Augsburger Allgemeine (Land West)
US Medien profitieren von Trump
Zuschauer- und Abozahlen steigen
Ein gutes Jahr nach dem Wahlsieg von Donald Trump machen führende Medien in den USA eine merkwürdige Erfahrung: Harsche Kritik vom Präsidenten an ihnen ist gut für ihr Geschäft. Zeitungen und Fernsehsender, die von Trump regelmäßig attackiert werden, erfreuen sich weiter wachsender Beliebtheit – obwohl Trump immer wieder behauptet, ihre Auflagen und Zuschauerzahlen befänden sich im Sturzflug.
Die zunehmende Polarisierung und Politisierung der amerikanischen Öffentlichkeit hat zu einem verstärkten Interesse an seriösen Medien geführt. Die New York Times etwa meldet steigende Einnahmen aus Abonnements und Werbung – insbesondere im digitalen Geschäft. Bereits im Frühjahr überschritten die Einnahmen aus den Abos ihrer Internet-Ausgabe mit 83 Millionen US-Dollar erstmals die aus den traditionellen Abonnements der Papier-Ausgabe, die bei 77 Millionen Dollar lagen. Insgesamt hat die New York Times jetzt 2,3 Millionen Abonnenten.
Ähnlich geht es der Washington Post, die wie die Times eher linksliberal und Trump gegenüber sehr kritisch eingestellt ist. Im September gab das Traditionsblatt, dessen Ruhm auf die Aufdeckung der Watergate-Affäre in den 1970ern zurückgeht, die Überschreitung der Grenze von insgesamt einer Million Abonnenten bekannt. Die Post profitierte nach Trumps Wahlsieg auch davon, dass sie sich klar als Kritiker des Präsidenten präsentierte. Beide Zeitungen bauten ihre Berichterstattung über ihn und seine Regierung aus und stellten Redakteure ein.
Auch für die Nachrichtensender ist Trump ein Segen. Das gilt vor allem für CNN, das von Trump beständig als „Fake News“beschimpft wird. Von Mitte 2016 bis Mitte 2017 verzeichnete der Sender einen Zuschauerzuwachs von fast 40 Prozent bei der für Werbekunden wichtigen Zielgruppe der 25- bis 54-Jährigen. Alleine die Sendung des Trump-kritischen Moderators Jake Tapper verbuchte einen Anstieg der Zuschauerzahlen um 50 Prozent.