Augsburger Allgemeine (Land West)
Direkt vom Stall in den Einkaufskorb
Podiumsdiskussion Regionale Produkte werden beliebter. Was sich Landwirte einfallen lassen
Regionale Produkte sind im Trend, und immer mehr Menschen kaufen Lebensmittel gerne dort, wo sie produziert werden: auf dem Bauernhof. So ist es auch auf dem Zimmermann-Hof in Gablingen, der von der 22-jährigen Lena Zimmermann und ihrem Freund Martin Hammerl erfolgreich geführt wird.
Einblick in ihre Arbeitswelt gaben die beiden bei der Podiumsdiskussion „Regionalität – Potenziale im Landkreis Augsburg“, zu der Gablingens CSU-Ortsvorsitzende Karina Ruf und der AKU-Kreisverband Augsburg-Land (Arbeitskreis Umwelt und Landesentwicklung der CSU) eingeladen hatten. Auf dem Hof, der ganz auf Regionalität setzt, saßen Landrat Martin Sailer, Landtagsabgeordneter Georg Winter, Hans-Peter Senger vom Verein Unser Land, Konrad Hörl vom Landwirtschaftsamt und Kreisobmann Martin Mayr vom Bayerischen Bauernverband auf dem Podium. Die Fragen stellten die Landtagsabgeordneten Katrin Maier und Knut Kobbe.
Während der Veranstaltung herrschte auf dem Direktvermarkter-Hof Hochbetrieb: Viele interessierte Besucher ließen sich von Lena Zimmermann und Martin Hammerl das Konzept des Hofs erklären, besichtigten Maschinenhalle, Kuhund Kälberstall, Schweinehaltung, die Schafweide, den Hofladen und die Produktion. Wie regionale Produktion und Vermarktung konkret in ihrem Betrieb aussieht, erklärte Lena Zimmermann anschließend den Gästen.
Auch die Discounter haben inzwischen regionale Lebensmittel entdeckt – dies auch als Werbemaßnahme, betonte Martin Mayr während der Diskussion. Regionalität sei heute allerdings ein weit gefasster Begriff, der gesetzlich definiert und eingeschränkt werden müsste, so Konrad Hörl: Denn wie weit geht die Region? Für Produzenten wie Feneberg habe sie einen Radius von 100 Kilometer, für größere Produzenten sei die Region ganz Deutschland, sagte Hans-Peter Senger. Die Organisation Unser Land reduziere den Begriff der Region auf wirtschaftliche und politische Größen, wie etwa den Landkreis.
Dass regionale Vermarktung zur Nachhaltigkeit beitrage, betonte Landrat Martin Sailer. Auch der Landwirt, der auf regionale Erzeugung und Direktvermarktung seiner Produkte setze, profitiere, denn er nehme zwei Glieder der Wertschöpfungskette für sich in Anspruch, erklärte Mayr. Dennoch: Ein Direktvermarkter brauche einen langen Atem, so Georg Winter. Regionale Vermarktung bleibt aber wohl ein Nischenprodukt. Der Kauf regional produzierter Lebensmittel könne nicht über Subventionierung gefördert, stellte Georg Winter fest. Es gebe seitens des Staates eine Anschubfinanzierung für regionale Produktion. Regionale Lebensmittel werden heute auch über Internet vertrieben – Lena Zimmermann beteiligt sich etwa an der „Marktschwärmerei“: Kunden bestellen online und holen einmal pro Woche ihre Ware in Augsburg ab. Das funktioniere lokal, meinte Martin Sailer: „Der Hamburger bestellt nicht in Gablingen Lebensmittel.“
Die Horgauer Initiative „Herzstück“präsentierte einen ganz anderen Weg. Die Gruppe engagierter Bürger will, unterstützt durch den Gemeinderat Horgau, in einem leer stehenden Gebäude in Horgau einen Dorfladen und eine Kaffeewirtschaft gründen. Ziel sei es, den Dorfbewohnern das Einkaufen vor Ort ebenso zu ermöglichen wie einen Treffpunkt zu schaffen, um soziale Kontakte zu pflegen.
Ein Problem, das die Landwirte vor Ort umtreibt, sei der zunehmende Flächenverbrauch. Ein Gablinger Landwirt kritisierte die Ausgleichsflächen, die bei Bauprojekten geschaffen werden. Die Politiker waren sich einig, dass bei den Ausgleichsflächen neue Regelungen nötig seien – ein finanzieller Ausgleich, um damit andernorts gezielt in Naturprojekte zu investieren, wäre laut Martin Sailer sinnvoller, als Flächen stillzulegen.