Augsburger Allgemeine (Land West)
Wenn Jäger auf Schnäppchenjagd gehen
Aktion Nützliches, Kurioses und ein bisschen Jägerlatein: Ein Besuch auf einem etwas anderen Flohmarkt
Neusäß Ottmarshausen
Sicherheit hatte beim Schwäbischen Jägerflohmarkt im Vereinslokal der Jägervereinigung Augsburg im Neusässer Stadtteil Ottmarshausen oberste Priorität: „Das Anbieten von Kurzund Langwaffen sowie Munition ist tabu“, machte Achim Weber aufmerksam. Der Organisator des Flohmarkts lieferte auch gleich die Begründung. „Das Angebotsverbot schließt von vornherein jede Unachtsamkeit beim Hantieren mit den Waffen aus“, sagte er. Zudem sei dies eine Veranstaltung für die ganze Familie. „Da wollen wir keine Waffen auf den Auslagetischen.“
Rund ein Dutzend Anbieter präsentierten Brauchbares und Nützliches, ab und zu auch Seltenes – eben alles, was man zur oder rund um die Jagd benötigt oder auch nicht. Achim Weber organisierte die Veranstaltung zum zehnten Mal, von Anfang an. „Speziell Jungjäger freuen sich, wenn die ,alten Hasen‘ ihre Bestände leeren“, erzählte er.
Und so gab es gute alte Dinge. Jo- sef Stölzle freute sich vor allem darüber, dass dies meist hochwertige Sachen seien. An seinem Stand suchte man Kitsch vergeblich. Er ist nicht nur Jäger, sondern auch Händler und Sammler. Doch irgendwann sei es an der Zeit, sich von den nicht mehr benötigten Utensilien zu trennen. „Dies kann man zwar auch über das Internet tun, aber da ist mir der Aufwand zu groß“, meinte Stölzle. Einer seiner Verkaufserfolge: ein edles und rares Essbesteck mit Hirschhorngriffen. Viele seiner Waren waren aus Nachlässen.
Überhaupt lagen Alltägliches und Kurioses auf den Tischen ausgebreitet: alte Lederarzttaschen, präparierte Jagdtrophäen, Fallen, Ferngläser, Taschenmesser, Stirnleuchten und vieles, vieles mehr. Josef Grasheu fand es positiv, dass sich der Flohmarkt an einen kleinen Kreis richte. „Hier kommen in erster Linie Fachleute her, die wissen genau, was sie wollen.“Der 82-Jährige geht seit rund vier Jahrzehnten auf die Jagd. Da sei viel Material zusammengekommen, auch Literatur, die er jetzt anbot. Und noch etwas war ihm wichtig: der Ratsch mit anderen Anbietern und Kaufinteressenten. Klar werde da auch Jägerlatein aufgetischt, plauderte er: „Ich habe schon mal mit einem Schuss zwei Rehe erlegt.“Wirklich? Er schmunzelte, ließ seine Worte wirken und nickte.
Kurt Hundhammer war diesmal der einzige Angler unter den Anbietern. Er stellte neben Anglerbedarf und Kleidung einige selbsthergestellte Holzkugelschreiber zum Verkauf aus. Er habe sich eine Drechselbank angeschafft und sich diesem Hobby verschrieben, teilte er mit. Schreiben müsse schließlich hin und wieder auch ein Jäger.
Mit Erbstücken aus Familienbesitz wartete Richard Hornung auf. Er servierte ein großformatiges Gemälde mit Ramsau-Motiv und viele Zinngegenstände wie Becher und Krüge. Leider seien diese Sachen heutzutage bei der jungen Generation out, bedauerte er und wartete geduldig auf einen Interessenten.
Erlöse aus der Veranstaltung flossen der Jägervereinigung übrigens nicht zu. „Die Anbieter müssen keine Standgebühren berappen“, resümierte Organisator Achim Weber. Die Veranstaltung solle vielmehr die Vereinsarbeit unterstützen und zum Miteinander anregen. Zurück zum Waffen- und Munitionsangebot: Offerten dieser Art konnten im Vereinslokal schriftlich an einer Pinnwand angebracht werden.