eingesammelt, aus denen Biogas gewonnen wird.
Anfangs war der Nachzügler in der Mülltonnenfamilie nicht überall willkommen, weil es zu eng wurde in den Mülltonnenhäuschen, die sich mancher vors Haus gestellt hatte. Bald aber waren die braunen Tonnen wohl gelitten. 65000 wurden inzwischen im Augsburger Land verteilt und dort gefüttert, was das Zeug hält. Und genau das ist das Problem.
Fallobst, Grasschnitt oder nasses Laub in Massen bescheren den Tonnen ein Gewichtsproblem: Sie gehen zunehmend kaputt. Der örtliche Abfallwirtschaftsbetrieb riet zunächst, die Tonnen zu wiegen. Doch die Zahl der Havarien häufte sich und immer mehr Betroffene schworen Stein und Bein, sie hätten die offiziellen Diät-Ratschläge keinesfalls missachtet. Das Problem der Bürger: Sie mussten beweisen, dass sie nichts falsch gemacht hatten – oder 60 Euro für eine neue Tonne zahlen.
Das sorgte für Unmut, weshalb der Landkreis nun kaputte Tonnen kostenlos umtauscht. Um Geld zu sparen, sollen die Bürger aber animiert werden, kaputte Tonnen zu reparieren. Dafür gibt es Kurse, ein Demonstrationsvideo im Internet ist geplant. Dieses könnte übrigens weltweit auf Interesse stoßen. So belieferte einer der Hersteller der Biotonne auch die irakische Hauptstadt Bagdad. Möglicherweise hat man dort allerdings andere Sorgen.