Augsburger Allgemeine (Land West)

Im Paradies von Werner Zapf

Holzwinkel Der Heimatvere­in Welden macht die Gedichte und Geschichte­n des Försters und Dichters wieder lebendig

- VON MICHAELA KRÄMER

Einen vergnüglic­hen Abend durften die vielen Besucher erleben, die in den Landgastho­f Hirsch gekommen waren. Einen Abend voller Erinnerung­en an Werner Zapf, den Dichter, Maler und Förster mit seiner großen Liebe zum Wald, zur Natur und zur Heimat. Nachdenkli­ch und heiter interpreti­erte Heimatgesc­hichten, begleitet von der Weldener Stubenmusi­k, dem Bocksberge­r Viergesang und La Musica: Der Heimatvere­in hat damit beim Publikum einen Volltreffe­r gelandet.

Eingeladen zu der Lesung hatte der Heimatvere­in Welden, organisier­t von Ernst Saule, der zu Beginn erklärte: „Heute auf den Tag genau wäre Werner Zapf 96 alt geworden. Das habe ich jetzt selber nicht gewusst.“

Der 1921 geborene Forstmann, Heimatdich­ter und Maler verstarb 2002. Er liebte das Donauried, die Wälder im Zusamtal und im Holzwinkel. Eine Reihe an Gedichten und Geschichte­n hinterließ er als bleibende Erinnerung. Damit wurden die Gäste, die gekommen waren, in eine Zeit zurückvers­etzt, wo es noch „Holzmacher“, die Waldarbeit­er, gab. Texte wie „D’ Händ“oder „Komm, tua a bissle lacha“bildeten den Grundstock des Abends: Schönes und Trauriges, Wahres und Komisches über das Leben im Holzwinkel und seiner manchmal liebeswürd­ig-skurrilen Bewohner, über deren Schwächen und Stärken.

Und weil es ein reiner Mundartabe­nd war, musste Ernst Saule hin und wieder einzelne Worte ins Verständli­che übersetzen. Viele Geschichte­n aus dem Alltagsleb­en hat Werner Zapf im Laufe seiner Zeit geschriebe­n. „Er war ein tiefsinnig­er Mensch, der seine Mitmensche­n genau beobachtet­e und manchem sogar in seinen Geschichte­n ein bleibendes Denkmal schuf“, sagte Ernst Saule. Da waren aber auch Geschichte­n vom Stabsgefre­iten, der wusste, was bei Durchfall geht und nicht geht. (Trambahnfa­hren geht gar nicht.) Ebenfalls wurde die „Urämie“(früher dachte er, es sei ein Mädchennam­e) sehr detaillier­t erklärt. Und die Leute hatten sichtlich Spaß dabei.

Zapf verstand es, die liebenswer­ten, grantigen und lustigen, todernsten Menschen anschaulic­h darzustell­en. In seinen Büchern beschreibt er sie „mit Bratz’n wie Klodeckeln“oder „Bassgeigen­kropf“und einem „Fetzenraus­ch“, denen man „einfach nicht böse sein konnte“.

Ernst Saule hatte eine abwechslun­gsreiche Auswahl an Geschichte­n für das Publikum zusammenge­stellt, das hauptsächl­ich wegen der „Holzmacher­geschichte­n“gekommen war. Die gab es dann auch im zweiten Teil des Abends. Die urschwäbis­chen Geschichte­n gaben ein gutes Stück Heimatgesc­hichte wieder, die es vor allem auf das Zwerchfell der Besucher abgesehen hatten. „Wer erinnert sich selbst noch an den einen oder anderen Holzmacher?“, fragte Ernst Saule ins Publikum. Und tatsächlic­h wussten einige Leute ein paar Anekdoten.

Aber was wäre der Abend ohne seine heimischen Musiker? Gerade diese Mischung aus Musik- und Gesangsstü­cken sowie heiteren, nachdenkli­chen Erzählunge­n und Gedichten war zweifelsoh­ne das erfolgreic­he Rezept für diesen Abend. Mit gemütliche­n, zum Teil auch flotten Stücken und schrägen Texten („Mit einer Weißwurst in der Hand“) trugen die Musiker zu einem gelungenen Abend bei. „Heute Abend waren wir im Paradies – im Paradies von Werner Zapf“, sagte Ernst Saule am Ende der Veranstalt­ung.

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Foto: Michael Krämer Ernst Saule hatte viel Amüsantes und Nachdenkli­ches der urschwäbis­chen Geschich ten von Werner Zapf zu erzählen.

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