Augsburger Allgemeine (Land West)
So viele Jobs wie nie zuvor
Im Jahr 2017 fanden so viele Menschen eine Stelle wie lange nicht – und immer noch sind Arbeitsplätze unbesetzt
Nürnberg/Wiesbaden Nun ist es offiziell: Für den Arbeitsmarkt war 2017 ein wahres Rekordjahr, zumindest, wenn man sich die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland anschaut. Denn wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte, kletterte die Zahl der Arbeitnehmer im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf 44,3 Millionen Menschen. Damit sind in Deutschland 638000 Personen mehr erwerbstätig als noch vor einem Jahr. Das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung.
Grundsätzlich wächst die Zahl der Arbeitnehmer samt der Selbstständigen seit zwölf Jahren kontinuierlich. Das Besondere, die meisten von ihnen sind sozialversicherungspflichtig angestellt. Die Zahl der Selbstständigen und geringfügig Beschäftigten schrumpft dagegen.
Fragt sich: Woher kommen all die zusätzlichen Menschen, die 2017 eine Arbeit gefunden haben. Auch darauf hat die Statistikbehörde eine Antwort: Die zusätzlichen Jobs werden sowohl von Zuwanderern als auch von Inländern erledigt, die zusätzliche Arbeitskraft anbieten. Dazu kommt, dass rund 100 000 Menschen mehr nach Deutschland einpendeln als aus.
Ein Ende des Stellenbooms ist nicht absehbar. Darauf deutet jedenfalls die Entwicklung bei den freien Stellen hin. Denn zum Jahresende hat die Nachfrage nach Arbeitskräften nach Erkenntnissen der Bundesagentur für Arbeit (BA) so stark zugenommen wie selten zuvor. Der von der Bundesbehörde er- mittelte monatliche Stellenindex BA-X sei im Dezember mit einem Plus von sechs Punkten auf 256 Zähler ungewöhnlich steil gestiegen, heißt es.
Die Zahl der sofort oder demnächst zu besetzenden Jobs habe damit zugleich ein Rekordniveau erderzeit reicht. Die kräftig steigende Nachfrage nach Arbeitskräften ist nach Einschätzung der Bundesagentur vor allem auf den wirtschaftlichen Aufschwung zurückzuführen. Viele gut ausgelastete Betriebe seien dadurch gezwungen, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.
Ein Stück weit steckt hinter dem Stellenboom allerdings auch ein in Zeiten der Hochkonjunktur üblicher statistischer Effekt, räumt die Bundesagentur ein. Die guten Jobaussichten veranlassten mehr Mitarbeiter als in Krisenzeiten, sich einen interessanteren oder besser bezahlten Job zu suchen. Dadurch würden mehr Stellen frei, blieben länger unbesetzt und tauchten so häufiger in der Stellenstatistik der Bundesagentur für Arbeit auf.
Auch hinsichtlich der Arbeitslosigkeit präsentiert sich der deutsche Arbeitsmarkt robust. Volkswirte rechnen für Dezember 2017 allerdings mit einer, saisonbedingten, leichten Zunahme der Arbeitslosenzahlen. Sie schätzen aber, dass im Vergleich zum Vorjahr weniger Menschen auf Jobsuche waren.
Für das Gesamtjahr 2017 rechnen Volkswirte und Arbeitsmarktforscher mit durchschnittlich 2,53 Millionen Arbeitslosen, das wären rund
160000 weniger als 2016. Zugleich wäre es der stärkste Rückgang seit
2011. Gebremst hat den Rückgang
2017 die wachsende Zahl arbeitsloser Flüchtlinge. Arbeitsmarktforscher schätzten, dass ohne diese Effekte die Arbeitslosigkeit um weitere 60000 gesunken wäre.