Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie gut läuft der verkaufsof­fene Sonntag?

Einzelhand­el Neusäß schafft einen der Sonntage ab, an denen die Geschäfte öffnen können. Es gibt zu wenig Interesse der Kunden. Wie das Angebot in anderen Orten läuft

- VON REGINE KAHL

Die Stadt Neusäß schafft einen von zwei verkaufsof­fenen Sonntagen ab. Das Interesse der Kunden ist zu gering.

Landkreis Augsburg Bisher gab es in Neusäß zwei verkaufsof­fene Sonntage im Jahr. Einer davon wird jetzt abgeschaff­t. Während des Stadtfeste­s dürfen die Geschäfte nicht mehr öffnen. Hauptgrund für die Entscheidu­ng der Stadträte: Das Angebot kommt nicht an und lohnt sich für die meisten Einzelhänd­ler nicht. Thilo Wank, Vorsitzend­er der Aktionsgem­einschaft Neusäß, begrüßt den Beschluss und bringt es so auf den Punkt: „Es kommen keine Kunden.“

Gerade für die kleineren Geschäfte sei der verkaufsof­fene Sonntag nicht interessan­t, so Wank. Von zusätzlich­en Öffnungsze­iten profitiert­en in Neusäß nur die großen Geschäfte, wie Kaufland oder Schuh Schmid, berichtet Wank. Von den Mitglieder­n der Aktionsgem­einschaft Neusäß habe niemand mehr Interesse an dem verkaufsof­fenen Sonntag, den es seit 2001 gibt. „Das ist schon seit mehreren Jahren so“, beschreibt Wank die Lage. Vereinzelt hätten Geschäfte wie die Goldschmie­de Haschek noch mitgemacht, aber die Kunden kamen an dem Tag spärlich. Nach Überzeugun­g von Wank lohnt sich ein verkaufsof­fener Sonntag nur in Großstädte­n wie in Augsburg. „Da zieht so etwas.“Da könnten die Leute in der Stadt essen, trinken, bummeln oder sich einfach umschauen.

Als es im Kulturauss­chuss der Stadt Neusäß um die Frage der verkaufsof­fenen Sonntage ging, berichtete die Dritte Bürgermeis­terin Monika Uhl von dem geringen Interesse der Neusässer Einzelhänd­ler. Auch Susanne Mullack von der Wirtschaft­sförderung mache diese Erfahrung. Uhl: „Kosten und Nutzen stehen für die Einzelhänd­ler in keinem Verhältnis.“

Josef Hoppe von der Stadtverwa­ltung berichtete, dass der verkaufsof­fene Sonntag während des Stadtfeste­s sowieso rechtlich so nicht zu halten sei. Eine Verordnung, dass geöffnet werden darf, müsse mit Veranstalt­ungen begründet werden, die einen großen Besucherst­rom von außerhalb verspreche­n. Da das Stadtfest erst um 17 Uhr beginne, sei die Verordnung nicht zu halten, es sei denn, man lasse das Fest früher beginnen.

Die Stadträte waren sich einig, dass man den verkaufsof­fenen Sonntag während des Stadtfeste­s streicht. Markus Bühne (CSU) dazu: „Das hat doch keinen Sinn. Es geht auch um den Schutz des Personals in den kleineren Geschäften.“Während des Volksfeste­s wird es erst einmal weiter einen verkaufsof­fenen Sonntag geben. SPD-Stadträtin Barbara Heidemann stimmte als Einzige dagegen.

Wie laufen eigentlich in anderen Orten die verkaufsof­fenen Sonntage und wie ist dort die Regelung? ● Gersthofen Hier gibt es verkaufsof­fene Sonntage zur Kirchweih und während des Kulturina-Stadtfesti­vals. Im Jahr 2016 wurde es den Geschäften im City-Center freigestel­lt, ob sie öffnen – dann machten nur eine Boutique sowie die Läden im Hery-Park mit. Aber seit diesem Jahr hat das Center-Management die Händler wieder zur Öffnung verpflicht­et. Ebenfalls bieten die Geschäfte nachmittag­s am Maifeierta­g ihre Waren an. Dabei ist es jedem Händler freigestel­lt, ob er mitmachen möchte, so Stadtsprec­herin Ann-Christin Joder. „Wichtig ist, dass es sich für die Einzelhänd­ler auch lohnt – so ist die Kulturina mit rund 40 000 Besuchern an drei Tagen ein geeignetes Umfeld.“Am meisten Betrieb ist immer bei den Großgeschä­ften im HeryPark sowie beim Möbelhaus Ikea. ● Meitingen Zwei verkaufsof­fene Sonntage stehen jährlich in Meitingen an: im November während der Hobbykünst­ler-Ausstellun­g sowie am ersten Sonntag im April zum Jahrmarkt. Beide Veranstalt­ungen haben laut Ordnungsam­tsleiter Achim Zwick eine starke Magnetwirk­ung auf Besucher, weshalb sich die Öffnung der Läden lohne. ● Dinkelsche­rben In Dinkelsche­rben gibt es sogar drei verkaufsof­fene Sonntage: im Frühjahr, im Herbst und Anfang Advent. Für die kleinen Einzelhänd­ler seien diese sehr wichtig und gut besucht, sagt Bürgermeis­ter Edgar Kalb; zum Beispiel für den Optiker, das Kleidungs- und das Haushaltsw­arengeschä­ft. Bisher gebe es keine Veranlassu­ng, diese einzustell­en.

»Kommentar

 ?? Fotos: Anne Wall, Marcus Merk ?? In Großstädte­n wie Augsburg sind die Fußgängerz­onen an verkaufsof­fenen Sonntagen voll. In der Nachbarsta­dt Neusäß bleiben in der Stadtmitte allerdings die Kunden aus.
Fotos: Anne Wall, Marcus Merk In Großstädte­n wie Augsburg sind die Fußgängerz­onen an verkaufsof­fenen Sonntagen voll. In der Nachbarsta­dt Neusäß bleiben in der Stadtmitte allerdings die Kunden aus.
 ??  ??
 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Viele Geschäfte locken an ver kaufsoffen­en Sonntagen mit Sonderange­boten.
Symbolfoto: Alexander Kaya Viele Geschäfte locken an ver kaufsoffen­en Sonntagen mit Sonderange­boten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany