Augsburger Allgemeine (Land West)
Wo kommt der Räuberhauptmann unter?
Museum Für die Hiasl-Erlebniswelt in Kissing sind noch keine neuen Räume gefunden worden. Wie es weitergehen könnte
Kissing Der Räuberhauptmann Matthäus Klostermayr sitzt noch auf seinem angestammten Platz. Vor ihm auf dem Tisch eine Landkarte, beschwert mit seinem Degen, und daneben die abgelegten Handfesseln. Besucher können die Figur in der Hiasl-Erlebniswelt auf Gut Mergenthau allerdings schon länger nicht mehr betrachten. Ende Oktober hatte das Museum in Kissing das letzte Mal geöffnet.
Lange Zeit war es ein Aushängeschild des Landkreises AichachFriedberg. Tourismusdirektor Götz Beck sagt stets: „Der hohe Norden hat seinen Klaus Störtebeker, wir haben den Bayerischen Hiasl“. Doch da nach zwölf Jahren der Mietvertrag endete und die Gutsherrin die Räume selbst braucht, musste die Ausstellung, die sich mit Klostermayrs Leben und Zeit beschäftigt, weichen. Die Betreiber versuchen schon länger, neue Räume zu finden. Bisher ohne Erfolg. Auch Kissings Bürgermeister Manfred Wolf sagt, dass ihm nichts Praktikables angeboten wurde. Nun hat er einen Neubau ins Gespräch gebracht.
Zunächst werden aber die Ausstellungsstücke in der leer stehenden, ehemaligen Neuapostolischen Kirche in Kissing untergebracht. Grundstück und Gebäude gehören der Gemeinde. Im Januar übernimmt ein Spezialunternehmen den Umzug.
Auch die Mitglieder des Fördervereins Bayerischer Hiasl sind dabei im Einsatz. Die Geschichte des in Kissing geborenen Klostermayrs ist eng mit der Gemeinde verbunden. Ehrenamtliche aus den Reihen des Fördervereins hatten die Erlebniswelt in den vergangenen zwölf Jahren betrieben. Die ehemalige Museumsleiterin Barbara Jung wirkt allerdings ratlos, wenn es um die Zukunft geht.
Die Regio Augsburg Tourismus und der Verein Wittelsbacher Land hatten das Museum zusammen finanziert. Letzterer hat auch das Unternehmen engagiert, das sich um die Einlagerung der Ausstellungsstücke kümmert.
Derweil wird bei der Regio an Zukunftskonzepten gefeilt. Tourismusdirektor Beck schwebt beispielsweise ein „virtuelles Museum“vor. Dabei sollen Menschen übers Internet in Klostermayrs Welt eintauchen.
Zeitweise war auch die Rede davon, mit dem Sensemble Theater in Augsburg das Leben des Räuberhauptmanns in einem Theaterstück auf die Bühne zu bringen. „Da sind wir mit den Verhandlungen noch nicht weiter“, sagt Beck. Er bestätigt, dass es schwierig wird, die Idee am Leben zu halten, wenn es auf Dauer kein Museum mehr gibt.
Auch Landrat Klaus Metzger, zugleich Vorsitzender des Vereins Wittelsbacher Land, hatte bei der Schließung betont, wie wichtig die Erlebniswelt für die Außendarstellung des ganzen Landkreises Aichach-Friedberg ist.
Kissings Bürgermeister Wolf fasst derweil den Plan, eventuell in der Gemeinde ein neues Gebäude zu errichten. Er wünscht sich, dass von dem Museum aus ein Waldstück zu erreichen ist. In der alten HiaslWelt gab es einen Erlebnispfad, rund um das Thema Bäume, Tiere und Wilderei – jedoch innerhalb der Räume, da kein Außenbereich zur Verfügung stand. Wolf betont stets, dass es nicht darum geht, einen Wilderer oder Räuberhauptmann zu verherrlichen, sondern über das Thema Bayerischer Hiasl die geschichtliche und politische Lage der Zeit darzustellen. Beim Thema Neubau möchte er aber keine zu hohe Erwartungshaltung wecken. „Eine schnelle Lösung wird es nicht geben“, sagt er.