Augsburger Allgemeine (Land West)
Der kalte Sprung ins Studium
Universität K!ar.Texterin Alisa berichtet über ihre Erfahrungen und Probleme als Erstsemester. Welche Schwierigkeiten sie bei der Einschreibung hatte und was der Unterschied zum Schulunterricht ist
Seit Anfang Oktober ist K!ar.Texterin Alisa Kollmannsperger aus Bobingen keine Schülerin mehr, sondern Studentin. Welche Erfahrungen sie als Erstsemester gemacht hat, lest ihr im folgenden Bericht.
Landkreis Augsburg
Den Stundenplan selbst gestalten, bis zu 1000 Studierende in einer Vorlesung und keine Anwesenheitspflicht – das sind alles Dinge, die einen Erstsemester an der Universität erwarten. Zumindest, wenn man wie ich anfängt, Volkswirtschaftslehre (VWL) an der Universität Augsburg zu studieren.
Bis die ersten Vorlesungen und Infoveranstaltungen an der Uni stattgefunden haben, war ich ziemlich auf mich alleine gestellt. Ich musste mich vor allem online erst einmal orientieren, welche Seiten es eigentlich gibt. Denn für fast jeden Themenbereich gibt es eine andere Website – zum Beispiel für den Stundenplan oder die studentische E-Mail-Adresse. Am Anfang war das sehr verwirrend, vor allem, weil die Startseite der Uni Augsburg meiner Meinung nach unübersichtlich gestaltet ist.
Nach der Onlinebewerbung und Zulassung folgte die nächste Hürde: Ich musste zur Einschreibung ins Sekretariat der Universität. Das habe ich mir einfacher vorgestellt, als es tatsächlich war. Ich bin an diesem Tag 30 Minuten über das Unigelände geirrt, bis ich endlich den richtigen Raum gefunden habe. Dort habe ich dann auch meine Campus Card bekommen. Im Gegensatz zu den vielen verschiedenen Internetseiten ist die Karte alles in einem: Studentenausweis, Karte für die Bibliotheksnutzung, Semesterticket und Zahlungsmittel.
Bevor die Uni losging, musste ich noch meinen Stundenplan selbst erstellen. Dazu musste ich erst einmal herausfinden, welche Vorlesungen und Übungen ich besuchen muss und wann diese stattfinden. Es war gar nicht so einfach, die entsprechenden Informationen online zu finden, aber letztendlich hatte ich einen fertigen Stundenplan. Die Uni konnte also beginnen.
Meine erste Woche war die sogenannte Orientierungsphase (O-Phase), in der wir Erstsemester vieles über die Uni an sich und die Angebote – wie Sportarten oder Vereine – erfahren haben. Das ist aber nicht das einzige Ziel: Es geht darum, seine Kommilitonen kennenzulernen und somit Anschluss zu finden. In der O-Phase gab es zum Beispiel eine Stadtrallye und ein Weißwurstfrühstück. Studenten der höheren Semester haben die Kleingruppen geleitet. So ist es viel einfacher, die anderen Studierenden kennenzulernen.
Am ersten richtigen Unitag bin ich früher losgefahren, weil auf der B 17 von Bobingen nach Augsburg morgens immer sehr viel Verkehr ist. Und man möchte schließlich nicht zu spät zur ersten Vorlesung kommen. Ich war sehr neugierig, was auf mich zukommt. Angst hatte ich jedoch nicht. Viele Erstsemester zu Beginn noch fast keine Studenten. Ich hatte einen Vorteil, weil ich im Landkreis wohne und deshalb schon einige Leute kannte.
Meine Vorlesungswoche startete im Sigma-Park in Augsburg. Die Universität hat in dem Gewerbepark einen Hörsaal gemietet, um alle „Erstis“der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in einem Raum unterzubringen. Mehr als 700 Studenten haben ihr Studium mit mir begonnen.
Das ist natürlich ein großer Unterschied zu den Schulklassen mit 30 Schülern. In den Vorlesungen ist für Fragen keine Zeit, und der Dozent kann bei der großen Anzahl an Studenten nicht warten, bis jeder den Stoff verstanden hat.
Die restlichen Räume habe ich im Gegensatz zur Einschreibung schnell gefunden. Es gibt nämlich eine Campus-App mit einer Raumsuche-Funktion, in der mir angezeigt wird, in welchem Gebäude sich der Vorlesungssaal befindet.
Ein weiterer Unterschied zur Schule ist die Geschwindigkeit, in der der Lernstoff vermittelt wird: An der Uni wird er viel schneller durchgenommen. Ich habe deshalb gemerkt, dass Eigeninitiative sehr wichtig ist. Wer sich nicht anstrengt und nicht das ganze Semester über lernt, schafft das Studium wahrscheinlich nicht. Einer meiner Dozenten meinte, dass das bei knapp der Hälfte der Erstsemester der Fall sein werde.
Als Student braucht man außerdem Selbstdisziplin, denn niemand zwingt einen, in die Vorlesungen zu gehen. Alles, was mit der Universikennen tät zusammenhängt, ist freiwillig. Das lädt dazu ein, manchmal die eine oder andere Vorlesung zu schwänzen.
Ein positiver Unterschied zur Schule ist meiner Meinung nach, dass die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät wie eine große Familie ist. Die älteren Studenten versuchen die jüngeren zu integrieren, und es steht immer jemand für Fragen zur Verfügung.
In meinen ersten zwei Wochen an der Uni ist mir klar geworden, dass es eine anstrengende und doch schöne Zeit wird. An die Vorlesungen muss ich mich noch gewöhnen – sowohl an die Klassengröße als auch an das Vorlesungstempo. Ich möchte das Studium ernst nehmen, denn mir ist bewusst, dass nicht jeder die Chance erhält zu studieren.