Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Leser wünscht sich eine Erklärung
Was ist ein Debattenstück?
Viel war in den vergangenen Wochen vom Vertrauensverlust in Medien die Rede. Und den Mitteln, mit denen Medien dagegen angehen sollten. Einigkeit herrscht darüber, dass dies die Mittel sein können: hochwertiger Journalismus, mehr Dialog mit Mediennutzern, mehr Transparenz und mehr Erklärungen in eigener Sache. Sowie: die strikte Trennung von Bericht und Meinung.
Ein Leser sah kürzlich den letzten Punkt nicht gewahrt – und schickte mir Zitate aus dem Artikel eines Kollegen. Seine Sätze begannen mit „Dass nun ausgerechnet“, „Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass“und: „Dass es so weit kommen musste, ist traurig.“Ein sachlicher Bericht liest sich in der Tat anders, stimmt.
Doch es war ein Missverständnis. Denn der Artikel des Kollegen erschien als „Debattenstück“. So nennen wir in unserer Zeitung Meinungsbeiträge zu einer laufenden Debatte. Im Unterschied zu anderen Kommentaren oder dem Leitartikel sind Debattenstücke beschreibender, analytischer. Ein Kommentar beginnt dagegen in der Regel mit einer These, die der Autor zu belegen versucht. Kein Leser muss die These teilen. Aber vielleicht hilft ihm die Argumentation ja, sich eine Meinung zu bilden, seine Meinung zu überdenken oder sich in seiner Meinung bestärkt zu fühlen.
Im Unterschied zu Berichten sind Stücke in unserer Zeitung, die unsere Meinung enthalten, auch anders gelayoutet. Sie haben eine andere Optik. Bei Leitartikeln oder Debattenstücken steht „Leitartikel“beziehungsweise „Debatte“fett gedruckt in der Zeile unter der Überschrift (siehe das Bild). Bei kürzeren Kommentaren steht „Kommentar“über der Überschrift. Unter dem Namen des Autors finden Sie seine E-MailAdresse, um mit ihm zu diskutieren. Auch Glossen, die die Absurditäten der Welt thematisieren, oder Kolumnen wie diese, die Themen aus der ganz persönlichen Sicht des Autors behandeln, unterscheiden sich optisch von anderen Artikeln.
Der Leser bedankte sich für meine Erklärungen. Ihm sei das nicht klar gewesen und möglicherweise gehe es anderen Leserinnen und Lesern ebenfalls so. „Vielleicht wäre eine (wiederholte) Aufklärung darüber, was ein Leitartikel, ein Kommentar, eine Debatte usw. ist und welche Rolle sie in der Medienlandschaft spielen, sinnvoll, und würde so manche Missverständnisse und Vorurteile abbauen“, schrieb er. Wieder hatte er recht.