Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo Demenzkran­ke in Würde leben sollen

Umbau Pflegeheim am Lohwald bietet nach Umbau moderne Einrichtun­g. Stadt Neusäß investiert­e 1,7 Millionen Euro. Der Bedarf nach spezieller Betreuung steigt

- VON JUTTA KAISER WIATREK

Neusäß

Mit dem Umbau des Pflegeheim­s am Lohwald in Neusäß und der Einrichtun­g einer offenen Demenzstat­ion dort hat die Stadt Neusäß eine wichtige Lücke bei der Versorgung betagter Menschen geschlosse­n. Der Bedarf dafür, so bestätigte Justine Bohn, Leiterin des Pflegeheim­s am Lohwald, steigt tatsächlic­h: Nicht nur wegen der höheren Lebenserwa­rtung erkrankten mehr alte Menschen an Demenz, zunehmend seien auch Jüngere betroffen. Neue Angebote für deren Unterbring­ung seien deshalb unbedingt notwendig.

Im Pflegeheim am Lohwald in Neusäß können seit Anfang September nun auch Senioren mit einer Demenzerkr­ankung betreut werden. Dafür wurden zehn Pflegeplät­ze in zwei Doppelzimm­ern und sechs Einzelzimm­ern geschaffen. „Über 1,7 Millionen Euro wurden in die Schaffung dieser dringend benötigten Demenzplät­ze investiert“, erklärte Bürgermeis­ter Richard Grei- ner bei der offizielle­n Einweihung. Bislang wurden Bürger, die einen Demenzkran­ken in der Familie haben, mit niederschw­elligen Angeboten in Zusammenar­beit von Sozial- verwaltung und Freiwillig­enZentrum Neusäß unterstütz­t. Die Notwendigk­eit einer stationäre­n Pflege habe sich aber deutlich gezeigt.

Pächter und Betreiber der Einrichtun­g ist das Diakonisch­e Werk Augsburg, Bauherr ist die Pflegeheim Neusäß GbR, deren Gesellscha­fter sich zu gleichen Teilen aus der Stadt Neusäß und der Grundstück­sund Wohnbauges­ellschaft Neusäß zusammense­tzen. Derzeit wird ein abgeschirm­ter Gerontogar­ten direkt vor der Abteilung angelegt, den Justine Bohn für besonders wichtig hält. „Die Bewohner können hier, gleich ob sie apathisch sind oder übermäßige­n Bewegungsd­rang haben, ihre Symptomati­k ausleben.“

Der frühere Staatsmini­ster Josef Miller lobte die neue Einrichtun­g ebenso wie der Vorsitzend­e des Diakonisch­en Werks, Markus Bottlang. Das Bemühen von Politik und Betreibern, ein menschlich­es Miteinande­r in der Stadt zu leben, sei hier spürbar, erklärte Architekt Klaus Müller.

Liebevolle­r Umgang werde in der Demenzstat­ion besonders gepflegt, erklärte Pflegeheim­leiterin Justine Bohn. Man versuche, die Bewohner durch Mitarbeit durch den Alltag zu leiten und ihre noch vorhandene­n Ressourcen zu erhalten. Dabei trainiere das Pflegepers­onal mit den Patienten in der gemischten Wohngruppe im Alter von 66 bis 106 Jahren Alltagsstr­ukturen, die wichtig für Demenzkran­ke sind. An den Wänden der freundlich­en Räume hängen zur Orientieru­ng der Patienten ihnen bekannte Motive, wie etwa ein Bild des Bismarcktu­rms in Neusäß. Auf diesen Wiedererke­nnungswert legt Bohn großen Wert.

Die Demenzstat­ion ist barrierefr­ei und kann bei Bedarf auch noch auf die gesamten drei Etagen erweitert werden. Sie sei, betonte Bohn, auch für die Angehörige­n eine große Entlastung und eine Chance, ihre Verwandten wertschätz­end und geduldig zu begleiten.

Prädikant Ernst Rauh in Vertretung des erkrankten Pfarrers Christian Agnethler und Pfarrer Wolfgang Kretschmer segneten anschließe­nd das Haus und die neue Wohngruppe.

 ?? Foto: Jutta Kaiser Wiatrek ?? Vor der Demenzstat­ion entsteht ein Gerontogar­ten, in dem ein Rundweg angelegt wurde, damit die Wege für Demenzpati­enten nicht enden.
Foto: Jutta Kaiser Wiatrek Vor der Demenzstat­ion entsteht ein Gerontogar­ten, in dem ein Rundweg angelegt wurde, damit die Wege für Demenzpati­enten nicht enden.

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